FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

138 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 markt & strategie I umfrage Foto: © Thierry Vialard | Dreamstime.com D ie Zahl der Studien, die klare Hinweise darauf liefern, dass das traditionelle Konzept der kapitalisierungsgewich- teten Indexierung nicht optimal ist, nimmt weiter zu. FONDS professionell berichtete in Ausgabe 1/2014 (Seite 4), dass eine britische Untersuchung zu dem Ergebnis gelangt ist, dass praktisch jede andere Form von index- basierten Investments bessere Ergebnisse lie- fert als das bloße Nachbauen von S&P 500 oder DAX. Die Autoren formulierten ihre Kritik an den Standardindizes besonders krass: Selbst ein Affe, der mit Pfeilen auf ein Kursblatt schieße, würde beim anschließenden Kauf der zufällig getroffenen Papiere meist bessere Ergebnisse erzielen als ein herkömm- lich konstruierter Index beziehungsweise ein darauf basierendes Wertpapier. Basis dieser Provokation waren Monte-Carlo-Simulatio- nen, in der die vom Zufall geformten Indizes tatsächlich durchschnittlich mehr verdienten als die heute üblichen. Die Schlussfolgerung der Forscher lautete: Nicht die alternativen Indexkonzepte sind besonders gut, sondern die kapitalisierungsgewichteten Indizes beson- ders schlecht. Marktgewichtete Marktbarome- ter folgen wie Ebbe und Flut den durch die Nachrichten beeinflussten Erwartungsströ- men: Ein Hype in einer Branche führt auto- matisch zu einer hohen Gewichtung im Index. Internet-Boom, Telekom-Aktien und Japan- Aktien wurden so zu ihren Hochzeiten auch am höchsten in regionalen oder Weltindizes gewichtet, weit jenseits ihrer realen Wirt- schaftskraft. Eindeutige Überlegenheit Eine noch jüngere US-Analyse des Index- spezialisten Research Affiliates bestätigt diese Einschätzung nun ein weiteres Mal. Engin Kose und Max Moroz vom amerikanischen Smart-Beta-Spezialisten Research Affiliates, der sowohl für Aktien als auch Anleihen al- ternative Indizes berechnet, haben versucht festzustellen, wie groß der Abstand zwischen kapitalisierungsgewichteten, gleichgewichte- ten und fundamental gewichteten Indizes im Langzeitvergleich ist – die letzten beiden An- sätze werden häufig als „Smart Beta“-Kon- zepte angeboten. Ihre Ergebnisse sind eindeu- tig: In den meisten Fällen sind die alternativen Indexkonzepte erfolgreicher. Das gilt sowohl für die einfache Variante der Gleichgewich- tung aller Titel eines Index als auch für Indi- zes, bei denen eine systematische Analyse fundamentaler Daten für eine regelbasierte Gewichtung der Titel im Index sorgt. Und diese Ertragsunterschiede sind beträchtlich, zwei bis drei Prozentpunkte darf man hier jährlich an Mehrertrag erwarten. Selbst beim simplen Konzept der Gleichgewichtung funk- tioniert dies erstaunlich gut. Vergleicht man etwa den durchschnittlichen Jahresertrag des gleichgewichteten S&P 500 Index mit seinem traditionell berechneten Namensvetter, liegt der jährliche Durchschnittsertrag des Ersteren seit Herbst 2009 bei 19,2 Prozent, während der S&P 500 nur um 16,74 Prozent zulegen konnte (siehe Chart). Die Research-Affiliates-Mitarbeiter wollten in ihrer Arbeit aber gar nicht der Gleichge- wichtung das Wort reden, sondern sind davon überzeugt, dass dieses Konzept nur die zweit- beste Wahl ist. Erstens rechnen sie in ihrem Artikel mit dem Titel „The High Cost of Equal Weighting“ vor, dass es Märkte gibt, in denen gleichgewichtete Indizes sogar schlech- ter abschneiden als die traditionellen Ansätze (Australien und Italien), und zweitens schlägt sich ihr fundamentaler Ansatz in allen Fällen besser als die Gleichgewichtung. Kose und Moroz kritisieren in ihrer Unter- suchung die systematischen Schwächen gleich- gewichteter Indizes. Weil die Größe des Unter- nehmens hier keine Rolle spielt, gibt es in gleichgewichteten Indizes mehr illiquide Titel kleinerer Unternehmen. Und diese Small Caps muss man dann tatsächlich kaufen. Wetten auf solche Nebenwerte sind aber aufgrund der ge- ringeren Liquidität wesentlich teuer als die auf Blue Chips. Nicht zuletzt deshalb sei das Orientieren am wirtschaftlichen „Fußabdruck“ eines Unternehmens, wie das fundamentale Indexkonzepte tun, die bessere Lösung. Die Grundlage der Gewichtung sind hier funda- mentale Unternehmensdaten wie Umsatz, Buchwert, Cashflow und Dividendenzahlun- gen, wobei jeweils mehrjährige Durchschnitts- werte zum Einsatz kommen. Die fundamen- tale Strategie trennt damit die unter Umstän- den fatale Verknüpfung von Börsenkurs und Gewichtung, hält jedoch an der Verbindung zwischen Gewichtung und ökonomischer Be- deutung sowie Investierbarkeit fest. Ein weiterer Vorteil ergebe sich aus dem Anlageuniversum. Der gleichgewichtete Index muss per Definition alle Aktien eines Index halten, das heißt, er entkommt den „schlech- Immer neue Analysen zeigen, dass kapitalisierungsgewichtete Indizes – wie etwa der DAX – die denkbar schlechteste Wahl sind, wenn es um Investments geht. Gewichtige Unterschiede Die Gewichtung der Indexbestandteile in einem ETF entscheidet über den langfristigen Anlageerfolg. Kurioserweise dominiert das am wenigsten lukrative Konzept der Gewichtung gemäß Marktkapitalisierung nach wie vor das Angebot.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=