FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

D ieser Moment gehört ihm. Über viele Monate hat er darauf hingearbeitet. Nun steht Nicolas Moreau an diesem Freitagmorgen auf dem Parkett der Frankfur- ter Börse. Es ist der Tag der Erstnotiz der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank. Kurz vor 9.30 Uhr am 23. März ist es so weit, die Titel gehen zum Preis von 32,55 Euro in den Handel. Moreau greift der Tradition ge- mäß zur Glocke und läutet den Han- delsstart ein. Dann holt er noch DWS- Finanzchefin Claire Peel hinzu – und sie läuten zusammen. Fast scheint es, als wollten sie mit dem Gebimmel die Anspannung vertreiben. Denn der Gang aufs Parkett war für die DWS Group GmbH & Co. KGaA, wie der Asset Manager mit vollem Namen heißt, durchaus mit Hindernissen gespickt. Und auch nach der Erstnotiz war das Umfeld für den Börsenneuling holprig. So überschat- teten die Turbulenzen beim Mutter- haus den Parkettgang der Tochter. Eine Gewinnwarnung weckte erneut Zweifel am Geschäftsmodell. Oben- drein kursierten Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen Aufsichtsratschef Paul Achleitner und Bankchef John Cryan. Zum Parkett-De- büt war Cryan nicht erschienen – vielleicht, weil er Gefechte um seinen Posten austrug, vielleicht sollte seine Abwesenheit auch die Unabhängigkeit der Tochter demonstrieren. Letztlich jedoch musste sich der als Sanierer geholte Cryan geschlagen geben und Chris- tian Sewing Platz machen. Der verkündete kurz darauf, das darbende Investmentbanking werde zurückgestutzt. Immerhin konnte sich die Deutsche Bank, die als Konsortialführer selbst die Erstnotiz der Tochter eingefädelt hat, auf die Nachfrage von zwei Ankeraktionären stützen. Der japa- nische Versicherer Nippon Life übernahm fünf Prozent der Anteile. Die DWS schloss zudem eine Partnerschaft mit den Japanern, die frisches Geld in die Fonds spülen soll. Als zweiter Ankeraktionär erwarb das französi- sche Investmenthaus Tikehau Capital einen Anteil von 2,8 Prozent. Moreau lotet mit dem auf alternative Anlagen spezialisierten Anbie- ter ebenfalls Kooperationsmöglichkeiten aus. Immerhin hatte er selbst diesen Bereich zum Wachstumsfeld auserkoren – nicht zuletzt wegen der hohen Margen. Gepflegter Kurs Dennoch schlugen der Wirbel um den Vor- standswechsel und der Strategieschwenk bei der Mutter auf die Bewertung der Tochter durch. Obendrein belastete die Marktkorrektur den Kurs. Die DWS-Aktien fielen bald nach der Erstnotiz unter den Ausgabepreis – und erholten sich in den Wochen danach nicht. Im Prospekt zum Börsengang war eine Spanne von 30 bis 36 Euro angepeilt worden. Der Kursrutsch wäre vielleicht noch größer aus- gefallen – denn eine der den Börsengang begleitenden Banken stützte in den ersten Handelswochen den Preis. Die Credit Suisse kaufte seit der Erstnotiz fast an jedem Handelstag DWS-Aktien, geht aus einer Mitteilung der Schweizer Großbank hervor. Demnach erwarb das Institut rund 3,5 Millionen Aktien, um den Kurs stabil zu halten. Damit schöpfte der Parkettbegleiter einen guten Teil des „Greenshoe“ genannten Mehrzuteilungs-Puffers im Umfang von 4,5 Millionen Anteilsscheinen aus. Insgesamt waren 44,5 Millionen Stück ausgegeben worden. Der Auftrag für die Kurspflege ist planmäßig aus- gelaufen. Die Stützungskäufe minderten auch die Einnahmen der Deutschen Bank Die Erstnotiz der DWS ist geschafft. Doch Turbulenzen beim Mutterhaus Deutsche Bank und hohe Abflüsse im ersten Quartal überschatten den Börseneinstand. D as W ar S chwierig Freudiges Glockengeläut: DWS-Leiter Nicolas Moreau und Finanzchefin Claire Peel eröffnen in der Börse Frankfurt symbolisch den Handel mit den Anteilsscheinen der Deutschen-Bank-Tochter. Startschwierigkeiten Wertentwicklung im Vergleich in Prozent Die DWS-Aktie fiel bald nach dem Börsengang unter den Erstausgabepreis. Trotz der Umbrüche liefen die Titel der Mutter besser. Quelle: Bloomberg -12 % -8 % -4 % 0 % 4 % 8 % 12 % DWS Group KGaA Dax Deutsche Bank März April 2018 Mai Foto: © Christoph Hemmerich 208 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I dws

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