FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2018

K ürzlich in Hongkong: Vafa Ahmadi hat gerade vor einer Gruppe von Investoren den Fonds CPR Silver Age präsentiert. „Ich habe aktuelle demografische Entwicklun- gen erläutert und wie wir diese in unserem Portfolio nutzen“, sagt der Leiter Themen- investments der französischen Boutique CPR Asset Management, die zur Amundi-Gruppe gehört. Dabei schilderte der Fondsmanager auch, was Menschen ab 65 Jahren in Europa heute so alles unternehmen. „Sie genießen Kultur, gehen gut essen und reisen gern kom- fortabel“, erklärt Ahmadi. Nachdem er seine Präsentation beendet hatte, kam ein Mann Mit- te 60 auf ihn zu. „Er sagte: ‚Das war ja so, als hätten Sie von dem Leben meiner Frau und meinem berichtet‘“, erzählt Ahmadi. Der CPR Silver Age, den er managt, ist ein Portfolio, das auf den demografischen Wandel setzt. Anders, als der eher trockene Begriff Demografie-Fonds vermuten lässt, beschäfti- gen sich die Manager solcher Vehikel keines- wegs nur damit, vielversprechende Unterneh- men aus der Medizinbranche, den Sparten Pharma, Healthcare oder Pflege, herauszufil- tern. Sie setzen ebenso auf Hersteller von hochpreisigen Konsumgütern, Luxusartikeln oder Anbieter von Kreuzfahrten. Denn: Zwar werden die Menschen rund um den Globus immer älter, zumindest in den Industrielän- dern steigt aber auch das Vermögen der Al- tersgruppe 65 plus – und damit ihre Kaufkraft. Mehr als ein Trend Schon seit mehr als zehn Jahren erkennen Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGs) diese Entwicklung. Bei Anlegern kommen Demografie-Fonds gut an und erzielen zum Teil auch beachtliche Renditen (siehe Tabelle Seite 98). Einige Gesellschaften haben ihre Portfolios zuletzt jedoch mit anderen Fonds verschmolzen, geschlossen – oder um eine zu- sätzliche Strategie erweitert. Dabei ist das Thema „alternde Gesellschaft“ mehr als nur ein Trend. „Es ist Fakt“, sagt Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträ- ge an der Albert-Ludwigs-Universität Frei- burg. Bis zum Jahr 2035 werde sich die Zahl der über 65-Jährigen in Deutschland etwa ver- doppeln, die der über 85-Jährigen verdreifa- chen. „In Japan sehen wir diese Entwicklung bereits“, erklärt der Demograf. Europa sei da- hinter noch ungefähr 15 Jahre zurück. Was das Altern der Menschheit angeht, so bedürfe es keiner Prognosen. „Wir kennen die künfti- gen Zahlen, weil wir wissen, wie viele Men- schen heute wie alt sind“, so Raffelhüschen. Die Frage, ob Demografie-Fonds mit ihrer Strategie daher richtigliegen, kann er aber nicht beantworten. „Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass über 65-Jährige 2018 Tablets und Smartphone benutzen würden?“, fragt der Experte. Welche Produkte für ältere und hoch- betagte Menschen in Zukunft wichtig sein werden, welche Sektoren und Unternehmen daher besonders vielversprechend seien, lasse sich nicht vorhersagen. Joachim Nareike, Leiter Publikumsfonds bei Schroders, traut sich schon die eine oder andere Prognose zu. „Etwa 50 Prozent der er- wachsenen Europäer tragen eine Brille, weil sie am Bildschirm arbeiten, Fernsehen schau- en und Smartphones nutzen“, sagt er. In China benötigen nur rund 20 Prozent der Erwachse- nen eine Sehhilfe. „Da sich die Lebensum- stände den europäischen aber annähern, er- warten wir, dass sich der Markt für Brillen dort in den kommenden Jahren verdoppeln wird“, erklärt Nareike. Für ein Unternehmen wie den französischen Hersteller von Brillen- glas, Essilor, dürfte sich diese Entwicklung positiv auswirken. Immerhin hat Essilor in China einen Marktanteil von etwa 30 Prozent. Um herauszufinden, welche Unternehmen vom demografischen Wandel profitieren könnten, bezieht Schroders unter anderem Da- ten der Weltgesundheitsorganisation, die zei- gen, wie sich die Gesundheitssituation auf der Welt verändert. Informationen der Welthan- delsorganisation wiederum geben Aufschluss über Einkommenstrends in einzelnen Län- dern. Die Daten werden dann mit solchen zu Entwicklungen von Lebensgewohnheiten in den verschiedenen Staaten abgeglichen. Mit dieser Big-Data-Analyse gelangen die Fonds- manager schließlich zu ihren Investmentideen. „So ist beispielsweise jetzt schon klar, dass in 20 Jahren das am meisten benötigte Medika- ment auf der Welt Insulin sein wird“, erklärt Nareike. Zudem werde der Bedarf an Dialy- Rund um den Globus werden Menschen älter, in den Industrieländern auch wohlhabender. Einige Fonds versuchen, die Konsumvorlieben der jungen Alten in Investmentergebnisse umzumünzen. Alt und lebenslustig Mit 66 Jahren: Die Kinder stehen auf eigenen Beinen, das Haus ist abbezahlt, und im Ruhestand ist endlich Zeit für Reisen und etwas Luxus. Demografie-Fonds setzen auf Konsumtrends unter gut situierten Senioren. Foto: © spotmatikphoto | stock.adobe.com 96 www.fondsprofessionell.de | 2/2018 markt & strategie I demografie-fonds

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