FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

116 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 markt & strategie I stiftungsfonds Foto: © Adam Drobiec | Dreamstime.com A ls Manager einer deutscher Stiftung könnte man auf die Kollegen in den USA durchaus neidisch werden. An- ders als bei uns werden da keine Minibeträge, sondern echte Summen bewegt. Allein in Harvard, der Universität mit dem weltgröß- ten Stiftungsvermögen, liegen fast 33 Mil- liarden US-Dollar im Topf. Und Harvard Management, das Unternehmen, das die- sen Stiftungsfonds verwaltet, beschäftigt mehr als 300 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr bis Juni 2013 kassierten sie insgesamt 132,8 Millionen Dollar an Gehältern und Boni – noch ein Grund, warum mancher deutsche Stiftungsmanager vor Neid er- blasst. Eines immerhin haben die Deut- schen von den Amerikanern schon gelernt: Sie müssen ihre Geldanlage professionali- sieren. Fast drei Viertel der kapitalstärksten Stiftungen wollen dem Finanzmanagement höheren Stellenwert einräumen, zeigt eine Studie der Universität Heidelberg. Als Lehre aus der Finanzkrise wollen viele ris- kante Anlagen eher meiden, vielmehr soll das Vermögen noch breiter gestreut wer- den als ohnehin schon (siehe Grafik). Die steigende Nachfrage nach professio- nellem Asset Management erklärt, warum auch das Angebot steigt: Dem Datenanbieter Morningstar zufolge tragen inzwischen 33 in Deutschland zugelassene Publikumsfonds das Stichwort „Stiftung“ schon im Namen. Mehr als die Hälfte davon ist höchstens fünf Jahre am Markt. Die Portfolios mit über zehn Mil- lionen Euro Volumen sind in der Tabelle auf der nächsten Seite zu finden. Morningstar sor- tiert die meisten davon in die Kategorie der konservativen Mischfonds ein. Die Streuung der Ergebnisse ist enorm: Die jährliche Ren- dite reicht von 0,8 Prozent beim NV Strategie Stiftung bis hin zu 12,5 Prozent beim Frank- furter Aktienfonds für Stiftungen. Auf kurze Sicht sieht es ähnlich aus: In den ersten acht Monaten dieses Jahres legte der Fonds für Stiftungen von Invesco um 8,4 Prozent zu, der von Donner & Reuschel gesteuerte D&R Invest Stiftungsfonds kam dagegen nur auf ein Plus von 0,8 Prozent. Privatanleger willkommen Auch wenn die Fonds in erster Linie für Stiftungen konzipiert wurden, sind die meis- ten von ihnen auch Privatanlegern zugänglich. Bestes Beispiel dafür ist der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, der seit vielen Monaten zu den Topsellern im freien Finanz- vertrieb zählt (siehe auch den Artikel auf Seite 178). Portfoliomanager Frank Fischer ver- waltet in diesem Fonds inzwischen 930 Millionen Euro – nach nur 20 Millionen Euro Anfang 2011 (siehe auch das aus- führliche Interview mit Frank Fischer in FONDS professionell 2/2014). „Stiftungs- fonds sind in der Regel durch en- gen Kontakt der Banken oder Vermögensverwalter zu Stiftungen entstanden“, erläutert Thomas Lange, geschäftsführen- der Gesellschafter des Hamburger Vermögensverwalters Lange Assets & Consulting. Oft diskutieren Fondsmana- ger und Stiftung über Anlageziele und Aus- richtung des Portfolios. Manchmal sitzen Vertreter großer Stiftungen auch im Anla- geausschuss oder Beirat. Das bedeutet eine zusätzliche Kontrolle, von der auch die Pri- vatanleger profitieren. Dazu kommen wei- tere Vorteile, meint Lange: „Stiftungsfonds zeichnen sich nicht nur durch eine breite Streuung der Anlagen und einen konserva- tiven Ansatz aus, sondern meist auch durch Stiftungsfonds halten sich an die strengen Kriterien ihrer wichtigsten Kapitalgeber, davon können auch risikoscheue Privatanleger profitieren. Doppelte Kontrolle Von den Summen, die an der Universität Harvard bewegt werden, können deutsche Stiftungsmanager nur träumen. Im Bild eine Statue von John Harvard auf dem Universitätscampus – der Theologe ist Namensgeber der Hochschule. Lektion gelernt Das Centrum für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg hat das Anlageverhalten der kapital- stärksten deutschen Stiftungen untersucht. Quelle: CSI Heidelberg Höherer Stellenwert des Finanzmanagements Weniger risikoreiche Anlagen Mehr Zeit für Anlageauswahl Portfolio diversifiziert Interne Kompetenzen ausgebaut Erstmals externen Berater genutzt Externen Berater gewechselt Sonstiges Wie hat sich Ihr Anlageverhalten nach der Finanzkrise geändert? Zustimmung in % 70 % 55 % 50 % 45 % 25 % 10 % 10 % 10 %

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