FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

D ie Versorgung imAlter ist ein wesent- lich umfassenderes Thema, als es bei oberflächlicher Betrachtung den An- schein hat. Es umfasst nicht nur die Sicher- stellung der Finanzen, sondern auch das Woh- nen und unter Umständen auch die Betreuung älterer Menschen. Und vor allem Letzteres ist ein „Wachstumsmarkt“. „Die Angehörigen- pflege wird im Lauf der 2020er-Jahre rück- läufig sein, was den Bedarf an professioneller Pflege erhöhen wird“, sagt Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit beim RWI Essen. Zurzeit gibt es rund drei Millionen Pflegebedürftige in Deutschland. 800.000 von ihnen werden in Heimen betreut. Augurzky rechnet bei „gleichbleibender Pfle- gewahrscheinlichkeit“ vor, dass im Jahr 2030 zirka 1,4 Millionen Menschen stationär ge- pflegt werden müssen. Dafür fehlen bis zu 400.000 Betten. Daher müssen nach Exper- tenschätzungen bis 2030 mindestens 50 bis 85 Milliarden Euro in Neu- und Ersatzbauten investiert werden. „Das ist eine Summe, die ohne privates Kapital nicht zu finanzieren ist“, meint die Beratungsgesellschaft Terranus. In der Immobilienwirtschaft ist die Pflege ein Nischenthema. Doch professionelle Investo- ren haben es für sich entdeckt. Das ist nicht verwunderlich, weil dieser Assetklasse bei relativ geringen Risiken attraktive Chancen nachgesagt werden. Ende 2017 betrug die Nettoanfangsrendite für erstklassige Pfle- geheime laut der Beratungs- und Makler- gesellschaft CBRE fünf Prozent. Laut CBRE haben Investoren im vergangenen Jahr Pfle- geimmobilien für gut eine Milliarde Euro ge- kauft. Das Transaktionsvolumen lag gut ein Drittel über dem langfristigen Durchschnitt seit dem Jahr 2005. Mit einemAnteil von 64 Prozent haben 2017 vor allem ausländische Akteure in Pflegeheime investiert. Außerdem waren zuletzt auch Finanzinvestoren in die- sem Markt sehr aktiv. Die Private-Equity- Gesellschaften kaufen aber nicht nur die Immobilien, sondern auch die Betreiber. Nach Angaben der Beratungsgesellschaft Terranus haben 2017 Betriebe mit über 40.000 Pflege- betten den Eigentümer gewechselt. Das sind rund fünf Prozent des gesamten Angebots in Deutschland. Gute wirtschaftliche Lage In ihrem „Pflegeheim Rating Report 2017“ berichten RWI, HCB, Deloitte und Terranus, dass sich die meisten deutschen Pflegeheime in einer guten wirtschaftlichen Lage befinden. Schrieben 2013 noch 20 Prozent der Pflege- heime einen Verlust, so waren es 2015 nur noch zehn Prozent. In jenem Jahr befanden sich lediglich zwei Prozent der Heime im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, 82 Prozent im „grünen Bereich“ mit geringer Insolvenzgefahr und 16 Prozent lagen da- zwischen. Pflegeheime sind aufgrund der demografischen Entwicklung ein chancenreiches Investment. Allerdings sind die Immobilienpreise zurzeit sehr hoch. Zukunftsmarkt Pflege Wohl alle Senioren wünschen sich, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Doch irgendwann ist das oft nicht mehr möglich – und der Umzug in ein Pflegeheim steht an. Markt für Pflegeheimimmobilien Durch die starke Nachfrage vor allem von institiutionellen Investoren steigen die Preise von Pflegeheimen, was sich in sinkenden Renditen widerspiegelt. Der Renditeaufschlag zu Bundesanleihen bleibt jedoch hoch. Quelle: CBRE 0 % 0 9 % 3,5 Rendite Transaktionsvolumen Mrd. Euro 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 8 % 7 % 6 % 5 % 4 % 3 % 2 % 1 % Spitzenrendite Pflegeheime Spitzenrendite Büro (Top 5) Rendite zehnjähriger Bundesanleihen Transaktionsvolumen 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2010 2005 2006 2007 2008 2009 Foto: © Kzenon | stock.adobe.com 154 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 sachwerte I pflegeimmobilien

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