FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
104 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 markt & strategie I crossover-rentenfonds Foto: © Kristina Stasiuliene | Dreamstime.com B enjamin Graham, der 1976 verstorbene Begründer des Value-Investing, hatte wohl den Aktienmarkt im Sinn, als er einen seiner bekannten Sätze prägte: „Viele werden auferstehen, die jetzt gefallen sind, und viele werden fallen, die jetzt in Ansehen stehen.“ Grahams Credo lässt sich freilich auch auf Anleihen anwenden. Dass Bonds, die gefallen sind, wiederauferstehen, darauf setzt seit einiger Zeit Ernst Konrad von der Münchner Vermögensverwaltung Eyb & Wallwitz. Er managt den 2013 aufgelegten Phaidros Fallen Angels. „Wir investieren in Anleihen großer Unternehmen, die aus dem Investment-Grade-Segment kommen, dann jedoch herabgestuft worden sind“, er- klärt Konrad. Auch andere Fondsmanager nehmen solche Papiere gern in ihr Portfolio auf – Anleihen an der Grenze zwischen In- vestment-Grade- und Hochzins-Welt gelten als attraktive Nische. Konrad setzt allerdings am konsequen- testen auf die gefallenen Engel unter den Corporate Bonds. Stürzt eine Anleihe aus dem Himmel der Papiere mit guter Bonität herab, fängt er sie auf – zumindest wenn es ihm lohnenswert erscheint. Das war etwa bei den Papieren prominenter Emittenten wie ThyssenKrupp, Nokia, Lafarge oder Arcelor- Mittal der Fall. Hochverzinsliche Anleihen mit schlechter Bonität nimmt der Fondsma- nager nicht in den Phaidros auf. Er setzt bis zu 75 Prozent auf Bonds, die sich gemessen an der Ratingskala von Standard & Poor’s (S&P) oder Fitch an der Grenze zwischen „BBB–“ und „BB+“ bewegen. Damit unter- scheidet sich sein Fallen-Angels-Portfolio klar von den üblichen High-Yield-Fonds. Konrads Kalkül: Signalisiert ein Anstieg der Risikoprämien die bevorstehende Herab- stufung einer Anleihe, so geraten viele insti- tutionelle Investoren aus regulatorischen Gründen unter Druck. Daher beginnen sie die Bonds zu verkaufen. In der Folge bricht der Anleihekurs ein, obwohl noch keine Agentur das Rating gesenkt hat. Der Risikoaufschlag weitet sich aus, die Renditechancen steigen. Fällt der Engel, greifen High-Yield-Investoren zu. Der Kurs des Bonds stabilisiert sich – und steigt im Idealfall. „Nur bekannte Emittenten“ Die Vorteile, die Fallen Angels gegenüber Hochzinsanleihen mit Bonitäten von „B–“ an abwärts bieten, liegen auf der Hand. „Wir be- wegen uns am oberen Ende des High-Yield- Segments und haben nur bekannte Emittenten im Fonds“, sagt Konrad. Anders als bei vielen kleineren Unternehmen ist damit der Zugang zu Bilanzen und Analystenberichten gesichert. Zudem sind die Anleihen sehr liquide. „Im- merhin sind sie in großen Volumina aufgelegt worden, die schon mal eine Milliarde Euro erreichen“, erklärt Konrad. Ein Handel am Se- kundärmarkt ist daher unproblematisch. Alexander Fleischer, Rentenchef der Wie- ner Fondsgesellschaft Erste Asset Manage- ment, nennt einen weiteren Grund für Unter- nehmensanleihen, deren Rating knapp unter dem Investment-Grade-Gütesiegel liegt. „Cor- porate Bonds mit einem ‚BB‘-Rating bieten im Vergleich zu anderen High-Yield-Anleihen das attraktivste Risiko-Ertrags-Verhältnis“, sagt er. Papiere mit „CCC“-Rating mögen auf den ersten Blick zwar lukrativer aussehen. „Allerdings wird das Ausfallrisiko nicht angemessen kompensiert“, so Fleischer. So lag die Ausfallwahrscheinlichkeit laut einer S&P-Studie für das Jahr 2013 bei Fallen Angels mit einem Durchschnittsra- ting von „BB–“ bei 1,4 Prozent, im gesam- ten High-Yield-Segment betrug sie 4,3 Pro- zent. Und nicht zuletzt steigt laut der Studie von S&P rund ein Drittel der gefallenen Engel wieder in den Investment-Grade- Himmel auf – Kursgewinne sind dann vor- programmiert. In den USA haben Investmentprofis die- Anleihen mit Ratings knapp unter Investment Grade bieten attraktive Chancen. Entsprechende Fonds führen hierzulande aber noch ein Nischendasein. Der Aufstieg nach dem Fall Verliert eine Anleihe ihr Investment-Grade-Rating, wird sie als „Fallen Angel“ bezeichnet. Ein Investment in solch einen „gefallenen Engel“ kann sich auszahlen, denn oft genug erholt sich der Kurs nach der Herabstufung wieder. Lukrative Grenzgänger Zuletzt machte sich für Crossover-Fonds eine hohe Gewichtung vergleichsweise solider Firmenanleihen bezahlt. Quelle: Bloomberg 2014 Jan Okt 1 % 0 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % n BNY Mellon Crossover Credit Euro n Lombard Odier Euro BBB-BB Fundamental n Phaidros Funds Fallen Angels
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