FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

D er Blick aus dem Konferenzraum geht direkt auf die ehrwürdige St. Paul’s Cathedral im Herzen von London. Während draußen die Touristenscharen das imposante Bauwerk bewundern, richten drin- nen alle ihren Blick gebannt auf die Kurven, die an die Wand projiziert werden: Konjunk- turindikatoren, Dollarkurs, Ölpreis, Anleihen- renditen. Die Lage an den Märkten ist an- gespannt. Fährt die US-Notenbank die ex- pansive Geldpolitik noch weiter zurück? Was bedeutet das für die Weltkonjunktur – und die Schwellenländer? Um genau die geht es hier in dem nüch- ternen Konferenzraum. Das Team für Emerging-Markets-Anleihen des Fonds- hauses Fidelity International trifft sich zur wöchentlichen Besprechung. An dem gro- ßen Holztisch sitzen Portfoliomanager, Länderexperten, Trader, ein quantitativer Analyst sowie ein Kollege aus dem Be- reich Schwellenländeraktien. Per Video- übertragung sind noch die Kollegen aus Hongkong zugeschaltet. Fondsmanager Steve Ellis wirft die Frage in die Runde, ob angesichts sich eintrübender Einkaufsma- nagerindizes und des fortschreitenden Zins- zyklus der Gegenwind für Emerging-Markets- Anleihen zunimmt. Immer mehr Investoren scheinen bereits Geld aus der Anlageklasse abzuziehen. Prompt setzt eine rege Diskussion ein. Am Ende dreht sich alles um die Frage, wie einer der Fonds, die das Team betreut, am besten im derzeitigen Umfeld aufgestellt ist. So wie hier bei Fidelity in London beleuch- ten auch bei anderen Asset Managern Re- search-Teams die Aussichten für die Märkte und fahnden nach lukrativen Titeln, seien es Aktien oder Anleihen. Das Thema Research erlangte zuletzt erhebliche Brisanz. Denn seit Einführung der Finanzmarktrichtlinie Mifid II müssen Asset Manager ihren institutionellen Kunden offenlegen, wie viel Geld sie externen Anbietern für Analysen bezahlen. Die Krux daran: Bislang hatten die Analysen keinen konkreten Preis. Die Investmentbanken und Brokerhäuser lieferten die Einschätzungen quasi frei Haus – im Gegenzug für lukrative Handelsaufträge. Den Regulierern schien die- se Praxis zu undurchsichtig. Nun müssen die Studien mit einem Preisetikett versehen sein. Das krempelt den Markt um. Nullnummer oder Wohltat Ein Kernpunkt der Diskussion war, wer die Gebühren trägt, die bislang nur indirekt unter dem Punkt Transaktionskosten in den Jahres- abschlüssen der Fonds aufgeführt waren: die Fondsanleger oder die Anbieter? Zunächst schien sich eine Zweiteilung abzuzeichnen. Einige Häuser spielten mehr oder weniger offen mit dem Gedanken, die Aufwendungen für externes Research den Fonds und damit den Anlegern anzulasten. Die andere Gruppe kündigte an, die Kosten auf die eigene Gewinn-und-Verlust-Rechnung zu nehmen. Nach und nach entschieden sich immer mehr Häuser für die zweite Variante. Auch Union Investment, Amundi und Fidelity, die zunächst die Kosten den Anlegern zu- rechnen wollten, schwenkten auf diesen Pfad um. Von den größeren Adressen blie- ben allein das französische Haus Carmi- gnac und der zentrale Wertpapierdienst- leister der Sparkassen, die Deka, die wei- terhin die Portfolios mit den Research- Kosten belasten. Ein Argument dieser Minderheit: Die Aufwendungen für Research steckten bis- lang ohnehin in den Transaktionskosten mit drin. Wenn sie nun einfach nur gesondert ausgewiesen sind, müsste die Abrechnung für den Wertpapierhandel entsprechend geringer ausfallen. Am Ende läuft es dem- Wegen der Mifid-II-Regeln dünnen Fondsanbieter die Reihen externer Analyse- dienste aus. Das hauseigene Research halten die Gesellschaften hingegen hoch. Studien gebühren Studenten sind öfters knapp bei Kasse. Fondsanleger sind da besser dran: Die meisten Anbieter haben entschieden, dass die Kosten für Research bei ihnen aufs Haus gehen. Mehr Studiengeld Wie wird sich Ihr Research-Budget in den nächsten zwei Jahren entwickeln? Asset Manager halten die Budgets im Großen und Ganzen stabil. Quelle: Rsrchxchange, 2017 | Umfrage unter mehr als 450 Fondshäusern deutlich vergrößern 20 % leicht vergrößern 14 % gleich bleiben 37 % leicht schrumpfen 16 % stark schrumpfen 13 % Foto: © Elnur | stock.adobe.com 242 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I research-kosten

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