FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

282 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 vertrieb & praxis I investmentgebühren Foto: © Connel Design | stock.adobe.com, Dirk Beichert BusinessPhoto | AGI I ndexschmusern fällt es immer schwerer, ihre Faulheit zu verheimlichen. So erstat- teten jüngst einige britische Fondshäuser ihren Kunden insgesamt 34 Millionen Pfund (rund 38 Millionen Euro) an Gebühren zu- rück. Die Asset Manager hatten Fonds ange- boten, die sich einfach nur an einem Börsen- barometer orientierten, statt eine eigene Titel- auswahl zu treffen – obwohl sie dies verspro- chen und sich von den Anlegern ent- sprechend hatten honorieren lassen. Der Schritt war freiwillig – mehr oder weniger. Die britische Finanzaufsicht FCA hatte zuvor bei einer Untersu- chung Mängel festgestellt. Daher ent- schlossen sich die Fondsgesellschaften, die überzogenen Gebühren zu erstatten. Wer die Anbieter sind, wollten die Auf- seher aber nicht verraten. Dieser Fall zeigt: Wer für die kas- sierten Gebühren keine angemessene Leistung erbringt, wird es deutlich schwerer haben. Die immer dichtere Regulierung und die Konkurrenz durch günstige börsengehandelte Indexfonds (ETFs) erhöhen den Druck für Anbie- ter von Investmentprodukten, Preis und Leis- tung in Einklang zu bringen. Dabei geraten sämtliche Glieder der Wertschöpfungskette in den Fokus – auch die Vermittler. Die letzte Zuspitzung brachte die Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Diese zerrt viele Kostenpunkte ins Licht, die bislang zwar schon in verschie- denen Dokumenten veröffentlicht wurden, vielen Anlegern aber kaum bewusst waren. Das Thema wird nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Die Branche beginnt, sich offen mit der Frage auseinander- zusetzen. „Die Sensibilität unserer Kunden gegenüber Kosten nimmt zu, nicht allein wegen Mifid II“, hält Christian Machts fest, der bei Blackrock den Retailvertrieb in Deutschland, Österreich und Osteuropa leitet. „Die genaue Aufschlüsselung der Kosten wird auf Dauer den Markt verändern. Anbieter und Berater müssen die einzelnen Positionen genauer erklären. Dies wird vermutlich zu umfassenden Diskussionen führen.“ In die gleiche Richtung argumentiert Stefan Jochum, Deutschlandchef von Santander Asset Ma- nagement. Die Entwicklung in der Branche weise in Richtung eines verschärften Wett- bewerbs- und Kostendrucks und einer tief- gehenden Transparenz. „Wir können dem nicht ausweichen, wir müssen uns der Auf- gabe stellen“, plädiert Jochum. Heikle Debatte Die Debatte birgt Sprengkraft. Einer der Punkte ist die Aufteilung der Gebühren zwi- schen Fondsgesellschaft und Finanzvertrieb. Zwar sind sowohl die Verwaltungsgebühren des Anbieters als auch der Aufwand für die Vermittler zumindest grundsätzlich bekannt und ausgewiesen. Doch nunmehr müssen die- se Eckdaten nicht nur prozentual, sondern in exakten Euro- und Cent-Beträgen angegeben werden. „Damit steht besonders der Vertrieb gegenüber den Kunden unter erhöh- tem Rechtfertigungsdruck“, sagt ein Brancheninsider. Denn der Kosten- block des Fondsanbieters nehme sich im Vergleich zu dem der Intermediäre eher bescheiden aus. Legt man die laufenden Kosten neben die Ver- triebsfolgeprovision, so entfällt bei einigen der Top-Bestandsfonds im freien Vertrieb mitunter gut die Hälfte der Gebührenlast auf die Vermitt- lungsleistung (siehe Grafik zu Provi- sionen auf Seite 284). Manche Beobachter schließen nicht aus, dass sich darüber innerhalb der Branche eine Debatte entzünden könnte – die gar in einen Bruch mün- Eine Diskussion um den angemessenen Preis für ihre Dienste erfasst die gesamte Investmentindustrie – und birgt das Potenzial, die Branche zu spalten. Wie viel Euro fürs Prozent? Rabattschlacht im Einzelhandel: Die Gebühren im Fondsgeschäft stehen unter Beobachtung. Das betrifft nicht nur die Anbieter. Auch die Kosten des Vertriebs rücken in den Fokus. Unter Druck Durchschnittliche volumensgewichtete Gebühren von US-Fonds Seit rund 15 Jahren fallen in den USA die Fondskosten. Mischfonds konnten das Niveau noch am ehesten halten. Quelle: ICI Factbook 2017 0,50 % 0,75 % 1,00 % 1,25 % 2016 2014 2012 2010 2008 2006 2004 2002 2000 US-Aktien- fonds Gebühren US-Anleihen- fonds Gebühren US-Misch- fonds Gebühren

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