FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

D ie Boomphase der „130/30-Fonds“ liegt schon fast eine Dekade zu- rück, und sie währte auch damals nicht sehr lang. Nur kurz löste die Idee, dass Fondsmanager bis zu einem Anteil von 30 Prozent am Gesamtportfolio Short- Positionen in vermeintlich fallenden Ak- tien aufbauen, Begeisterung aus. Rasch wurde klar, dass sich nur wenige Portfo- lioverwalter zum „Hedgefondslenker“ eig- neten, und nach einem kurzfristigen Über- angebot an 130/30-Fonds verschwanden viele Produkte wieder von der Bildfläche. Unter den Produkten, die übrig blieben, finden sich aber auch einige, die ihre sei- nerzeitigen Versprechen halten konnten. Einer davon ist der UBS European Oppor- tunity Unconstrained. Er wurde 2007 für institutionelle Investoren aufgelegt, steht seit 2012 aber auch als Publikumsfonds zur Verfügung. Letzterer erfreut sich mitt- lerweile großer Beliebtheit und hat ein Fondsvolumen von mehr als einer Milliar- de Euro erreicht. Verwaltet wird er von Maximilian Anderl. FONDS professionell traf ihn in Wien zum Gespräch. HerrAnderl, Sie sind seit dem Jahr 2000 bei der UBS, was haben Sie davor ge- macht? Maximilian Anderl: Ich habe in Innsbruck Biochemie studiert und dort in kleineren Un- ternehmen in diesem Bereich gearbeitet. Ich wollte allerdings nicht im Labor bleiben und habe in St. Gallen ein Aufbaustudium ge- macht. Zuerst wollte ich zurück in den Phar- mabereich, doch dann kam das Angebot der UBS. Damals dachte ich mir, dass ich es mal für sechs Monate ausprobiere, als Fondsma- nager zu arbeiten, das ist nun 15 Jahre her. Sie hatten also das „Glück“, in einer Zeit einzusteigen, als man Erfahrungen für mehrere Leben machen konnte. Ja, man kann einige Jahre Investmenterfah- rung haben, wenn sich allerdings nichts tut, dann bringt einem diese Erfahrung auch nicht viel. Ich habe einiges erlebt: Zuerst das Plat- zen der Tech-Bubble, dann ging es wieder hoch und dann kam die Lehman-Pleite. Dann wieder der Aufschwung und wiederum die Krise im Euroraum. Seit dem Jahr 2009 hat sich aus meiner Sicht das Umfeld dann noch- mals deutlich verändert, nichts ist eigentlich so, wie es vorher war. Die Strategie des European Opportuni- ty Unconstrained passt eigentlich ganz gut in diese Zeit, oder? Ja, die Strategie gibt es seit 2007, und sie war die Erste, bei der UBS auch Short- Selling ermöglicht hat. Davor waren alle Portfolios long gemanagt. Zuerst wurde der Fonds nur institutionellen Investoren angeboten. Nachdem der Fonds sehr gut gelaufen ist, gibt es seit 2012 auch eine Publikumstranche. Der Name des European Opportunity Unconstrained suggeriert, dass Sie voll- kommen frei agieren können. Ist dem tatsächlich so? Wir arbeiten zwar innerhalb von UBS Global Asset Management, sind allerdings ein Boutique-Team. Somit sind wir zwar in die Infrastruktur der UBS Global AM vollständig eingebettet, wenn es zur Titel- auswahl kommt, sind wir in unseren An- lageentscheidungen allerdings völlig frei. Wir selektieren ausschließlich jene Titel, die wir als Team gut bewerten, und be- stimmen die Titelauswahl autonom. Wie funktioniert die Strategie im Detail? Unser Ziel ist es, den Index, in unserem Fall den MSCI Europe, zu schlagen. Um dies zu erreichen, könnten wir bis zu 50 Prozent short und bis zu 150 Prozent long gehen. Das Ma- ximum liegt für uns allerdings bei 140/40. Wenn der Fonds etwa zu 130 Prozent long und zu 30 Prozent short investiert ist, ergibt sich letztendlich wieder ein Investitionsgrad von 100 Prozent. Somit sind wir also voll in den europäischen Aktienmarkt investiert. Wie viel der Outperformance kommt von der Short-Seite? Über drei Jahre konnten wir den Index jedes Jahr um 7,6 Prozent outperformen. Fünf Pro- zent kamen dabei von der Long-Seite und 2,6 Prozent von der Short-Seite. Somit zeigt sich, dass der Short-Bereich im Verhältnis in den markt & strategie I maximilian anderl | ubs am 110 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 Foto: © Marlene Fröhlich Maximilian Anderl , Portfoliomanager des UBS European Opportunity Unconstrained kann mit seinem Fonds nicht nur auf steigende, sondern auch auf fallende Kurse setzen. Im Interview beschreibt er die Vorteile dieser Strategie und warum er weiterhin an europäische Aktien glaubt. » Seit dem Jahr 2009 hat sich aus meiner Sicht das Umfeld dann nochmals deutlich verändert, nichts ist eigentlich so, wie es vorher war. « Maximilian Anderl, UBS Maximilian Anderl: „Wenn es zur Titelauswahl kommt, sind wir frei. Wir müssen uns an keine Hausmeinung halten.“ „Nur wenige 130/30-Fonds

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