FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2014

278 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 bank & fonds I fidor bank Foto: © GMF, Fidor Bank W er heute ein Buch kauft, bestellt es in der Regel bei Amazon. Und das neueste Musikstück wird via Smart- phone aus dem iTunes-Shop heruntergeladen. So wie das Netz das Einkaufsverhalten der Menschen gravierend verändert hat, soll es bald auch die Kunde-Bank-Beziehung beein- flussen. Davon ist Matthias Kröner, Chef der Fidor Bank, überzeugt. „Das Internet wird die Retailbankenlandschaft so sehr verändern, wie es das auch in den letzten Jahren mit der Musik- und der Zeitungsindustrie getan hat“, glaubt Kröner. Bei den „Kollegen Filialban- kern“, wie er seine Mitbewerber etwas spöt- tisch nennt, prangert er zu komplexe Produkte und den dauerhaften Vertriebsdruck an, dem die Angestellten ausgesetzt sind. „Die Banken haben es in Jahrzehnten geschafft, dass die Leute keinen Bock mehr auf das Thema Finanzdienstleistungen haben“, wettert er. Mit der Fidor Bank will er es besser machen. Vor rund zehn Jahren hob Kröner die Fidor Bank, die an der Börse mittlerweile einen Wert von rund 54 Millionen Euro hat, gemeinsam mit Kompagnon Martin Kölsch aus der Taufe. 2009 erlangte das Institut dann die Vollbanklizenz. Kölsch und Kröner ken- nen sich beide aus den Pioniertagen der deutschen Direktbankenszene. Die beiden bauten die Direktanlagebank DAB, die in den 1990er Jahren eine der ersten deutschen Banken ohne Filialnetz war und jetzt zur BNP Paribas gehört, mit auf. Kröner saß dann meh- rere Jahre auf dem Chefposten des Instituts und trieb die Digitalisierung der Bank voran. Wie andere Direktbanken, beispielsweise die DKB oder auch die DAB Bank, verzichten die Münchner auf ein Filialnetz und setzen auf die Zugangswege Telefon, Smartphone und Internet. Im Vergleich zur Konkurrenz geht die junge Bank jedoch einen Schritt wei- ter: Mithilfe des Internets sollen technik- und internetaffine Kunden aktiv ins Banking ein- bezogen und das Bankgeschäft dadurch trans- parenter gemacht werden. So verbinden die Münchner in der „Fidor Bank Community“, einem digitalen schwarzen Brett, Kunden und Interessenten miteinander, um sie fit fürs Ban- king zu machen. In den Diskussionsrunden helfen und unterstützen sich die User gegen- seitig bei Geldfragen. Sie können die Bank, Bankberater und Finanzprodukte bewerten oder eigene Ideen für neue Produkte der Netz- gemeinschaft mitteilen. Und das rund um die Uhr. „Bei uns kann der Kunde auch dann noch Fragen stellen, wenn der normale Banker abends auf dem Sofa bei seiner Zeitungslektüre sitzt“, so Kröner. Und diese Aktivität wird belohnt: Nutzer, die sich bei Facebook, Twitter, Google plus, Xing oder auf der eigenen Homepage zu Finanzthemen äußern, erhalten einen kleinen monetären Bonus. Wer etwa die Frage eines Nutzers zum Thema Geldanlage beantwortet, bekommt eine Gutschrift von 25 Cent. An sich nur „Spielgeld“ für die Kunden, doch der Austausch ist für Fidor wichtig: „Die Beiträge der Community sind ein wesentlicher Hygie- nebestandteil. Wir können uns als Bank da- durch weiterentwickeln“, erklärt der marke- tingerprobte Manager. Auch er selbst ist in der Netzgemeinschaft aktiv: Kröner bloggt fleißig mit und informiert regelmäßig per Videokom- mentar über den aktuellen Geschäftsverlauf seiner Bank. Wie auch in anderen Diskussions- foren im Netz schwankt die Qualität der Fo- renbeiträge stark: Von echtem Expertenwissen bis hin zu Diskussionen, die kaum über Kin- dergartenniveau hinausreichen, ist alles dabei. Auch auf der Produktebene fordert die Bank übers Netz zum Mitmachen auf. So konnten Kunden bei der „Like-Zins“-Aktion mit über die Verzinsung ihres Girokontos bestimmen. Jede Person, die den „Like- (Ge- fällt mir)-Button“ auf der Facebookseite der Bank anklickte, trug zur Steigerung des Zin- Die Fidor Bank bezeichnet sich selbst als „Mitmachbank“. Das Web-Institut verquickt dabei Angebote von externen Partnern via Mobilfunktechnologie. „Keine normale Bank“ Vom Hotelazubi zum Bankchef Matthias Kröner begann seine berufliche Laufbahn als Lehrling im Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten in München. Nach dem Studium des Hotelmanagements in den USA und Deutschland wechselte er in die Bankenbranche. Nach einem Traineepro- gramm beim Bankhaus Maffei gründete er mit Martin Kölsch die Direktbank DAB Bank, deren Vorstandsvorsitzender er nach einigen Jahren wurde. Seit 2003 arbeitet Kröner an der Gründung der Fidor Bank, im Januar 2009 übernahm er den dortigen Chefsessel. Die Bilanzsumme der Fidor Bank betrug per 31. Dezember 2013 rund 229 Millionen Euro. Erstmalig konnte im letzten Jahr ein Überschuss von rund 176.000 Euro erzielt werden. Auf der Passivseite der Bilanz dominieren die Einlagen in Form von Sparbriefen, auf der Aktivseite leiht man das Geld jedoch nicht an die eigenen Kunden aus, sondern betreibt Factoring im großen Stil. Die Bank kauft Handelsforde- rungen, die gegenüber Privatkunden beste- hen, an. Dabei achtet man auf eine breite Streuung, der durchschnittliche Abschnitt beträgt nicht mehr als 6.000 Euro. Rund 55 Prozent der Einlagen verleiht die Bank auf diesem Wege. Bis März 2014 kauften die Münchner in Kombination mit der SWK Bank auch Forderungen aus Lebensversicherungspolicen an. Dieses Geschäft hat die Bank im März 2014 eingestellt. Matthias Kröner, Gründer der Fidor Bank Wer seine Bücher bei Amazon und seine Musik bei iTunes kauft, wickelt demnächst wohl auch seine Bankgeschäfte via Smartphone ab – das hofft jedenfalls die Fidor Bank.

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