FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

310 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 bank & fonds I etf-dachfonds der retailbanken Foto: © Sonja Birkelbach | stock.adobe.com E inst galt es als Qualitätsmerkmal, wenn das Ergebnis eines Gesprächs beim Bankberater ein möglichst individuell maßgeschneidertes Portfolio war. Eine auf die Anforderungen des Kunden ausgerichtete Mischung aus Aktien- und Anleihefonds, gar- niert mit einer Portion chancenträchtiger Ein- zeltitel – das galt als ideales Depot. Doch die- se Praxis ist passé. Das heutige Rezept setzt vielmehr auf eine Art Fließbandpro- duktion. Vermögensverwaltende An- sätze von der Stange sollen Kosten sparen und zugleich eine einheitliche Qualität sicherstellen. Ein Fächer an Variationen soll es dennoch ermögli- chen, die Kundenbedürfnisse mög- lichst individuell zu erfüllen. Dabei setzen immer mehr Banken auf vermögensverwaltende Dach- fonds, die ihrerseits in günstige bör- sengehandelte Indexfonds (ETFs) in- vestieren. Dieser Trend entspringt dem Wandel, in dem die Welt der Finanz- beratung begriffen ist. Denn die Geld- häuser versuchen einerseits, in der Finanzkrise verloren gegangenes Ver- trauen zurückzugewinnen. Andererseits spin- nen Regulierer ein immer dichteres Netz, in das sich die Kundenbetreuung der Institute einfügen muss. Über all dem stehen steigende Kosten, sinkende Erträge, die Digitalisierung sowie die Konkurrenz durch neue Akteure. „Wir stehen vor einer neuen Ära in der Beratungswelt“, formuliert es Peter Scharl, der bei Blackrocks ETF-Sparte iShares das Ge- schäft für Deutschland, Österreich und Ost- europa leitet. „Bislang sind Berater es ge- wohnt, selbst Wertpapiere auszuwählen. Dies wird sich ändern“, prophezeit Scharl. Die Markteinschätzung und Asset Allocation er- folge immer häufiger aus einem Guss. „Diese Einschätzung wird dann in Form von Rund- um-Anlagelösungen über die Berater an die Kunden weitergereicht“, erläutert Scharl. Be- rater würden sich zu ganzheitlichen Wealth Managern wandeln, die ihren Kunden kom- plette Anlagelösungen vermitteln. Saubere Portfolios Die Anlageentscheidungen in einer Hand zu konzentrieren spart Kosten und stellt si- cher, dass die regulatorischen Vorgaben erfüllt sind. Damit können Banken ihre Haftungs- risiken in der Beratung senken. „Aufgrund der Regulierung gewinnt ein Punkt in der Finanz- beratung an Bedeutung: ein Portfolio sauber aufzustellen, sprich transparent und kosten- günstig“, erläutert Christian Machts, Retail- Vertriebsleiter bei Blackrock für Deutschland, Österreich und Osteuropa. Transparenz und geringe Kosten: Das er- möglicht der Einsatz von börsengehandelten Indexfonds. Einer der Vorreiter in diesem Bereich war die Hypovereinsbank mit ihren HVB Vermögensdepots privat. Die ersten Varianten dieser ETF-Dachfonds legten die Münchener bereits 2008 beim Partner Pioneer Investments auf, der heute Amundi gehört. Dabei gießen die Portfoliomanager die Einschätzung des HVB-Chefanlage- strategen in die Fonds. Das Manko des Vorreiters ist jedoch, dass die Kos- tenvorteile der ETFs nicht voll bei den Anlegern ankommen. Die laufenden Gebühren reichen je nach Variante bis weit über zwei Prozent per annum – wenngleich die HVB Vermögens- depots nicht ausschließlich in ETFs investieren, sondern auch in aktive Fonds sowie Anleihen. Etwas schlanker unterwegs ist die Deutsche Bank mit ihrer Produktreihe Best Allocation. Wie bei der HVB fließt die Konjunktur- und Marktsicht der hauseigenen Anlagestrategen in Banken setzen vermehrt auf vermögensverwaltende ETF-Dachfonds. Damit hoffen sie vor Aufsehern, Kunden und im Wettbewerb zu bestehen. Individuell von der Stange Farbenvielfalt vom Fließband: Banken versuchen, mit standardisierten Produkten den Spagat zwischen maßgeschnei- derter Anlageberatung und geringen Kosten zu meistern. Deutliche Unterschiede Ausgewählte ETF-Dachfonds im Vergleich zum offensiven Feld In der offensiven Gruppe setzte sich das Blackrock-Portfolio von der Konkurrenz ab. Das DB-Produkt bleibt hingegen zurück. Quelle: Morningstar 8.500 9.000 9.500 10.000 10.500 11.000 11.500 12.000 Blackrock Indexinvest Chance Morningstar-Kat. Mischfonds aggressiv Deutsche Bank Best Allocation Flexible Euro 2017 2016 2015 ’18

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