FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

bank & fonds I jürgen pütz | volksbank köln bonn 272 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 Foto: © Cornelis Gollhardt M it der Kölner Bank von 1868 und der Volksbank Bonn Rhein- Sieg, deren Ursprünge bis ins Jahr 1872 reichen, schlossen sich im ver- gangenen Herbst zwei traditionsreiche Häuser zusammen. Das fusionierte Insti- tut, das nun Volksbank Köln Bonn heißt, zählt über 200.000 Kunden und rund 110.000 Mitglieder. FONDS professionell traf den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Pütz an seinem neuen Arbeitsplatz in Köln zum Interview. Herr Pütz, seit Herbst stehen Sie an der Spitze der fusionierten Volksbank Köln Bonn. Was waren die Gründe für den Zusammenschluss der beiden rheini- schen Volksbanken, der im vergangenen Oktober rückwirkend zum 1. Januar 2017 vollzogen wurde? Jürgen Pütz: Der Bankenmarkt bietet derzeit schwierige Rahmenbedingungen. Wir kämp- fen mit der Minuszinspolitik der Europäischen Zentralbank und müssen steigende regulato- rische Anforderungen erfüllen. Gleichzeitig treffen wir auf ein verändertes Kundenverhal- ten, Stichwort Digitalisierung. Eine größere Bank kann diesen Herausforderungen besser begegnen. Deshalb gewinnt der Konzentra- tionsprozess, den wir aktiv mitgestalten möch- ten, immer mehr an Fahrt. Auch im Köln- Bonner Bankenmarkt sehen wir diesen Pro- zess, der auch andere Institutsgruppen betrifft, noch nicht als abgeschlossen an. Jetzt haben Sie erst einmal die Kölner Bank und die Volksbank Bonn Rhein-Sieg zusammengebracht. Wo lagen die Stärken und Schwächen der beiden Häuser? Beide Häuser waren gleich ausgerichtet: mit einer Konzentration auf das Kundengeschäft und nur komplementärem Eigengeschäft. Auch das Kreditwachstum spielte vor dem Hintergrund der Niedrigzinsen und der Mit- gliederförderung bei beiden Instituten eine große Rolle. Und beide Banken haben in den letzten Jahren stark an Marktanteilen gewon- nen. Wir besitzen jetzt eine Bilanzsumme von gut fünf Milliarden Euro, aber ein betreutes Kundenvolumen von zehn Milliarden Euro, sind also stark im Vermittlungs- und Wert- papiergeschäft. Und das bei einer Konzen- tration auf den regionalen Markt. Sie sind aktuell an 87 Standorten in Ihrem Geschäftsgebiet präsent. Wo möchten Sie Synergien nutzen? Die Geschäftsgebiete überlappen sich nicht. Wir haben somit keine Überschneidungen, wo fusionsbedingt Veränderungen im Filialnetz notwendig sind. Natürlich überprüfen wir re- gelmäßig unser Filialnetz und das Nutzungs- verhalten unserer Kunden, das sich auch ver- ändert. Die Kunden besuchen uns mittlerweile öfter über das Online- und Mobile Banking als über die klassische Filiale. Dem müssen wir Rechnung tragen, indem wir die digitalen Zugangswege ausbauen. Hier investieren wir massiv. Dies ist auch eine Folge der Fusion, weil wir jetzt ganz andere Möglichkeiten haben. Wir werden auch in Zukunft Verände- rungen im Filialnetz sehen, nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Banken, insbe- sondere bei den Regionalbanken. Aktuell gibt es aber keine Pläne, Filialen vor Ort zu schließen. Wie geht es den Kunden und den Mitgliedern mit der Fusion? Welche Veränderungen spüren sie durch den Zusammenschluss? Im Kölner Bereich gab es eine Konto- nummernumstellung, die nicht zu vermei- den war. Ansonsten bleiben wir dezentral aufgestellt mit Ansprechpartnern vor Ort sowohl im Privat- als auch im Firmen- kundenbereich. Unsere Kunden und Mit- glieder sollen jedoch auch die Zusatzleistung spüren, insbesondere im Rahmen der Mitglie- derförderung durch den neu geschaffenen B- ereich Genossenschaften. Da haben wir Din- ge, die wir von Köln nach Bonn und von Bonn nach Köln übertragen können. Beispiele sind der Verein „Miteinander-Füreinander“, den es bei der Kölner Bank gab, der Projekte im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe gefördert hat. Diese Idee übertragen wir jetzt auf das ganze Geschäftsgebiet. Auf der Bonner Seite gibt es seit 2012 einen Solidaritätsfonds, der Mitglieder, die in Not geraten sind, unterstützt. Dafür verzichten die Mitglieder freiwillig auf 0,1 Prozent der jährlichen Dividende. Das Geld geht als Spende an die Stiftung, im letz- ten Jahr waren es rund 133.000 Euro. Im Vorfeld des Zusammenschlusses hieß es, dass das neu fusionierte Institut „Struktur und Gefäß“ für weitere Ge- nossenschaftsbanken sein könnte. Und wer einen Blick auf das neue Geschäfts- gebiet der Bank wirft, sieht, dass eine Lücke zwischen dem Kölner und dem Bonner Raum besteht. Dazwischen gibt es noch kleinere eigenständige genossen- schaftliche Institute. Planen Sie weitere Fusionen? Wir glauben an weitere Konsolidierungen in den nächsten Jahren. Wann genau das sein wird, weiß ich nicht. Über Zusammenschlüsse im genossenschaftlichen Bereich entscheiden immer die Mitglieder. Auch die Gremien wie der Aufsichtsrat und die Vorstände spielen Jürgen Pütz, Chef der frisch fusionierten Volksbank Köln Bonn, über die Erfahrungen beim Zusammenschluss zweier traditionsreicher Häuser, die Wertpapierkultur in Deutschland und die ersten Monate unter Mifid II. „Der Fusionsprozess geht weiter“ » Ich sage den Beratern immer: So wenig Regulierung wie im Moment werden wir nie mehr haben. « Jürgen Pütz, Volksbank Köln Bonn Jürgen Pütz Jürgen Pütz ist seit Oktober 2017 Vorstandsvorsitzender der Volksbank Köln Bonn. Davor war er Chef der Volks- bank Bonn Rhein-Sieg. Seine Karriere begann Pütz 1984 mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Volks- bank Bonn. Danach folgten Stationen bei der Privatbank Sal. Oppenheim und der VR Bank Rhein Sieg. Schwer- punktmäßig war er im Firmenkundengeschäft tätig.

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