FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

A rglos warten Pendler an einer Bushalte- stelle, eine ältere Dame nähert sich. Sie schiebt einen mit leeren Dosen gefüll- ten Einkaufswagen vor sich her. Aus dem Ge- fährt bricht plötzlich der Kopf von Schauspie- ler Arnold Schwarzenegger hervor – auf einem Mini-Kettenpanzer montiert. Mit dieser Szene begann eine Fernsehwerbung der britischen Finanzaufsicht FCA. Die Behörde rief in Spots und Anzeigen mit dem Filmstar aus der „Ter- minator“-Reihe die Bürger der Insel auf, von Banken mittels falscher Versprechen verkaufte Kreditversicherungen zu melden. Jahrelang hatten die Geldhäuser in Großbritannien Kunden Verträge ange- dreht, mit denen sich Kreditnehmer für den Fall absichern sollten, dass sie ihr Darlehen nicht tilgen können (Payment Protection Insurance, PPI). Die Absiche- rungen waren weitgehend nutzlos, für die Finanzinstitute aber hochprofitabel. Meh- rere Millionen Kunden sind betroffen, der Schaden geht in die Milliarden und gilt als einer der größten Finanz- skandale der Insel. Die Banken bü- ßen mit hohen Strafen für die Ge- schäfte. Die Werbespots mit dem Schauspieler aus der Steiermark sind Teil des Strafpakets. Die Insel-Institute sind damit nicht allein. Allein die 50 größten Banken der Welt haben seit der Finanzkrise 2009 insgesamt 372 Milliarden US- Dollar an Strafen oder Entschädi- gungsleistungen für die verschie- densten Vergehen bezahlt, errechnete die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG). Die Höhe der erhobenen Bußgelder und Erstattungen variiert jedoch erheblich. Und auch die Ver- wendung der durch Strafen eingenommenen Mittel unterscheidet sich von Land zu Land. Ruf ramponiert Dabei ringen die Geldinstitute ohnehin mit vielen Problemen. Vor allem die Banken in Europa haben mit niedrigen Zinsen sowie der Bereinigung ihrer Bilanzen um notleidende Kredite zu kämpfen. Die Institute des Alten Kontinents hatten sich nach der Finanzkrise nicht so rasch und entschlossen neu aufgestellt und mit frischem Kapital eingedeckt wie die Konkurrenz aus Nordamerika. „Speziell die europäischen Banken stehen unter Druck. Sie haben auch nach mehr als zehn Jahren den Weg aus der Krise noch nicht gefunden und konnten weiterhin keine positive Wertschaf- fung erreichen“, urteilt BCG-Senior-Partner Gerold Grasshoff. Doch auch weltweit ist die Wertschaffung, nach BCG-Definition der Gewinn abzüglich der Risiko- und Kapitalkosten, der Ban- ken wieder rückläu- fig. Die Bürde durch Bußgelder ist da ein weiterer Posten, der auf die Bilanzen drückt. Abgesehen von der finanziellen Last ramponieren die anhaltenden Meldun- gen über Strafen und Entschädigungen die Reputation und erschweren das Neugeschäft. „Um das Vertrauen in die Finanzmärkte weiter zu stärken, müssen Banken die Qualität und Effizienz bei der Umsetzung regulatorischer Vorgaben erhöhen“, rät Grasshoff. Strafzettel zuhauf sammelten ame- rikanische und europäische Banken gleichermaßen. So verteilen sich die nach der BCG-Recherche aufgelau- fenen 372 Milliarden US-Dollar an Forderungen zu 61 Prozent auf US- und zu 39 Prozent auf europäische Institute. Ein deutliches Gefälle zeigt sich dahingehend, wem das Geld zu- Foto: © FCA, Montage: FONDS professionell Banken begingen massenweise Vergehen und büßen dafür mit Milliardenbeträgen. Wem die Einnahmen zugutekommen, unterscheidet sich von Land zu Land. Kreative Sühne 4A 1A Kodak Kodak Kodak Kodak Kodak Kodak Kodak 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 2A 3A 5A 6A 7A Die britische Finanzaufsicht FCA warb mit Arnold Schwarzen- egger. Der „Terminator“-Star forderte Verbraucher auf, fälschlich gezahlte Kreditver- sicherungen von den Banken zurückzufordern. Die Meldefrist endete im August 2019. Gegen Banken erhobene Bußgelder Strafzahlungen der jeweils 50 größten Banken in Europa und den USA Bis 2015 wurden nur Strafen über 50 Millionen US-Dollar berücksichtigt, ab 2015 dann Strafen höher als 20 Millionen Dollar. Quelle: Boston Consulting Group 0 10 20 30 40 50 60 70 80 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Strafzahlungen der größten Banken Mrd. Dollar 22 Mrd. 78 Mrd. 27 Mrd. 414 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 steuer & recht I bankstrafen

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