FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

E r läuft und läuft und läuft. Der HWG- Fonds wurde schon imApril 1970 auf- gelegt – und ist immer noch am Markt. Doch den offensiven Mischfonds zeichnet eine weitere Besonderheit aus: Er ist Deutsch- lands erster sogenannter Private-Label-Fonds. Universal-Investment aus Frankfurt ist zwar Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) des Fonds, betreut wird er jedoch von der Heiden- heimer Volksbank. Eine solche Konstruktion, die vor knapp 50 Jahren noch ein echtes Novum war, gibt es heute hundertfach. Möchten unabhängige Ver- mögensverwalter, selbstständige Anlagebera- ter oder kleine Banken einen Fonds auflegen, greifen sie auf die Dienste einer Service-KVG zurück. Allein der Marktführer Universal- Investment hat im vergangenen Jahr 96 Pri- vate-Label-Fonds lanciert. Doch nicht jede Idee geht so gut auf und trägt so lange wie die der Heidenheimer Volksbank. Viele Private-Label-Fonds leiden unter ihrem geringen Volumen, das wegen der nicht zu vernachlässigenden Fixkosten zu einer hohen Kostenbelastung führt, die wie- derum die Anleger vergrault – ein Teufels- kreis. Manche Initiatoren müssen nach einigen Jahren aufgeben, weil sie ihr Fondsprojekt mit falschen Erwartungen gestartet haben oder weil die KVG ihnen nicht die benötigte Un- terstützung gewähren konnte. Klar ist, dass die Auflage eines eigenen Fonds und die Aus- wahl einer Service-KVG eine wohlüberlegte Entscheidung sein sollte. FONDS professio- nell hat sich bei Vermögensverwaltern, Invest- mentgesellschaften und Branchenkennern um- gehört, worauf Initiatoren achten sollten. Startkapital benötigt Die wichtigste Grundvoraussetzung ist si- cherlich eine vielversprechende Anlagestrate- gie, die sich im Idealfall schon einige Zeit in echten Depots bewähren konnte. Nötig ist au- ßerdem ein gewisses Startkapital – nicht nur, um den Fonds mit den ersten Millionen aus- zustatten, sondern auch, um die ersten meist mageren Jahre durchstehen zu können. „Wer sich mit einem eigenen Fonds selbstständig machen möchte, sollte sich darauf einstellen, dass es rund drei Jahre dauern wird, bis er von dem Produkt leben kann“, sagt Markus Barth, der vor gut zehn Jahren mit ehemaligen Kol- legen den Hamburger Vermögensverwalter Aramea Asset Management gründete. Marco Schmitz kann dem nur beipflichten. „Viele Investoren und Vertriebspartner neh- men einen Fonds erst wahr, wenn er mindes- tens 50 Millionen Euro verwaltet“, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens AAB Asset Services, die Fondsinitiatoren berät. „Der Weg bis zu diesem Meilenstein ist sehr mühsam und steinig.“ Viele technische Fragen Bleibt der Vermögensverwalter oder Anla- geberater seinem Entschluss treu, einen eige- nen Fonds auflegen zu wollen, tun sich un- endlich viele Fragen auf. Darf und will er den Fonds selbst managen? Braucht er ein zwi- schengeschaltetes Haftungsdach, das die nöti- ge Bafin-Erlaubnis mitbringt? Oder schließt er nur einen Beratungsvertrag mit einem anderen Institut, das dann als offizieller Port- foliomanager agiert? Hier gibt es am Markt viele Konstruktionen, die es auch Einzelkämp- fern erlauben, den Traum vom „eigenen“ Fonds zu leben (siehe auch FONDS profes- sionell 2/2016, Seite 190). Im nächsten Schritt tun sich schier endlos viele eher technische Fragen auf: Soll der Fonds in Deutschland aufgelegt werden? Oder doch lieber in Luxemburg – und dann besser als FCP oder als SICAV? Nutze ich als Ver- mögensverwalter mein eigenes Portfolio- managementsystem? Oder arbeite ich besser auf der IT-Infrastruktur der Service-KVG? „Mit solchen Entscheidungen können auch Haftungsfragen verbunden sein“, sagt Stefan Gretschel, Geschäftsführer des Kölner Vermö- gensverwalters RP Rheinische Portfolio Ma- nagement. „Manche Service-KVG bietet dem Spezialisierte Investmentgesellschaften ermöglichen Vermögensverwaltern den Traum vom eigenen Fonds. Doch auf dem Weg dorthin lauern viele Fallstricke. Aufgepasst beim KVG-Shopping Bloß nicht den Überblick verlieren: Schon beim Einkaufsbummel sind viele Entscheidungen zu treffen. Geht es um die Wahl der passenden KVG für das eigene Fondsprojekt, ist das Unterfangen erst recht komplex. » Wer seinen ersten Fonds auflegen will, sollte sich vorab mit anderen Vermögensverwaltern unterhalten, die schon Erfahrungen sammeln konnten. « Stefan Gretschel, RP Rheinische Portfolio Management Foto: © alotofpeople | stock.adobe.com 256 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 vertrieb & praxis I service-kvg

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