FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

276 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 vertrieb & praxis I frauen im asset management Foto: © Fondsfrauen S ie sind blond, sanft und verträumt. Und wenn sie überhaupt mit Energie irgend- ein Ziel verfolgen, dann ist der Plan, eines Tages die Gattin des verwitweten Grafen oder des renommierten Chefarztes zu werden. So wird es in Telenovelas und Soaps gezeich- net – das Bild von der jungen Frau des 21. Jahrhunderts. „Da gibt es keine weibliche Hauptfigur, die durch Mut, Intelligenz oder Ehrgeiz etwas bewirkt“, sagte Helma Sick, Buchautorin und langjährige Inhaberin einer Finanzberatung, beim diesjährigen Gipfeltref- fen des Karrierenetzwerks „Fondsfrauen“. Rund 200 Gäste lauschten Sick, die ihre Zuhörer auf eine Reise durch die Geschichte der Gleichberechtigung mitnahm – von der Rolle der Frau im alten Ägypten über das Lehrerinnen-Zölibat, das noch 1957 in Deutschland galt, bis in die heutige Zeit. Die Gäste – darunter durchaus auch einige Män- ner – waren am Vortag des FONDS profes- sionell KONGRESS nach Mannheim gekom- men, um beim dritten Gipfel der Fondsfrauen dabei zu sein. Mit den Protagonistinnen der Telenovelas hatten die Frauen, die hier anzu- treffen waren, rein gar nichts gemein. Das Fondsfrauen-Netzwerk wurde 2014 ge- gründet und setzt sich seitdem für die Gleich- berechtigung von Frauen in der Investment- branche ein. Mitglieder und Besucherinnen der Gipfeltreffen sind Anlageberaterinnen, Mitarbeiterinnen von Kapitalverwaltungs- gesellschaften oder anderen Unternehmen, die eine Nähe zur Fondsbranche haben. Während in Workshops, die dem eigentlichen Gipfel vorgeschaltet sind, neue Investmenttrends dis- kutiert werden, geht es in den anschließenden Vorträgen und Gesprächsrunden um Heraus- forderungen und Chancen für Frauen im Finanzsektor. Ursachenforschung Dass die Branche immer noch von Män- nern dominiert wird, ist keine neue Erkennt- nis. Es fragt sich nur: Warum eigentlich? Dieser Frage wollten die Fondsfrauen endlich auf den Grund gehen. „Im Jahr 2016 hatten wir gemeinsam mit KPMG eine Studie ver- öffentlicht, die sich mit Gender Diversity in unserer Branche beschäftigte“, sagt Anke Dembowski, Redakteurin beim Magazin „Institutional Money“ und Fondsfrauen-Mit- gründerin. In der Untersuchung von 2016 hat- te sich gezeigt, dass in der Finanzindustrie deutlich weniger Frauen als Männer arbeiten und dass sie es seltener schaffen, in Führungs- positionen zu gelangen. „In Gesprächen mit Fondsgesell- schaften haben wir dann oft gehört, dass ihnen das Thema bekannt ist, sie aber Schwie- rigkeiten haben, genügend weibliche Nachwuchskräfte zu finden“, berichtet Dembowski. Auf ausgeschriebene Füh- rungspositionen melden sich offenbar keine oder nur sehr wenige Bewerberinnen. „Da- her wollten wir in einer zwei- ten Studie in Erfahrung brin- gen, was die Gründe dafür sind“, sagt Dembowski. Ernüchternde Ergebnisse Zum Gipfel lagen die Er- gebnisse der Untersuchung, mit der die Fondsfrauen die Universität Mannheim beauftragt hatten, vor. „Und die sind wirklich ernüchternd“, meinte Dembowski. Banken und Fondsgesellschaften stehen bei Studierenden in Deutschland und in der Schweiz nicht gerade hoch im Kurs. Unter 13 Branchen bewerten die angehenden Akademiker das Image des Finanzsektors am zweitschlechtesten. Noch miserabler schneidet nur die Energiebranche ab. Nichtsdestotrotz gehört die Finanzindustrie für männliche Studenten zu den drei Branchen, in denen sie später gern einen Job finden würden. Für Frauen hingegen kommt der Finanzsektor auf der Liste der für einen Arbeitsplatz attrak- tivsten Branchen erst auf Platz sieben. Für die Studie mit dem Titel „Fearless Girls – Gründe für den geringen Anteil von Frauen in der Finanzbranche“ wurden knapp 1.200 Studentinnen und Studenten der Wirtschafts- wissenschaften an den Universitäten Mann- heim, Frankfurt und St. Gallen befragt. Zwar stufen die Studienteilnehmer die Finanz- branche als durchaus interessant ein, sie erscheint den Befragten aber gleichzeitig als extrem wettbewerbsintensiv. Auch gehen sie davon aus, dass Moral und Ethik im Finanz- sektor kein hoher Stellenwert beigemessen wird. Frauen sind im Asset Management immer noch unterrepräsentiert. Warum das so ist, zeigt eine Studie, die das Karrierenetzwerk „Fondsfrauen“ vorgestellt hat. Zeit für Selbstbewusstsein Welche Förderprogramme gibt es für Frauen im Asset Management? Darüber diskutieren (v. l.) Anja Hochberg (Credit Suisse), Nicolas Moreau (DWS), Evi C. Vogl (Amundi), Alexandra Haggard (Blackrock) und Alexander Leisten (Fidelity).

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=