FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

markt & strategie I peter e. huber + manfred schlumberger | starcapital 148 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 Foto: © Jose Poblete D er FONDS professionell KON- GRESS war erst wenige Stunden alt, als eine Meldung auf unserer Internetseite als erste faustdicke Über- raschung die Runde machte. Wir hatten aus erster Hand erfahren, dass Peter E. Huber, Partner und Vorstand der Star- capital AG, sich bis Ende des laufenden Jahres Schritt für Schritt aus der Verant- wortung für das Portfoliomanagement des Oberurseler Vermögensverwalters zurück- ziehen will. Hubers Aufgaben soll nach und nach sein Vorstandskollege Manfred Schlumberger übernehmen. Der Redakti- on war das Grund genug, die beiden re- nommierten Fondsmanager zu einem Gespräch zu bitten, um mehr darüber zu erfahren, was 2018 und darüber hinaus bei Starcapital geplant ist. Im Interview erklären die beiden erfahrenen Fondsmanager zudem, warum die Aktienmärkte noch bis zu einem KGV von 33 Platz nach oben haben und warum der zehnjährige Zins auf lange Sicht keine Chance hat, über ein Niveau von drei Prozent zu steigen. Herr Huber, auf dem FONDS professio- nell KONGRESS haben Sie sich durch- aus optimistisch gezeigt in Bezug auf die weitere Entwicklung der Aktienmärkte. Haben Sie angesichts der jüngsten Kor- rektur Ihre Meinung geändert? Huber: Keineswegs. Unseres Erachtens waren die Kursrückgänge im Februar eher so etwas wie eine Unterbrechung in einem lang- fristigen Aufwärtstrend der Aktienmärkte. Man darf dabei nicht verkennen, dass der derzeitige Börsenaufschwung inzwischen mehr als acht Jahre anhält und damit bereits ein sehr reifes Stadium erreicht hat. Ein Treiber war dabei die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken, die die Märkte regelrecht aufgepumpt hat, sodass sich inzwischen ent- sprechende Blasen gebildet haben, insbeson- dere am amerikanischen Aktienmarkt. Das war ja der Grund, weshalb viele Börsen- experten eine bevorstehende scharfe Kurs- korrektur erwartet und zur Vorsicht geraten haben. Das heißt, man ist bei Starcapital nach wie vor der Ansicht, dass Aktien auch weiterhin ein Kauf sind? Schlumberger: Zunächst einmal ist eine stärkere Korrekturphase ja durchaus gesund. Unsere eigenen umfangreichen Analysen der US-Bullen- und Bärenmärkte seit dem Jahr 1870 belegen, dass solche Phasen mit Kurs- verlusten von mehr als 20 Prozent völlig nor- mal sind und langfristig interessante Einstiegs- chancen gerade für antizyklische Anleger bie- ten. Das Problem dabei: In der Regel lässt sich nicht prognostizieren, wann solche Kor- rekturen einsetzen, wie die Entwicklung im Februar erneut gezeigt hat. Aber auf lange Sicht gilt eben auch heute immer noch: Aktien und Aktienmärkte nähern sich immer ihrem langfristigen inneren Wert an, der sich aus der Summe der abdiskontierten künftigen Unter- nehmensgewinne errechnet. Nur können sich die Gewinne von Unternehmen natürlich unterschiedlich entwickeln beziehungsweise erheblichen Schwankungen unterliegen. Schlumberger: Kurzfristig und auf ein- zelne Unternehmen bezogen haben Sie natürlich recht. Deshalb muss man als Fondsmanager eben sehr genau hinschau- en, um zu analysieren, welche Einzel- werte man kaufen sollte und von welchen Titeln man besser die Finger lässt. Aber ich habe gerade über den Durchschnitt von Märkten gesprochen. Das heißt, auch wenn es auf einzelne Unternehmen bezo- gen sicher große Unterschiede in der Ge- winnentwicklung geben kann, bestimmt doch die Gesamtheit aller Aktien die Ent- wicklung eines Marktes als Summe der gehandelten Einzelwerte. Wir haben dazu in unserer hauseigenen Kapitalmarktfor- schung umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, die bis ins Jahr 1870 zu- rückreichen. Zu welchen Erkenntnissen sind Sie gekommen? Huber. Unsere Analysen zeigen, dass die Un- ternehmensgewinne im Grunde seit 150 Jah- ren stets um die gleiche Wachstumsrate herum schwanken. Der Wert liegt mal höher, mal niedriger, bewegt sich aber im langfristigen Durchschnitt zwischen drei und vier Prozent nominal. Rechnet man die Inflationsrate hin- zu, dann dürftenAktienmärkte auch in Zukunft weiterhin mit Raten von im Schnitt 6,5 bis sieben Prozent jährlich wachsen. Daraus lässt sich leicht errechnen, dass man innerhalb von zehn Jahren von einer Verdoppelung der No- tierungen ausgehen kann, was bezogen auf den Dax bedeutet, dass dieser bis zum Jahr 2027 auf rund 27.000 Punkte ansteigen dürfte, und das mit relativ geringem Abwärtsrisiko. Solange die Weltbevölkerung weiter steigt, so- lange wir Entwicklungspotenziale wie in Chi- na und Indien haben und solange wir in Be- reichen wie Biotechnologie, alternativer Ener- gie, E-Mobilität, künstlicher Intelligenz und anderen Sektoren regelrechte Innovations- schübe erleben, solange habe ich keine Bange, dass wir – natürlich unter Schwankungen – deutlich höhere Marktwerte sehen werden. Das Haus Starcapital ist für seine oft konträre Sicht in Bezug auf die Entwicklung der Kapitalmärkte bekannt. Deshalb kann es kaum verwundern, dass ein Branchenurgestein wie Peter E. Huber und sein Vorstandskollege Manfred Schlumberger sich nach wie vor optimistisch in Bezug auf die Zukunft der Aktienanlage zeigen. „Aufwärtsbewegungen sterben » Unseres Erachtens waren die Kursrück- gänge im Februar eher so etwas wie eine Unter- brechung in einem lang- fristigen Aufwärtstrend der Aktienmärkte. « Peter E. Huber, Starcapital

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