FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

W er wissen will, wie der Puls der Börsen schlägt, schaut auf die großen Indizes wie Dow Jones, S&P 500, Euro Stoxx 50 oder Dax. Neben ihrer Rolle als Marktbaro- meter erlangten diese Namen jedoch noch eine zweite Bedeutung: Sie wur- den selbst zu Investmentvehikeln, und zwar über börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Dies beflügelte die Bekanntheit der Barometer weiter und bescherte den dahinter stehenden Unternehmen statt- liche Einnahmen. Reif für einen Wandel Doch mit dem rasanten Wachstum und der Weiterentwicklung dieser Bran- che wandelt sich auch das Feld der Indizes. Immer neue Konstrukte kom- men an den Markt, die nicht mehr allein auf die Rolle als Messlatte, son- dern als Anlageobjekt zugeschnitten sind. Gerade in dem jungen und beson- ders stark wachsenden Smart-Beta-Seg- ment etablieren sich damit auch neue Indexanbieter. Und sogar immer mehr Fondsgesellschaften gehen dazu über, für ihre Produkte eigene Indizes zu entwickeln. Dieser Umbruch bedroht das Monopol der etablierten Baro- meter-Bauer. „Wir glauben, dass das Umfeld reif ist für einen Wandel“, meint Ana Harris, Leiterin für Aktienstrategien bei State Street Global Ad- visors in Europa. Die hauseigene Entwicklung von Indizes durch Asset Manager habe in Nischen begonnen. „Nun gewinnt dieser Ansatz aber an Fahrt und breitet sich über den ganzen Markt und verschiedene Anlageklassen hinweg aus.“ So schrieb sich der ETF- Anbieter Wisdomtree die Eigenent- wicklung von Indizes auf die Fahnen. Der Branchenriese Blackrock bastelte eigene Barometer und legte in den USA entsprechende Produkte auf. Auch das aus der Tradition aktiver Manager stam- mende Fondshaus Fidelity setzt bei sei- ner Expansion ins Passiv-Geschäft auf hausgemachte Konzepte. Happige Gebühren Neben der Innovation gibt es aber noch einen zweiten Auslöser für diesen Trend: die Kosten. Aus Branchenkrei- sen ist immer wieder zu hören, dass die Lizenzgebühren für die Nutzung eines der großen Standardbarometers hoch sind. Diesen Kostenblock können Asset Manager durch Eigenentwick- Die Größten im globalen Indexgeschäft Anteil nach ETF-Volumen in Prozent Der mit Abstand weltweit größte Indexanbieter ist S&P Dow Jones – geht man nach dem Volumen der ETFs, die einen Index des Anbieters widerspiegeln. Quelle: Nasdaq, First Bridge Data; Dezember 2017 27 % S&P DJ Indices 15 % MSCI 13 % FTSE Russell 9 % Bloomberg 5 % CRSP 3 % Börse Tokio 3 % Nasdaq Die Indexanbieter profitierten jahrelang vom ETF-Boom. Doch nun entwickeln die Fondshäuser zunehmend ihre eigenen Indizes – und sparen damit hohe Kosten. Angriff aufs Monopol Angreifer nagen am Monopol: Im Zuge des Booms alter- nativer Indi- zes könnte die Vormacht- stellung der großen, eta- blierten Börsen- barometer ins Wanken geraten. Denn die Innova- tionen, etwa bei Smart Beta, kom- men immer häufiger von kleinen Index- schmieden – oder gar von den Fonds- anbietern selbst. Foto: © gearstd | stock.adobe.com 220 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I indexanbieter

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