FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

R und 37.000 Finanzberater in Deutschland stützen sich auf eine Erlaubnis nach Paragraf 34f Ge- werbeordnung, um Fonds zu vermitteln. Doch es gibt noch deutlich mehr Selbst- ständige, die Investmentgeschäft tätigen – darunter fast 30.000 Versicherungsvertre- ter, die unter einem Haftungsdach arbeiten. In diesem Segment zeichnet sich derzeit ein klarer Trend ab: Raus aus dem 34f, rein ins Haftungsdach. Beispielsweise möchte die Ergo den Fondsvertrieb deut- lich ausbauen. Darum bietet sie ihren Agenturen seit Mitte 2017 eine Haftungs- dachlösung an. Bis Jahresende wurden Tausende Vertreter für den Fondsvertrieb geschult und unter das Haftungsdach der Fondsdepot Bank genommen. Mit 34f- Erlaubnis arbeiten bei der Ergo inzwischen nur noch die alteingesessenen Fondsprofis (lesen Sie hierzu auch das ausführliche Ergo-Interview ab Seite 296). Die Qualifizierungsoffensive der Ergo ist auch der Grund dafür, warum die Fondsdepot Bank Ende April 2018 die stolze Zahl von 22.473 vertraglich gebundenen Ver- mittlern an die Bafin melden konnte. Rund 20.000 davon kommen von der Allianz, für die das Institut bereits seit Juli 2016 als Haf- tungsdach dient, der Rest von der Ergo. Weg vom 34f Noch konsequenter als die Ergo hat die Signal Iduna gehandelt, die seit 2015 ein Haf- tungsdach anbietet – zunächst als Alternative zum 34f, inzwischen als einzige Lösung. „Unser Ziel ist es, eine wirklich rechtssichere Anlageberatung anzubieten“, betont Frank Leinemann, Geschäftsführer von Signal Iduna Asset Management. „Dies gelingt insbeson- dere dann, wenn wir wissen, wie die Vermitt- ler vor Ort die Beratung tatsächlich umsetzen. Mit dem Haftungsdach lässt sich das gewähr- leisten: Dort arbeiten alle Vermittler mit einer einheitlichen Software, außerdem weisen sie uns gegenüber ihre Qualifikation nach und nehmen regelmäßig an verpflichtenden Sach- kundeaus- und Weiterbildungen teil.“ Seinem Institut haben sich inzwischen gut 900 der insgesamt rund 2.800 Signal-Iduna- Vertreter angeschlossen. Die hohen Anforde- rungen an die Anlageberater würden sicher- stellen, dass nur diejenigen Vermittler Invest- mentgeschäft tätigen, die auch ernsthaft an dieser Sparte interessiert seien. „Es ist schwie- rig, auch Vertreter, für die die Fondsvermitt- lung nur ein Randgeschäft ist, in Sachen Anlageberatung auf dem aktuellsten Stand zu halten. Der Austausch mit unseren Haftungs- dachpartnern ist dagegen enger als je zuvor“, sagt Leinemann. „Klare Vorteile für die Vermittler“ Die DEVK hat zu Beginn des Jahres 2017 ein Haftungsdach gegründet. 170 Vermittler haben sich bereits für diese Lösung entschie- den, weitere 300 arbeiten noch mit 34f-Er- laubnis. „Wir lassen unseren Beratern weiter- hin die Wahl, über welchen Weg sie zukünftig Fonds vermitteln möchten“, sagt Thomas Zieger, Leiter der Abteilung Produktvertrieb. „Allerdings empfehlen wir eindeutig den Anschluss an das DEVK-Haftungsdach, da wir hier durch die einfachen Prozesse und die attraktive Kostenstruktur klare Vorteile für unsere Vermittler sehen.“ Auch die Gothaer stellt es ihren Vermitt- lern frei, ob sie unter das konzerneigene Haftungsdach schlüpfen oder an der 34f- Zulassung festhalten möchten, berichtet Rainer Kenner, Geschäftsführer Gothaer Invest und Finanzservice. Aktuell stehen 701 Haftungsdachvermittler 208 34f-Be- ratern gegenüber. Insgesamt arbeiten rund 1.100 Vermittler für die Gothaer – dem- nach können mehr als 80 Prozent der Gothaer-Vertreter Fonds vermitteln. Noch deutlicher fällt das Verhältnis bei der Axa aus. 2.931 der insgesamt rund 4.000 Agenturen des Exklusivvertriebs haben sich als vertraglich gebundene Ver- mittler der Axa Bank angeschlossen, nur 17 arbeiten noch mit 34f-Erlaubnis. Neu- anbindungen erfolgen nur noch unter dem Haftungsdach, berichtet eine Sprecherin des Kölner Versicherers. Der Finanzkonzern Wüstenrot &Würt- tembergische bietet mit der Wüstenrot Bank schon seit 2002 ein Haftungsdach an – mit 34f-Vermittlern kooperiert das Unternehmen nicht. Das Institut wurde jüngst an die Bremer Kreditbank veräußert. Das Haftungsdach mit seinen derzeit fast 2.800 Vermittlern soll auf den neuen Eigentümer übergehen, so ein Firmensprecher. Gegen den Trend Trotz des Trends in Richtung Haftungsdach gibt es einen Versicherer, der den umgekehr- ten Weg geht: LVM. Bis Ende vergangenen Jahres diente die konzerneigene Augsburger Aktienbank (AAB) als Haftungsdach für rund 1.600 LVM-Vertreter. Doch dieses Angebot wurde wegen der „gestiegenen aufsichtsrecht- lichen Anforderungen“, insbesondere wegen Mifid II, eingestellt, so eine Sprecherin. Der Versicherer werde seinen Kunden je- doch „auch weiterhin eine kompetente und bedarfsgerechte Beratung in diesem Bereich anbieten“, denn mit Blick auf die niedrigen Zinsen sei es wichtig, für die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau Investmentlösun- gen stärker in den Fokus zu rücken. Gut 600 der insgesamt rund 2.300 LVM-Vertrauens- leute und -Agenturpartner arbeiten inzwischen mit 34f-Erlaubnis. BERND MIKOSCH | FP Immer mehr Versicherer lotsen ihre Vertreter fürs Fondsgeschäft unter ein Haftungs- dach. Die 34f-Gewerbeerlaubnis verliert in diesem Segment an Bedeutung. Beliebte Dächer Frank Leinemann, Signal Iduna Asset Management: „Unser Ziel ist es, eine wirklich rechtssichere Anlageberatung anzubieten.“ Foto: © Julia Kneuse 186 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I haftungsdach

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=