FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

D ie Pleite des Containeranbieters P&R ist für die Kritiker des Beteiligungs- marktes ein willkommener Anlass für eine neue Attacke. „Alternative Investments wie in Container oder geschlossene Fonds sind nichts für die Rente“, schreibt etwa die Tageszeitung „Neues Deutschland“ und legt nach: „Die strengeren Regeln etwa im Kapi- talanlagegesetzbuch (KAGB) sollten Klein- anleger (...) nicht in Sicherheit wiegen.“ Die sozialistische Tageszeitung ist für ein Verbot des aktiven Vertriebs an Privatanleger. Glücklicherweise hat das in Ostberlin an- sässige Medium wenig Einfluss. Gefährlicher sind diesbezüglich Verbraucherschützer und Politiker, von denen sich viele dank P&R wie- der auf den Plan gerufen fühlen. In einer klei- nen Anfrage an die Bundesregierung wollte die Bundestagsfraktion der Grünen Mitte April unter anderem wissen, ob es „im Be- reich des grauen Kapitalmarktes noch Regu- lierungslücken“ gebe. „Wenn ja, welche, und wie will die Bundesregierung diese schlie- ßen?“, fragen die Abgeordneten nach. Wie so oft vermischen die fürsorglichen Volksvertreter Äpfel mit Birnen. Nicht nur, dass die Bundesregierung in ihrer Beantwor- tung der Anfrage das P&R-Geschäftsmodell inhaltlich bewerten soll, was sie eigentlich nicht kann, die Grünen wollen auch den geschlossenen Schiffsfonds auf den Grund gehen, die mit P&R nichts gemeinsam haben und aus mehreren Gründen seit einigen Jahren vom Markt verschwunden sind. Außerdem fordert der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick, ein Provisionsverbot und bei großen Anlage- summen Tragfähigkeitsgutachten eines unab- hängigen Wirtschaftsprüfers. Eine Aufsicht, die einen Prospekt nur auf Vollständigkeit, Verständlichkeit und Widerspruchsfreiheit prüft, reiche nicht. Begründung: „Es wird wie- der einmal deutlich, dass die bisherige Rechts- lage zu kurz greift, umAnlegerinnen und An- leger vor nicht tragfähigen Geschäftsmodellen zu schützen.“ Positiver Beweis fehlt Journalisten nehmen die Kritik gern auf. Das „Handelsblatt“ bedauerte kürzlich, dass „eher die Lobbyisten der Finanzbranche in Berlin Gehör“ fänden und der Anlegerschutz in Deutschland „noch viele Jahre Flickwerk“ bleibe. Der Bayerische Rundfunk stellte die These auf, dass im sogenannten grauen Kapi- talmarkt besonders Anleger gefährdet seien, die „Gutes tun und daran verdienen wollen“. Die hohen Renditen müssten ein Alarmsignal sein – und trotzdem würden „jedes Jahr Zehn- tausende Anleger 20 bis 25 Milliarden Euro“ verlieren. Verbraucherschützer können nicht nur wegen Produkt- und Marktschwächen be- haupten, dass der Beteiligungsmarkt gefähr- lich ist, sondern auch, weil der positive Be- weis seitens der Branche fehlt. Es gibt keine umfassenden und standardisierten Erhebungen darüber, wie gut unternehmerische Beteili- gungen in Form von geschlossenen Fonds, Anleihen, Genussrechten, Direktinvestments oder Gold- und Edelmetallsparplänen für die Anleger funktionieren. Im Schnitt 150 Prozent Rückfluss Richtigerweise heißt es auf der Plattform Geldanlage.de, dass bei geschlossenen Fonds sehr gute Erträge möglich, sie aber mit höhe- ren Risiken verbunden sind. Anlageformen mit überdurchschnittlicher Rendite seien fast immer mit einem ebenfalls überdurchschnitt- lichen Risiko ausgestattet. Wer die Beteili- gungsbranche wirklich kennt, kann das – die Kriminalfälle außen vor gelassen – bestätigen. In der Bundesbank-Statistik über das Ver- mögen der geschlossenen inländischen Invest- mentfonds waren Ende 2017 rund 3.500 Fonds mit einem Vermögen von 78,2 Milliar- den Euro (inklusive Verbindlichkeiten) erfasst. Im Gesamtjahr wurden 4,4 Milliarden Euro Ertrag ausgeschüttet. Das entspricht über- schlägig einem Ertrag von 5,7 Prozent des Vermögens beziehungsweise 4,1 Prozent, be- zogen auf das anfänglich platzierte Eigen- kapital. Im Vergleich zu 2016 ist das Eigen- kapitalergebnis deutlich gestiegen. FONDS professionell beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit der Performance geschlossener Fonds (siehe unter anderem FONDS professionell 2/2017, Seite 152). Für diese Ausgabe hat die Redaktion erneut die Ergebnisse von aufgelösten geschlossenen Fonds untersucht. Die Stichprobe besteht aus Der Beteiligungsmarkt steht wegen der P&R-Pleite schon wieder in der Kritik. Dabei wird vergessen, dass Hunderte Fonds gute Ergebnisse abgeliefert haben. Überzeugende Performance Es gibt sie wirklich, die guten geschlossenen Fonds. Und man muss sie gar nicht mit der Lupe suchen. FONDS professionell hat 654 Beteiligungsmodelle analysiert, die ihren Anlegern zum Teil satte Gewinne beschert haben. Foto: © Rawf8 | stock.adobe.com 142 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 sachwerte I geschlossene fonds

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