FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

E in ehemaliger Boulevard-Journalist und ein Ex-Investmentbanker machen sich daran, Deutschlands Fondswelt aufzu- mischen. Der Ex-Chef der „Bild“-Zeitung, Kai Diekmann, und der hinter dem einstigen Eignerkomplex der BHF Bank stehende Leonhard („Lenny“) Fischer wollen ihren Landsleuten das Investmentsparen beibringen. Das Duo, das sich aus Kindheitstagen kennt, verkündete Ende vergangenen Jahres in einem Interview ein ehrgeiziges Ziel. Aberhunderte Milliarden Euro lassen die Deutschen auf Sparbüchern zu Magerzinsen verkümmern. Einen Teil davon wollen die beiden in ihren „Zukunftsfonds“ lenken. Sie könnten sich schon vorstellen, gut 20 Milliar- den Euro einzusammeln, ließen sie in dem Gespräch mit dem „Manager Magazin“ wissen. Diese dahingeworfene Zahl versetz- te so manchen in der Branche in Stau- nen. Denn selbst die Popstars der deut- schen Fondsszene, das Kölner Vermö- gensverwalter-Duo Flossbach von Storch, erreichen mit ihrem Spitzen- fonds FvS Multiple Opportunities und dem Multiple Opportunities II nicht diese Marke. Obendrein wollen Diekmann und Fischer ihr Portfolio nicht über die klassischen Kanäle, sondern vor allem digital und über Medien- präsenz vertreiben. Letztere soll Diekmann mit seinen Kontakten schaffen. Bei seinem früheren Arbeitgeber „Bild“ lief bereits eine Serie über das Sparen an. Diekmann beteuerte im Gespräch mit FONDS professionell, dass dies nur Zufall sei (siehe Interview ab Seite 204). Zudem soll eine digitale Medienplatt- form leicht verdauliche Informationen über Finanzthemen liefern – und damit indirekt den Verkauf des Portfolios ankurbeln. Diese arbeite jedoch unabhängig vom „Volks- Fonds“, so Diekmann. Auch wenn das Fischer-Diekmann-Duett sein Projekt lieber Zukunftsfonds nennt – ge- nau auf dem Kerngedanken der Bild-Kam- pagne baut das Konzept auf. Das Boulevard- blatt verjubelte massentaugliche Produkte zum Spartarif wie das „Volks-Tablet“, das „Volks-Fahrrad“, oder auch die „Volks-Zahn- bürste“. Ebenso zielen der Medienprofi und der Finanzfachmann mit ihrer Offerte auf ein Massenpublikum. Zwei bis vier Prozent Ren- dite sollen rausspringen, der Wert nicht um mehr als fünf Prozent fallen. Das aktiv gema- nagte Produkt soll mit 1,4 Prozent laufenden Kosten pro Jahr daherkommen. Geldanlage – ganz einfach, günstig und sicher also. Gewagte Prognose Mit diesen Ankündigungen stieß das Duo schon vor dem Start auf Skepsis – allein schon was das propagierte Volumen von 20 Milliarden Euro angeht. „Das ist, gelinde gesagt, ein ambitioniertes Ziel“, sagte ein Ver- triebsprofi eines deutschen Asset Managers. „Gerade da ein so erfolgreicher Vermögens- verwalter wie Flossbach von Storch diese Marke noch nicht geknackt hat.“ Der sieht das genauso. „Das Ziel ist sicher mehr ein Marketing-Gag. Das werden die beiden selbst wohl auch so sehen“, sagte Bert Flossbach, Mitbegründer von Flossbach von Storch. Im Inter- view mit FONDS professionell halten Fischer und Diekmann prinzipiell an der Zahl fest. Das Umfeld von Fischer und Diekmann ruderte indes zurück und dämpfte die Erwartungen für das angepeilte Volumen. Auch das Renditeziel und der pro- pagierte Werterhalt erschienen so man- chem Beobachter reichlich vollmun- dig. Das Versprechen, nicht mehr als fünf Prozent zu verlieren, bezeichne- Kai Diekmann und Lenny Fischer starten ein Sparprodukt für die Massen – ein Marketing-Gag, ernste Konkurrenz oder gar eine Bereicherung für die Branche? Fondssparen fürs Volk Jubelnde Fans: Der „Zukunftsfonds“ soll die Deutschen für das Investmentsparen begeistern. Die bangen bislang eher um den Erfolg ihrer Fußballmannschaft als um das Wachstum ihres Vermögens. Schwierige Startzeit Wertentwicklung in Euro Der Zukunftsfonds startete in einer Börsenkorrektur. In dem Portfolio lag nur Startgeld, das auch nicht von Anfang an investiert war. Quelle: Bloomberg Euro 49 49,5 50 Der Zukunftsfonds D März 2017 Dez 2018 Feb April Foto: © mkrberlin | stock.adobe.com 200 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I der zukunftsfonds

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