FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

bank & fonds I norber t wolf | steyler bank 296 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 Foto: © Cornelis Gollhardt D ie Steyler Missionare sind eine ka- tholische Ordensgemeinschaft, in der sich über 6.000 Patres weltweit in sozialen Projekten engagieren. Mit der Steyler Bank gründete der Orden vor rund 50 Jahren ein eigenes Kreditinstitut, das sich schon lange vor dem aktuellen Trend dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat. FONDS professionell traf Norbert Wolf, den Geschäftsführer des Instituts, am Unternehmenssitz in St. Augustin bei Bonn zum Interview. Herr Wolf, können Sie uns etwas über den Ursprung Ihres Hauses erzählen? Wie kam es dazu, dass die Steyler Mis- sionare eine eigene Bank gegründet ha- ben? Steht die Gründung einer Bank nicht imWiderspruch zur traditionellen Missionarstätigkeit? Norbert Wolf: Die Steyler Missionare legen tatsächlich ein Armutsgelübde ab, jedoch bedarf das, was der Orden seit 1875 für die Menschen tut, seit jeher auch finanzieller Mit- tel. Insofern gab es schon immer Förderer, die den Missionaren temporär Geld zur Verfü- gung gestellt und die daraus erwirtschafteten Erträge dem Orden gestiftet haben. Mit Grün- dung der Bankenaufsicht Anfang der 1960er- Jahre stellte die Hereinnahme der Gelder je- doch ein erlaubnispflichtiges Bankgeschäft dar. Dies bedeutete den Startschuss für die Gründung unserer eigenen Bank. Wie reagierten die Missionare auf die Idee, eine eigene Bank zu gründen? In der Ordensgemeinschaft ist der Vorschlag kontrovers diskutiert worden. Einige Patres sahen darin eine Zuwendung hin zum Kapi- talismus. In den Anfangsjahren hat man auch ganz bewusst die Titulierung „Bank“ vermie- den. Als „Missionssparinstitut“ gegründet, be- kannten wir uns erst Ende der 1990er-Jahre offiziell zum Bankgeschäft und firmieren seit- dem als Steyler Bank. Neben unserem Min- derheitsgesellschafter M.M.Warburg ist eine gemeinnützige GmbH mit 98 Prozent unser Hauptgesellschafter. Dabei kommen die er- zielten Gewinne über die Gesellschaft sozia- len Projekten in aller Welt zugute. Neben der normalen Geschäftstätigkeit fungiert die Bank auch als Fundraiser für die Mission. Oftmals treten Kunden Kapital an uns ab oder begüns- tigen nach ihrem Ableben mit ihrer Einlage soziale Projekte. Dürfen bei Ihnen nur Menschen mit ka- tholischem Glauben Kunden werden? Fragen Sie neue Kunden bei der Konto- eröffnung nach ihrem Glauben? Da die Steyler Missionare eine katholische Glaubensgemeinschaft sind, kommen die meisten unserer Kunden natürlich aus dem katholischen Milieu. Doch wir zählen auch Protestanten und Menschen anderer Religio- nen zu unserer Kundschaft. Der katholische Glauben ist keine Voraussetzung, um bei uns ein Konto zu eröffnen. Wichtiger finden wir, dass unsere Kunden unsere Werte mittragen. Nach der Konfession fragen wir bei der Kon- toeröffnung lediglich aus steuerlichen Gründen – wie jede andere Bank auch. Gemeinsam mit dem Bankhaus M.M. Warburg legen Sie eigene Investment- fonds auf. Welche Anlagekriterien berücksichtigen Sie für diese Fonds? Als die Missionare die Bank gründeten, ging es vor allem um die Frage, wie wir das uns überlassene Geld anlegen. Die Anlage sollte unserem Wertesystem ent- sprechen und verantwortungsvoll sein. Wir setzen uns beispielsweise für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein. Da in- vestieren wir natürlich nicht in die Rüstungs- oder Waffenindustrie. Als wir das Konzept in den vergangenen Jahren immer mehr syste- matisierten und professionalisierten, merkten wir jedoch, dass eine Anlage, die sich nur nach Ausschlusskriterien richtet, nicht mehr zeitgemäß ist. Wir wollten auch in Unterneh- men investieren, die etwas Gutes für unsere Gesellschaft tun. Daraufhin haben wir den „Best in Class“-Ansatz gewählt. Zusammen mit dem Researchhaus Oekom aus München haben wir ein Anlageuniversum mit rund 500 Titeln erarbeitet, das sowohl Ausschluss- als auch Positivkriterien berücksichtigt. Wer verantwortet das Management der Wertpapierfonds? Das Nachhaltigkeitsresearch liegt bei uns im Hause. Wir besitzen eine eigene Stabsstelle, die sich ausschließlich mit dem Thema Nach- haltigkeit beschäftigt. Auch ich als Geschäfts- führer befasse mich jeden Tag mit diesem Themengebiet. Da wir ein kleines Bankhaus mit nur 50 Mitarbeitern sind, werden die Fonds rein formell derzeit durch Warburg Invest in Hamburg gemanagt. Sie haben in Ihrem Haus einen Ethikrat installiert. Welche Aufgaben hat dieses Gremium? Wir besitzen einen Ethikanlagerat sowie einen Ethikausschuss für die Gesamtbank. Die The- Norbert Wolf , Geschäftsführer der Steyler Bank, über die Ethikscouts des Steyler Missionarsordens, die Herausforderungen bei der nachhaltigen Geldanlage, instituts- eigene Treuhandstiftungen und die Frage, wie er seine Kundenberater steuert. » Wir haben keine Ver- triebsaktionen im Sinne von ›Heute müssen wir Fonds A verkaufen‹. « Norbert Wolf, Steyler Bank Norbert Wolf Norbert Wolf ist seit rund 20 Jahren Geschäftsführer der Steyler Bank in St. Augustin bei Bonn. Er verantwortet den Vertrieb und das Marketing sowie das Eigenanlagen- management. Außerdem leitet er das bankeigene Stif- tungszentrum. Seine Ausbildung absolvierte der 53-jäh- rige Wolf bei einer Volksbank im Rheinland. Nach dem Studium startete er seine Karriere mit einem Trainee- programm bei der Deutschen Bank. „Wir sind der reinrassige

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