FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

130 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 markt & strategie I fondstipps A uch an den Zinsmärkten scheint es so zu sein, dass angekündigte Katastro- phen ausbleiben. Viele Berichte warnen seit Jahren vor der „Zinswende“, und obwohl sie mit großer Wahrscheinlichkeit schon statt- gefunden hat, ist bislang wenig passiert. Seit Mitte 2016 steigen sowohl in den USA als auch in Deutschland die Renditen von Staats- anleihen, wobei der Franklin-Templeton-Star- fondsmanager Michael Hasenstab für zehn- jährige US-Staatsanleihen auch schon die Vierprozentmarke am Horizont sieht. Sei- tens der Anleger nimmt die Skepsis bei Rentenfonds derzeit wieder zu. Nach Re- kordzuflüssen von knapp 115 Milliarden Euro im Vorjahr zogen Anleger laut dem Datenbankanbieter Mountain-View im an- gelaufenen Jahr bereits elf Milliarden Euro aus der Fondsgruppe ab. Rentenfondsempfehlung Für viele Investmenthäuser ist dies kein Grund, keine Rentenfondsempfehlungen auszusprechen. Die quartalsweise abgefrag- ten Fondsempfehlungen stiegen hier ge- genüber der letzten Befragung im ersten Quartal um knapp 19 Prozent auf 38 Produk- te. Bei einer genaueren Betrachtung der Liste zeigt sich, dass die Investmenthäuser dabei besonders auf riskantere Produkte setzen. So erhöhte sich etwa die Zahl der Empfehlungen von Schwellenländeranleihenfonds von vier auf sieben. Dieses Anleihensegment erlebt derzeit eine Art Sonderkonjunktur. Wie die Statistik von Mountain-View zeigt, verzeich- neten Emerging-Markets-Bonds 2018 bislang keine Mittelabflüsse. Anleger investierten so- gar weitere neun Milliarden Euro in diese Fondsgruppe (siehe Grafik). Ebenfalls mehr Empfehlungen von Fondsgesellschaften er- hielten Hochzinsanleihen, hier erhöhte sich die Zahl allerdings nur von einem auf vier Fonds. Neuer EM-Bond-Fonds Ein Kauftipp der Berenberg Bank zeigt, dass langsam, aber sicher auch im Zinsbereich das Thema „Nachhaltigkeit“ an Terrain ge- winnt. Die Bank legt institutionellen, aber auch privaten Investoren den Berenberg Sustainable Emerging Markets Bonds ans Herz. Der von Frederic Waterstraat gemanagte Fonds wurde Ende Januar lanciert und steht seit April auch Privatkunden offen. Da das Angebot für An- leger, die auch bei Schwellenländeranleihen auf Nachhaltigkeit Wert legen, bislang eher überschaubar ist, darf Berenberg hier auf In- teresse hoffen. Auf Ertragspotenzial müsse da- bei nicht verzichtet werden: „Unsere Strategie weist im Umfeld negativer Zinsen ein über- durchschnittlich hohes Ertragsprofil auf. Der durchschnittliche Kupon liegt aktuell bei 5,2 Prozent, die laufende Rendite beträgt vier Prozent“ , erklärt Deutschlands älteste Privat- bank zu ihrem Fondstipp. Ebenso würden fundamentale Stärke, Liquidität und Markt- tiefe in den Schwellenländern beständig zu- nehmen. „Dieses Segment ist mittlerweile so weit gereift, dass zu jeder Zeit eine breite Streuung gewährleistet ist und es auch mög- lich ist, Nachhaltigkeitskriterien anzule- gen“ , so Fondsmanager Waterstraat. Komplexe Titelauswahl Der Kriterienkatalog bei der Auswahl der Papiere, die man kauft, ist lang. Dem- nach wird etwa in Anleihen autoritär ge- führter Länder, die internationale Men- schenrechts- und Umweltvereinbarungen nicht anerkennen oder als besonders kriegs- treibend eingestuft werden, nicht investiert. Im Anschluss an ein Ausschlussverfahren werden die Anleihen aus dem Anlageuni- versum nach einem Best-in-Class-Ansatz bewertet, wobei das Management neben Bonitäts- auch Nachhaltigkeitsratings be- Foto: © fotofrank | stock.adobe.com Wegen der zu erwartenden Wende in der Zinspolitik flüchteten Anleger zuletzt aus Rentenfonds. Dennoch raten zahlreiche Fondsanbieter zu der Anlageklasse. Hoch prozentige Empfehlungen Kommt die Zinswende? Welchen Weg die Europäische Zentralbank bei ihrer Zinspolitik einschlagen wird, ist weiterhin offen. Die Fondsgesellschaften raten bei Anleihen daher vermehrt zu Schwellenländer- oder Hochzinsportfolios. Mittelaufkommen EM-Bonds Anleger zogen 2018 elf Milliarden Euro aus Rentenfonds ab. Bei Schwellenländer-Bonds greifen sie aber weiter zu. Auch die Fondshäuser raten vermehrt zu den Produkten. Quelle: Mountain-View -20 -10 0 10 20 30 40 50 2018 2016 2014 2012 2010 2008 Mrd. Euro E Mittel Zu- und Abflüsse

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