FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

und sein Kollege Patrick Hufen von der Huk zuverlässig „Ja, klar“, sagt Andreas. Mit Pro- tagonisten hat er vielmehr die mutmaßlichen – oder tatsächlichen – Versicherungsbetrüger gemeint. „Es kommt sogar vor, dass die Leute uns gar nicht die Tür aufmachen“, berichtet Heitmann. Dann sind er und das gesamte Pro- duktionsteam umsonst von Köln nach Berlin, Hamburg oder in eine andere Stadt gefahren. Bundesweit unterwegs Gedreht wird bundesweit. „Immer da, wo der betreffende Versicherungsnehmer wohnt“, sagt Heitmann. Hier kommt der weiße Bulli ins Spiel. Weil Heitmann manchmal erst abends um 18 Uhr erfährt, dass er am nächs- ten Tag um 10 Uhr 500 Kilometer entfernt von Köln einen Dreh hat, ist er von öffent- lichen Verkehrsmitteln gern unabhängig. Hin- ten im Bus hat er sich ein kleines Büro ein- gerichtet, dort bereitet er sich auf einen Dreh gern noch einmal in Ruhe vor. „Und bitte!“ Heitmann startet den Bus, diesmal dauert die Fahrt nur wenige Minuten. Ziel ist ein Plattenbau im Kölner Stadtteil Zollstock. Nicht, dass hier besonders viele Versicherungsbetrüger aufzuspüren wären, die Standortwahl ist allein der Kulisse geschuldet. Heitmann steigt aus dem Bus, nimmt eine Haustür ins Visier. „So ungefähr läuft das, wenn wir drehen“, sagt er. „Und danke!“ Heute klingelt der Versicherungsdetektiv an keiner Tür, doch wenn er bei den Dreharbei- ten schellt, erwarten ihn die unterschiedlichs- ten Fälle, Situationen und Persönlichkeiten. Manche mutmaßliche Versicherungsbetrüger empfangen ihn ganz unbedarft, weil sie wirk- lich nichts zu verbergen haben. So wie der junge Mann, dessen schlauer Katze es gelun- gen war, ihr Herrchen aus der Wohnung aus- zusperren. An diese Geschichte hatte Heit- mann zwar nicht geglaubt, doch am Ende war völlig klar: Versicherungsbetrug ausgeschlos- sen. „Und der Mann hieß mit Nachnamen auch noch Maus“, schmunzelt Heitmann. Ist es wirklich das Leben, das solche Ge- schichten schreibt? Oder steckt in der RTL- Doku nicht doch ein bisschen Fake? „Nein“, sagt Heitmann fest. „Alle Fälle sind echt.“ Wenn klar ist, dass eine neue Staffel der „Ver- sicherungsdetektive“ gedreht wird, dann wird bei der Gothaer „der ganze Laden informiert“, wie Heitmann es ausdrückt. Sachbearbeiter, Schadenregulierer und auch Vermittler können dann Fälle melden, die ihnen komisch vor- kommen. Heitmann prüft sie, bespricht sich mit einem Kollegen. Möglichst nur ein Besuch „Und bitte!“ Timo Heitmann startet den weißen Bulli und dreht noch eine Runde. Eigentlich gibt es keine besonderen Kriterien für die Auswahl der Fälle. „Wichtig ist, dass wir sie möglichst mit einem Besuch vor Ort erledigen können“, erzählt Heitmann. Immer- hin kann es für die mutmaßlichen Versiche- rungsbetrüger ganz schön unangenehm wer- den, wenn die Kamera im eigenen Wohnzim- mer erst einmal läuft. „Frau Fischer hätte uns ihre Tür wahrscheinlich kein zweites Mal auf- gemacht“, vermutet er. Außerdem muss für jede Staffel ein interessanter Mix von Fällen zusammengestellt werden. Die fünfte Ge- schichte über eine Auto-Beule wäre langwei- lig. „Und wir brauchen verschiedene Typen von Versicherungsnehmern“, sagt Heitmann. Etwa mehrfach eine Blondine dabei zu haben – das wäre politisch nicht korrekt. Passt ein Fall, klärt ein Kollege von Heit- mann, ob der Versicherungsnehmer zum Dreh bereit ist. „90 bis 95 Prozent lehnen ab“, berichtet Heitmann. Auch die übrigen fünf bis zehn Prozent stehen letztendlich nicht alle vor der Kamera. Manche kriegen es im letzten Moment doch mit der Angst zu tun. Dann fährt Heitmann unverrichteter Dinge zurück nach Köln. „Und danke!“ Der weiße Bulli stoppt auf dem Parkplatz der Gothaer. Nach den „Außendrehs“ wird es jetzt Zeit, die berufliche Heimat des Versiche- rungsdetektivs kennenzulernen. Vom Haupt- Kurz vor dem Dreh: Timo Heitmann hat sich in seinem VW-Bus ein kleines Büro eingerichtet. Dort bereitet er sich gern noch einmal auf den nächsten Fall vor. Im Kölner Stadtteil Zollstock wird er heute aber an keiner Tür klingeln. Der RTL-Versicherungsdetektiv aus der Nähe Aus dem Leben von Timo Heitmann Timo Heitmann wurde 1982 in Köln geboren. Nach dem Abitur 2002 und seiner Zeit bei der Bundeswehr begann er eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei der Gothaer. Nach dem erfolgreichen Abschluss arbeitete Heitmann bei der Gothaer in Teilzeit im Scha- deninnendienst. Parallel absolvierte er das Studium Versicherungswesen an der dama- ligen Fachhochschule Köln, der heutigen Technischen Hochschule. 2006 ging Heitmann in Vollzeit in den Schadenaußen- dienst. Rund vier Jahre später durfte er für die RTL-Doku „Die Versicherungsdetektive“ zum ersten Mal vor der Kamera stehen, seit 2011 ist er für die Gothaer das Ge- sicht der Sendung . Heitmann leitet seit 2016 den Scha- denaußendienst Norddeutschland bei der Gothaer und steht an der Spitze eines Teams von 31 Scha- denregulierern. Neben seiner Tätigkeit bei der Kölner Versicherung und den regelmäßigen Dreharbeiten für die „Versicherungsdetektive“ hat er sich in jüngster Zeit Social-Media- Aktivitäten auf Facebook und Instagram verschrieben. Sein Ziel ist es, auf diese Weise genauer zu erfahren, was Kunden sich von Versicherungen wirklich wünschen und wel- che Produkte sie brauchen. Zudem möchte er deutlich machen, dass Versicherungsprodukte keine lästige Notwendigkeit sind, sondern Risiken absichern, für die der Kunde andernfalls selbst Geld zur Seite legen müsste. Timo Heitmann, der Versicherungen richtig „cool“ findet, lebt mit seiner Ehefrau, seinem Sohn und zwei Hunden nach wie vor in Köln. 255 www.fondsprofessionell.de | 4/2019

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