FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

sehr gut gezeigt, als die Benchmark eine Per- formance von minus 8,5 Prozent erzielte und wir das Jahr mit einem Minus von lediglich 1,3 Prozent abgeschlossen haben. Wie schätzen Sie aktuell die Chancen am europäischenAktienmarkt ein? Wir sehen bei europäischen Aktien aktuell keine Blase. Die Skepsis ist nach wie vor relativ hoch, vor allem im Vergleich zu einem Bondportfolio. Gemeinsam liegt die Rendite von deutschen, französischen, italienischen und spanischen Staatsanleihen über zehn Jah- re bei etwa 1,3 Prozent. Bei europäischen Aktien bekommt man hingegen eine durch- schnittliche Dividendenrendite von 3,6 Pro- zent. Es ist also eine extreme Skepsis einge- preist. Langfristig liegt die Rendite von zehn- jährigen Staatsanleihen normalerweise über der durchschnittlichen Dividendenrendite. Die Frage ist also: Was ist viel zu tief und was ist viel zu hoch? Wenn man sich die historische Ertragsentwicklung von europäischen Unter- nehmen ansieht, ist der Preis für deren Aktien relativ hoch. Seit 2007 sind die Erträge der Unternehmen schließlich nur nach unten ge- gangen. Sieht man sich jedoch die durch- schnittliche Ertragsentwicklung über die ver- gangen zehn Jahre an, ist der Preis sehr günstig. Solange die Zinsen in Europa nicht ansteigen, wird man jedenfalls interessante Investitionschancen finden. Und davon, dass die Zinsen ansteigen werden, sind wir meiner Meinung nach noch Jahre entfernt. In welchen Sektoren sehen Sie die inter- essantesten Chancen? Seit Ende 2012 haben wir ein Übergewicht im Versicherungssektor aufgebaut. Das war im Hoch bis zu zwölf Prozent groß und liegt jetzt bei 8,5 Prozent. Versicherungen haben mir deshalb gefallen, weil diese laufend Prä- mien bekommen und diese investieren müs- sen. Wenn also die Assetpreise steigen, profi- tieren die Versicherungen davon, und das Quantitative Easing der Zentralbanken hat die Assetpreise bis jetzt steigen lassen. Das ist natürlich eine prozyklische Wette, auf der de- fensiven Seite setzen wir seit 2013 auf Phar- matitel. Sie könnten auch in kleinere Titel inves- tieren, um Alpha zu generieren, nutzen Sie diese Möglichkeit? Nein, das haben wir nie gemacht. Jetzt sind wir sogar noch mehr Large-Cap-lastig als früher, weil uns Large Caps auf der Long-Sei- te einfach besser gefallen. Zum einen sind sie billiger und produzieren dabei auch mehr Cashflow, und zum anderen sind auch ihre Bilanzen besser. Auf der Short-Seite setzen wir bisher hingegen eher auf Mid Caps. Können Sie einige Beispiele von aktuel- len Positionen nennen? Auf der Long-Seite setzen wir aktuell auf Bayer, Novartis, Nordea und ING. Einzelne Single-Shorts dürfen wir leider nicht kom- mentieren. Generell haben wir sehr vom Bereich der Ölserviceunternehmen profitiert. Ein aktuelleres Beispiel waren einige süd- europäische Titel, die Anfang des Jahres ein- fach zu positiv bewertet waren. Gute Shorts fanden wir auch bei High-Quality-Unter- nehmen im Kleidungsbereich, wo Anleger of- fensichtlich der Meinung waren, dass diese aufgrund der Fußball-WM gut performen müssten, und es zu einer kurzfristigen Über- treibung kam. Danke für das Gespräch. FP Maximilian Anderl: „Jetzt sind wir sogar noch mehr Large-Cap-lastig als früher, da uns diese auf der Long-Seite einfach besser gefallen – weil diese billiger sind, aber auch mehr Cashflow produzieren.“ markt & strategie I maximilian anderl | ubs am 112 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 Foto: © Marlene Fröhlich 130/30-Fonds im Vergleich mit dem MSCI Europe Der theoretische Ansatz von 130/30-Fonds ist schnell erklärt: Der Fondsmanager kann seine Alpha-Qualitäten nicht nur auf der Long-, son- dern auch auf der Short-Sei- te zeigen. Bei aussichtsreich eingeschätzten Aktien setzt das Fondsmanagement auf steigende, bei schlechten auf fallende Kurse. Die damit erzielbare Überrendite (Al- pha) gegenüber einem Long- only-Ansatz beziehungsweise einem Index kann man mit einer 130/30-Strategie noch weiter steigern. Die aus dem Shorten erzielten Erlöse in Höhe von 30 Prozent stehen wieder für Spekulationen auf der Long-Seite zur Verfü- gung, die in Summe eine Höhe von bis zu 130 Prozent erreichen kann. Um UCITS- fähig zu sein, setzen dabei viele in Europa zugelassene Fonds auf Derivate. Der Chartver-gleich zeigt jeden- falls, dass Fondsmanager, die eine 130/30-Strategie verfolgen, in den vergangenen Jahren ein deutliches Al- pha gegenüber dem MSCI Europe erzielen konnten. Der UBS European Opportunity Unconstrained konn- te seine Benchmark seit 2009 deutlich schlagen.

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