FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

W er durch die Eppendorfer Landstra- ße in Hamburg schlendert, vorbei am Nivea-Haus und der Bar Italia, bleibt unvermittelt vor einem Ladenlokal stehen, das er hier nicht erwartet hatte: eine Filiale der Deutschen Vermögensberatung (DVAG), mitten auf der Einkaufsmeile. Das Backsteingebäude an der Ecke zur Gustav- Leo-Straße diente früher als Zweigstelle der Deutschen Bank. Doch die Bank zog aus, weil sich das Geschäft für sie nicht mehr lohnte. Also mietete die DVAG die Räumlichkeiten an – samt Kontoauszugsdrucker und Geldautomat der Deutschen Bank, die an Ort und Stelle stehen blieben. Die Filiale in Hamburg-Eppen- dorf ist nur ein Beispiel dafür, wie die DVAG munter weiter expandiert – während große Teile der Branche über Kostendruck, Regulierung und Magerzinsen klagen. Deutschlands größter Finanzvertrieb meldet ein Rekordergebnis nach dem anderen, auch weil er es schafft, die Digitali- sierung für sich zu nutzen, statt sich von ihr überrollen zu lassen. Bald werden die Zahlen noch beeindruckender aussehen, denn die DVAG übernimmt im Sommer den Ex- klusivvertrieb der Generali in Deutschland. Präsenz erhöhen Hamburg-Eppendorf ist eine von bundes- weit sieben ehemaligen Geschäftsstellen der Deutschen Bank, in denen die DVAG in den vergangenen Monaten „Beratungszentren“ eröffnet hat. Betrieben werden sie von selbst- ständigen Vermögensberatern, doch die Frankfurter DVAG-Zentrale beteiligt sich finanziell. „Die Beratungszentren sind ein Pilotprojekt“, sagt eine Sprecherin. „Abhängig von den Erfahrungen werden wir über die Ausweitung entscheiden. Bislang wurden unsere Erwartungen erfüllt.“ Die Beratungszentren stünden keineswegs „für eine Abkehr vom DVAG-Erfolgsrezept, Kunden zu Hause aufzusuchen und sie in ihrer vertrauten Umgebung zu beraten“, heißt es im Geschäftsbericht des Finanzvertriebs. „Sie dienen in erster Linie dazu, die Präsenz der DVAG in der Öffentlichkeit zu erhöhen und genau dort präsent zu sein, wo potenzielle Kunden sind.“ Wenn ein Bankkunde in seiner ehemaligen Filiale Geld abhebt, werde er so ganz nebenbei „auf die Existenz und die brei- te Produktpalette der Deutschen Vermögens- beratung aufmerksam gemacht“. Enge Verbindung Die Idee mit den Innenstadtfilialen zeigt zweierlei: Zum einen ruht sich die DVAG nicht auf ihren Erfolgen aus, sondern arbeitet an immer neuen Konzepten und Modellen – als Beispiel dafür kann auch das Joint Venture Deutsche Fintech Solutions dienen, das der Finanzvertrieb gemeinsam mit der Start-up- Schmiede Finleap gegründet hat, um ein neues Beratungstool zu entwickeln. „Unser Ziel besteht darin, das Einfühlungsver- mögen und den Sachverstand von Finanzberatern mit künstlicher In- telligenz zu verbinden“, so DVAG- IT-Vorstand Christian Glanz. Zum anderen zeigt die Übernah- me der früheren Deutsche-Bank- Zweigstellen, auf welch enge Zu- sammenarbeit mit der DVAG sich manche Produktpartner einlassen. Schon der 2014 verstorbene Fir- mengründer Reinfried Pohl durfte sein Unternehmen als „mobilen Ver- trieb der Deutschen Bank“ bezeich- nen, ohne dafür hörbar Widerspruch zu ernten – obwohl das Institut sei- nen eigenen mobilen Vertrieb mit Die DVAG forciert ihren ehrgeizigen Wachstumskurs: Sie übernimmt nicht nur Tausende Generali-Vertreter, sondern auch ehemalige Filialen der Deutschen Bank. Mittendrin statt nur dabei Früher war hier in Hamburg-Eppendorf die Deutsche Bank zu finden. Jetzt hat die DVAG die Geschäftsstelle über- nommen, samt Kontoauszugsdrucker und Geldautomat. Bewährt sich das Konzept, folgen weitere Innenstadtfilialen. Rekordergebnis Geschäftszahlen des DVAG-Konzerns Mit Blick auf Umsatz und Jahresüberschuss übertraf die DVAG 2017 die guten Zahlen der Vorjahre. Quelle: DVAG-Geschäftsberichte 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 2.000 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 Mio. Euro Mio. Euro Jahres- überschuss Umsatz Foto: © Alexander Hartmann 176 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I dvag

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