FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

D ie Summe der Teile eines Konzerns ist manchmal mehr wert als das Unter- nehmen als Ganzes. Dieser Weisheit aus der Firmenanalyse folgt der britische Finanzdienstleister Prudential – und spaltet sich auf. Prudential konzentriert sich auf das lukrative Versicherungsgeschäft in Asien, Amerika und Afrika. Der europäische Bereich samt dem traditionsreichen Fondsanbieter M&G geht als eigenständiges Unter- nehmen an die Börse. Die neue Gesellschaft, die unter dem Namen M&G Prudential firmiert, dürfte auf- grund ihrer Größe vom Start weg in den britischen Leitindex FTSE 100 aufgenommen werden. Der Versicherungsbereich wird trotz der Abkehr vom Heimatmarkt weiterhin an der Londoner Börse no- tiert sein. Die bisherigen Prudential- Aktionäre erhalten Anteile an beiden Gesellschaften. Die Unternehmen werden außerdem ihren Hauptsitz an der Themse behalten. Auch die Füh- rungsmannschaft bleibt gleich. Pru- dential wird weiterhin von Mike Wells geführt, M&G Prudential leitet der bisherige Spartenchef John Foley, und Anne Richards bleibt an der Spitze von M&G. Prudential hatte den Schritt bereits im ver- gangenen Jahr vorbereitet und sein hauseige- nes europäisches Investment- und Versiche- rungsgeschäft mit M&G verschmolzen. Der Spin-off legt künftig den Schwerpunkt auf Altersvorsorgeprodukte mit einem geringen Bedarf an Eigenkapital und vor allem das Asset Management. In der Folge verkauft Prudential einen Teil des britischen Lebens- versicherungsbereichs an den Abwickler Rothesay Life. Das Bestandsvolumen bezif- fert sich auf zwölf Milliarden britische Pfund. „Wir glauben, dass wir die sich rasch wan- delnden Bedürfnisse unserer Kunden besser bedienen können, wenn wir uns in zwei Unternehmen aufteilen“, erläutert Prudential- Chef Wells die Scheidungspläne. Die Briten sind mit diesem Schritt nicht allein. Zuvor hatte der frisch aus einem Ver- sicherer und einemAsset Manager fusionierte Konzern Standard Life Aberdeen angekün- digt, sich wieder aufzuspalten. Die Versiche- rungssparte mit einem Volumen von 166 Mil- liarden Pfund geht an den Finanzdienstleister Phoenix Group. Der Kaufpreis liegt bei rund 3,2 Milliarden Pfund. Die Unternehmen blei- ben aber verbunden. Standard Life Aberdeen erhält einen Anteil an Phoenix und wird der bevorzugte Asset Manager des Lebensversi- cherers. Phoenix hatte zuvor den Versicherer Abbey Life von der Deutschen Bank über- nommen. Die Gesellschaft agiert auch als Run-off-Plattform. Vision unter Angelfreunden Der Wandel zu einem Investmentkonzern geht auf die gemeinsame Vision von Stan- dard-Life-Chef Keith Skeoch und Aberdeen- Boss Martin Gilbert zurück. Seit Skeoch die Leitung des Versicherers übernom- men hat, dirigiert er den Konzern weg vom immer kapitalaufwendige- ren Lebensversicherungsgeschäft hin zumAsset Management. So baute er die Sparte Standard Life Investments kontinuierlich aus. Gilbert wiederum suchte für den von ihm mitgegrün- deten Anbieter Aberdeen schon län- ger eine Lösung. Das stark auf Schwellenländer konzentrierte Haus litt seit Jahren unter Mittelschwund. Sollte Aberdeen nicht geschluckt werden, musste ein Zusammen- schluss mit einem starken Partner her. Den fand Gilbert in seinem Angler-Kompagnon Skeoch. Der britische Finanzkonzern Prudential spaltet sich auf. Der traditionsreiche Fonds- anbieter M&G geht mit dem europäischen Versicherungsteil an die Börse. Besser getrennt Ausgewogene Basis Für Dritte verwaltetes Vermögen in Milliarden Pfund Der neu formierte Asset Manager M&G Prudential zählt Profi- und Privatanleger gleichermaßen zu seinen Kunden. Quelle: Prudential-Jahresbericht 2017 0 Mrd. £ 50 Mrd. £ 100 Mrd. £ 150 Mrd. £ 200 Mrd. £ 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2. HJ 1. HJ 2014 2015 2016 2017 Retail Institutionell Gespiegelte Fassade des Prudential-Hauptsitzes in London: Der britische Versicherer trennt das Amerika- und Asien- geschäft vom europäischen Bereich. Letzterer geht mit der Fondstochter M&G separat an die Börse. Foto: © Luke MacGregor | Bloomberg Finance LP 196 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I m&g prudential