FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

S eit Ende März schlägt der Datenskan- dal um Cambridge Analytica und Face- book hohe Wellen. Die britische Politik- beratungsfirma soll sich missbräuchlich Daten von rund 87 Millionen Facebook-Nutzen ver- schafft und diese Informationen im US-Präsi- dentschaftswahlkampf eingesetzt haben. An das sensible Material gelangte ein Software- entwickler über Anwendungen, für deren Nut- zung sich User über ihr Facebook-Konto an- gemeldet haben. Der Internetgigant kündigte daraufhin Maßnahmen an, um die Daten seiner Kunden besser zu schützen. So sollen künftig Drittanwendungen auf Facebook kei- nen Zugang mehr zu bestimmten persönlichen Informationen erhalten, darunter politische oder religiöse Einstellungen oder der eigene Beziehungsstatus. Auch gelangen die Ent- wickler von Apps nicht mehr an Daten von Nutzern, die diese Anwendung seit mehr als drei Monaten nicht mehr genutzt haben. Single Sign-on Die Sicherheit von persönlichen Daten im Internet ist mit dem Facebook-Skandal auf einen Schlag ein großes Thema geworden. Der branchenübergreifenden Initiative Verimi spielt die Debatte in die Hände. Verimi ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen „Verify“ und „me“ zusammensetzt. Das Unternehmen bietet einen sogenannten „Single Sign-on“- Service für das Internet an: Nutzer registrieren sich einmal unter Angabe der notwendigen Informationen und können sich mit dieser Kennung bequem bei zahlreichen Internet- seiten und -anbietern einloggen. „Verimi ermöglicht es Konsumenten, ihre persönlichen Daten auf einer Plattform sicher zu hinterlegen, und sorgt damit für einen ein- fachen und selbstbestimmten Zugang zu der wachsenden Anzahl an Onlinediensten welt- weit“, sagt Stefan Steinhoff, Partner der Un- ternehmensberatung TME. Zur Sicherheit soll beitragen, dass die Server des Anbieters aus- schließlich in Europa beheimatet sind – die meisten davon in Deutschland – und somit den strengen deutschen Datenschutzgesetzen unterliegen. An der Initiative ist das Who’s Who der deutschen Wirtschaft beteiligt, darunter die Allianz, die Deutsche Bank, Axel Springer, Daimler, die Deutsche Telekom und die Lufthansa. Grüner Button Nach der Registrierung bei dem Identitäts- dienst kann sich der User überall dort anmel- den oder ausweisen, wo Unternehmen einen Verimi-Log-in anbieten. Mit dem grünen Log- in-Button meldet man sich dann beispielswei- se für das Homebanking der Deutschen Bank an. Auch der umgekehrte Weg ist möglich: Kunden der Allianz, der Deutschen Bank oder anderer Unternehmen, die mit Verimi ver- knüpft sind, können ihre dort hinterlegten Identitätsdaten, beispielsweise die Adresse oder das Geburtsdatum, zu Verimi übertragen und dort ablegen. Nutzer von Google oder Facebook kennen das „Single Sign-on“-Verfahren, mit dem sich die lästige Mehrfacheingabe von Benutzer- namen und Passwörtern vermeiden lässt, be- reits seit Längerem. Die deutsche Datenallianz wehrt sich jedoch gegen einen Vergleich mit den digitalen Ökosystemen. „Unsere User haben immer im Blick, welche persönlichen Daten wie und von wem genutzt werden“, sagt Verimi-Geschäftsführer Torsten Sonntag. „Wir geben den Nutzern die Hoheit über ihre Daten zurück.“ Die Anwender können indi- viduell und fallbezogen entscheiden, welche Daten freigegeben werden. Dies können bei- spielsweise auch Führerscheindaten sein, die ein Nutzer benötigt, um online das Mietauto am Flughafen zu reservieren. Das junge Unternehmen, das noch auf der Suche nach weiteren renommierten Partnern, insbesondere aus dem europäischen Ausland, ist, startete Mitte April kurz vor Inkrafttreten der neuen europäischen Datenschutz-Grund- verordnung. Diese schreibt unter anderem vor, dass Nutzer der digitalen Verarbeitung ihrer Daten ausdrücklich zustimmen müssen und auch eine Übersicht über die von ihnen ge- Deutsche Bank und Allianz beteiligen sich an der Gemeinschaftsinitiative Verimi, die einen sicheren digitalen Generalschlüssel für das Internet anbieten möchte. Sicher im Netz Die Bequemlichkeit verleitet viele Nutzer dazu, ihr Facebook-Log-in auch für andere Onlinedienste zu nutzen. Verimi soll eine sichere Alternative bieten, bei der der Kunde Herr über die Daten bleibt – unter anderem für Bankangebote. Deutsche Konkurrenz: Net ID Die Medienunternehmen RTL Deutschland, Pro Sie- ben Sat.1 und das Internetunternehmen United Internet planen mit Net ID ebenfalls eine „Log-in-Allianz“, mit der ein sicheres Anmelden im Netz möglich sein soll. Mit Zalando hat Net ID bereits einen renommierten Partner gewinnen können. Obwohl Verimi mehr Funktio- nen bieten möchte als die Medienallianz, stellt sich die Frage, ob in Deutschland Platz für zwei Initiativen dieser Art ist. Laut Brancheninsidern laufen derzeit hinter den Kulissen Gespräche, ob eine Zusammenarbeit zumindest in Teilbereichen möglich ist. Foto: © Tomasz Zajda | stock.adobe.com 288 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 bank & fonds I authentifizierung

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