FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

vertrieb & praxis I evi vogl | amundi 258 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 Foto: © Christoph Hemmerich S eit Anfang Juli gehört Pioneer Investments nicht mehr zur italie- nischen Großbank Unicredit, son- dern zum französischen Asset Manager Amundi. Stolze 3,5 Milliarden Euro lie- ßen sich die Pariser das traditionsreiche Fondshaus kosten. Amundi-Chef Yves Perrier ist sichtlich stolz auf die globale Aufstellung seines Unternehmens, und dennoch betont er die lokalen Wurzeln in den einzelnen Ländern. Als es beispiels- weise um die Frage ging, wie die Münch- ner Tochter der Gesellschaft künftig denn heißen solle, schlugen die anglophilen Manager aus Deutschland Namen wie „Amundi Germany“ vor. Der Franzose Perrier dagegen brachte eine andere Firmierung ins Spiel, die sich schließlich durchsetzte: Amundi Deutschland. FONDS professionell traf Länderchefin Evi C. Vogl im Frankfurter Büro des Fondsanbieters zum ersten großen Interview in neuer Position. Frau Vogl, Sie arbeiten seit fast einem hal- ben Jahr nicht mehr für Pioneer, sondern für Amundi. Geht Ihnen der neue Fir- menname schon flüssig über die Lippen? Evi C. Vogl: Ja, ich habe allerdings auch den Vorteil, schon in den Monaten vor der offi- ziellen Übernahme im Juli einer kleinen Arbeitsgruppe angehört zu haben, die an den Details der Fusion gearbeitet hat. Ich war auch vor dem Closing schon häufiger in Paris und habe das Gefühl, das Unternehmen schon ganz gut kennengelernt zu haben. Sie haben schon mehrere Übernahmen und Fusionen miterlebt. Wie läuft die aktuelle im Vergleich zu früheren Inte- grationen? Das ist in der Tat schon die vierte Firmeninte- gration in meiner Karriere. Allerdings ist keine der Fusionen wirklich vergleichbar. Positiv im aktuellen Fall ist mir die akribische Vorberei- tung imVorfeld aufgefallen. Wir arbeiten einen sehr strukturierten, systematischen Prozess ab. Außerdem besteht der Wille, Pioneer sehr schnell in Amundi zu integrieren, was ich für enorm wichtig halte. Schließlich gilt es, keine Zeit zu vergeuden. Die Konzernführung traut den Mitarbeitern vor Ort zudem eine hohe Kompetenz zu. Im Ergebnis wird die Integra- tion von den Managern vorangetrieben, die auch die Verantwortung für die Exekution der Strategie haben. Das sehe ich sehr positiv. Auf einer Skala von null – zwei getrenn- te Firmen – bis zehn – ein wirklich inte- griertes Unternehmen: Wo stehen Sie? Für das Gesamtunternehmen kann ich Ihnen diese Frage nicht beantworten. Die Trans- aktion ist sehr komplex. Amundi ist in 37 Ländern tätig, und in jedem herrscht eine andere Ausgangssituation. In Deutschland sind wir schon sehr weit, was die Integra- tion anbelangt. Wir sind das erste Land, in dem zum 1. November schon die recht- liche Integration abgeschlossen war. Auch die Migration der IT ist schon weit vor- angeschritten. Darum würde ich uns in Deutschland auf Ihrer Skala bereits bei acht oder neun sehen. In einigen anderen Ländern mag das anders aussehen. Insge- samt ist es aber ein langwieriger Prozess. In jedem Land, in dem Amundi tätig ist, müssen von den Aufsichtsbehörden Ge- nehmigungen eingeholt werden, und alles will gut geplant sein. Wir gehen aber da- von aus, dass der Prozess bis Ende 2018 abgeschlossen sein wird. Vor der Fusion hieß es, Pioneer und Amundi würden sich sowohl regional als auch mit Blick auf die Produktpalette gut ergänzen. Stimmt das auch aus deutscher Sicht? Auf jeden Fall. In Europa ist Amundi jetzt Marktführer – in Frankreich sind wir die Nummer eins, in Italien und Österreich dank der Pioneer-Übernahme die Nummer drei. In Deutschland gehören wir nun sicherlich zu den Top-3 der ausländischen Asset Manager. Was die Produkte anbelangt, war Pioneer mit seinen aktiv verwalteten Aktien- und Anlei- henstrategien gut aufgestellt, dazu kommt eine große Multi-Asset-Expertise. Amundi bietet stark wachsende Produktklassen wie ETFs, Immobilienanlagen und Angebote für die Treasury-Abteilungen der Unternehmen. Das ergänzt sich prima. Wir können unseren Kunden nun eine deutlich breitere Palette bie- ten. Auch die Kundenbeziehungen sind groß- teils komplementär: Amundi war in Deutsch- land vor allem im institutionellen Geschäft stark, während Pioneer eine starke Retail- Basis hat, auch dank der engen Zusammen- arbeit mit der Hypovereinsbank. Dazu kommt ein weiterer Vorteil: Als Marktführer in Europa wird man anders wahrgenommen als Evi C. Vogl, Deutschlandchefin des französischen Asset-Management-Giganten Amundi , über die Integration von Pioneer Investments, die künftige Bedeutung des Investmentstandorts München, die Aufstellung im Vertrieb – und das Verschwinden einer bekannten Marke. „Deutschland ist der europäisch » Zu Jahresbeginn lagen die Assets, die Amundi und Pioneer für Kunden aus Deutschland mana- gen, bei rund 36 Milliar- den Euro. Über den Som- mer kamen bereits vier Milliarden Euro dazu. « Evi Vogl, Amundi Evi C. Vogl Evi C. Vogl begann ihre Karriere 1981 im Hypovereins- bank-Konzern, in dem sie mehr als 20 Jahre in verschie- denen Führungspositionen tätig war, unter anderem für die Allfonds International Asset Management (später Activest). 2003 wechselte die studierte Bankfachwirtin mit Abschlüssen der Chicago Booth University und der Stanford University zu Baring, fünf Jahre später wurde sie Sprecherin der Geschäftsführung von BNP Paribas Asset Management in Frankfurt. 2011 übernahm Vogl die Verantwortung für das Deutschlandgeschäft von Pioneer Investments in ihrer Heimatstadt München – und behielt diese Rolle, als der Fondsanbieter im Sommer 2017 von Amundi Asset Management übernommen wurde.

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