FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

D ass Gier und Angst zu den wesent- lichsten Anlegeremotionen zählen, wissen wir. Kurios wird es aber, wenn beide Gefühle gleichzeitig auftreten, in ein und derselben Person. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn jemand, der Aktien als zu riskantes Investment ablehnt, nach mehreren tausend Prozent Kursanstieg unbedingt noch Kryptowährungen kaufen will. Und das ob- wohl allein das Verständnis des Blockchain- Konzepts für Nicht-Mathematiker und Com- puterlaien schon eine Herausforderung dar- stellt. Auf einmal füllen Begriffe wie Token, Mining, Ether und natürlich Bitcoin die Me- dien, und der risikoaverse Sparbuchsparer hat plötzlich Angst, etwas zu versäumen. Für die Berater war das bislang ein eher sekundäres Problem. Denn im Fall von Kundenanfragen konnte man relativ unverbindlich darauf hin- weisen, dass vor allem Bitcoin über diverse Handelsplattformen zu erstehen seien. Ent- sprechende Produkte, die man hätte vermitteln können, gab es gar nicht. Sämtliche Versuche, Kryptowährungen zu verbriefen, in Fonds oder ETFs zu gießen, sind bislang gescheitert – mit Betonung auf „bislang“. Denn inzwi- schen sind unter der allgemeinen Wahrneh- mungsschwelle die ersten Produkte aufge- taucht, die sich weltweit dem Thema Krypto nähern. LedgerX und TrueEx sind beispiels- weise kleinere Clearinghäuser, die entspre- chende Futures im Repertoire haben. Diese Player könnte man noch als Nische abtun, würden nicht auch CBOE Global Markets und vor allem CME, ihres Zeichens die größ- te Derivatebörse der Welt, auf ihren Plattfor- men Bitcoin-Futures anbieten. Laut Eigenan- gaben haben CBOE und CME im Februar ein tägliches Tradingvolumen von 140 Millionen US-Dollar an Bitcoin-Papieren abgewickelt. Das Tagesvolumen von direkt gehandelten Bitcoin lag im selben Zeitraum allerdings bei einem Gegenwert von rund einer Milliarde US-Dollar – der Derivatemarkt steckt also noch in den Kinderschuhen. Die Instrumente in Deutschland Und trotzdem: Auch in Europa beziehungs- weise in Deutschland können Asset Manager bereits in Bitcoin-Derivate investieren. Seit dem Vorjahr kann der vom schwedischen Emittenten XBT Provider gestrickte Bitcoin- und Ethereum-Tracker auch in Deutschland gehandelt werden. Vereinzelt haben Asset Manager, etwa Acatis, dieses Instrument ein- gesetzt, wobei die Gewichtung der Krypto- währungen zum Teil beeindruckend hoch aus- fiel. Bis zu zehn Prozent des Volumens kön- nen in Bitcoin investiert werden. Das Acatis- Produkt, das im Vorjahr extrem gut gelaufen ist, im laufenden Jahr jedoch unter Start- schwierigkeiten gelitten hat, läuft mit der ISIN DE000A0RKXJ4 unter dem Namen Datini Valueflex. Immo- und Krypto-Fonds Einen Schritt weiter in der Komplexität ging die Venture-Capital- und Private-Equity- Gesellschaft Bitrealcapital. Seit April hat man von der Bafin die Zulassung für den haus- eigenen Gewerbeimmobilien- und Block- chain-Technologie-Fonds Bitreal Real Estate Crypto Opportunities Fund 1 in der Tasche. Das Vehikel ist ein Spezial-AIF, der sich an professionelle und semiprofessionelle deut- sche Investoren wendet – das Mindest- investment beträgt 500.000 Euro. Das Eigen- kapitalvolumen des Fonds ist auf 40 Millio- nen Euro ausgelegt. Laut dem Fondsinitiator investiert das Management in AA-Core-Gewerbeimmobi- lien – es besteht eine Teilfinanzierung der Banken – in den zehn führenden Wirtschafts- regionen Deutschlands sowie in „etablierte Blockchain-Technologie-basierte Token/ Coins und virtuelle Währungen“. Der Busi- nessplan sieht folgendes Startportfolio vor: AA-Gewerbeimmobilien 75 Prozent, Cash- Position – in diesem Fall also Kryptowährun- gen – 20 Prozent und eine Euroreserve in Höhe von fünf Prozent. Das anvisierte Er- tragsziel gibt die Gesellschaft mit rund 15 Prozent pro Jahr an, die Fondslaufzeit beträgt sieben Jahre. Interesse von Family Offices Laut Unternehmensangaben können die Investoren wählen, ob sie Einzahlungen in den Fonds in Euro oder direkt in Kryptowäh- rungen wie Bitcoin oder Ethereum leisten. Unabhängig von der eingezahlten Währung sollen Investoren am Laufzeitende ihre Rück- Die ersten Fondsprodukte und Derivate mit Krypto-Exposure sind auf dem Markt. Damit stellt sich die Frage nach der Portfoliokonstruktion neu. Eine Prise Bitcoin Bitcoin, was nun? Bislang waren Kryptos nur direkt über diverse, teils intransparente Handelsplattformen erhältlich. Inzwischen stehen Produkte zur Verfügung, die eine Beimengung in professionelle Investmentportfolios ermöglichen. Foto: © AA+W | stock.adobe.com 108 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 markt & strategie I kryptowährungen

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