FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

140 www.fondsprofessionell.de | 3/2014 Foto: © Jardai/modusphoto.de J amestown hat sich der AIFM-Regulie- rung vollständig unterworfen und nicht eine neue Tochtergesellschaft, sondern das ganze Emissionshaus zur Kapitalverwal- tungsgesellschaft (KVG) mit BaFin-Lizenz gewandelt. Damit unterliegt das gesamte Be- standsgeschäft den Regeln des Kapitalanlage- gesetzbuches – ein Schritt, den bisher nur we- nige Fondsanbieter gegangen sind. Die KVG verwaltet rund zwei Milliarden Dollar Eigen- kapital. Mit dem im Sommer aufgelegten Fonds „Jamestown 29“ soll dieses Volumen um bis zu 750 Millionen Dollar steigen. In den vergangenen drei Jahren hat das deutsch- amerikanische Unternehmen im krisenge- schüttelten Beteiligungsmarkt 852 Millionen Dollar platziert. Als einer der wenigen Fondsanbieter haben Sie die AIFM-Regulierung der- gestalt umgesetzt, dass Sie das ganze Emissionshaus zur KVG gemacht haben. Was waren die Beweggründe dafür, diesen Weg so und nicht etwa über eine neu zu gründende Tochter- gesellschaft zu gehen? Dr. Jürgen Gerber: Das lag auf der Hand. Es ergibt aus unserer Sicht keinen Sinn, Parallel- welten zu schaffen mit zwei Unternehmen, die sich um die Verwaltung der alten bezie- hungsweise neuen Fonds kümmern. Deswe- gen kam eine externe KVG für uns nicht in Frage. Außerdem haben wir bei unseren Altfonds nichts zu verstecken. Die meisten Fondsinitiatoren haben neue Firmen für die KVG gegründet und unterwerfen nur das Neugeschäft der Regulierung. Viele scheuen offenbarAuf- wand und Transparenz für die Einbrin- gung des Bestands in die regulierte „neue Welt“. Wie sehen Sie das? BeimAufwand macht es keinen Unterschied, ob eine neue Gesellschaft gegründet oder die alte Gesellschaft umgewandelt wird. Sie müs- sen aufsichtsrechtlich die gleichen Anforde- rungen erfüllen: Prozesse ordentlich doku- mentieren, Verantwortlichkeiten schaffen und die Bereiche Bewertung, Compliance, Risiko- management und interne Revision besetzen. Ich sehe es als einen Vorteil, die Regulierung in der bestehenden Gesellschaft umgesetzt zu haben. Wir haben bei dieser Gelegenheit sämtliche Unternehmensprozesse überprüft und Veränderungen und Verbesserungen vor- genommen. Wie zufrieden sind Sie denn mit der deutschen AIFM-Regulierung? Sind die Anleger jetzt besser geschützt, und sind die Produkte jetzt besser als früher? Die Regulierung der Anbieter trägt dazu bei, dass eine Auslese und Konsolidierung inner- halb der Branche stattfindet. Für eine Reihe von unseriösen Anbietern ist es schwer, die Hürden der Regulierung zu nehmen. Einige dieser Anbieter werden daran scheitern. Ein Vorteil ist sicher auch, dass mit der Verwahr- stelle nun ein Dritter auf die korrekte Mittel- verwendung achtet. Kritisch sehen wir aber, dass der Gesetzgeber im gleichen Atemzug die Produkte reguliert hat. Es ist eine Illusion zu glauben, dass dadurch die Produkte besser werden. Es kommt immer noch darauf an, dass der Anbieter über die notwendige Asset- kompetenz verfügt und imstande ist, nicht nur Schönwetterfonds aufzulegen, sondern Pro- bleme, die immer auftreten können, zu lösen. Meinen Sie, dass man sich die Regeln im KAGB für die Fonds beispielsweise zur Risikomischung oder zur Finanzierung sparen hätte können? Ja. Ich halte es für wichtiger, dass Anleger darauf achten, wem sie ihr Geld anvertrauen. Es geht um Erfahrung, Assetkompetenz und Erfolge des Managers und um seine Lösungs- kompetenz bei Problemfällen. Das führt uns zum Thema Leistungsbi- lanz. Vor einigen Jahren hat die Branche lang um einen Leistungsbilanzstandard gerungen, an den sich dann erst recht nicht alle gehalten haben. Jetzt wurden Leistungsbilanz und Standard in der bis- herigen Form abgeschafft und durch Performanceberichte und einen neuen Berichtsstandard ersetzt. Ist das Ihrer Meinung nach ein Fortschritt? Aus unserer Sicht ist das ein klarer Rück- schritt. Der Verband hat viele Jahre wie eine Fahne vor sich hergetragen, dass das Kern- stück einer Leistungsbilanz ein Soll-Ist-Ver- gleich in der Einzelfondsbetrachtung ist. Jetzt davon abzugehen weist in die falsche Rich- tung. Alle Erklärungsversuche, dass wir uns in der neu regulierten Welt befänden, in der die bisherige Leistungsbilanz nicht mehr von- nöten sei, sind nicht verständlich. Mit der Re- gulierung soll ja eigentlich mehr Transparenz geschaffen werden. Die bisherigen Berichts- standards abzuschaffen ist jedoch falsch. Die Anleger beziehungsweise deren Be- rater sollen die Kompetenzen derAnbie- ter im Asset Management überprüfen. Die meisten dafür notwendigen Daten sind aber schwer zugänglich oder gar nicht öffentlich. Wie soll das also in der Praxis funktionieren? Die Anbieter, die nach wie vor eine aussa- gekräftige und testierte Leistungsbilanz vor- legen, liefern den Beratern ein gutes Hilfs- mittel. Außerdem machen die professionellen Vertriebe eine Due Diligence des Anbieters, bei der eine Vielzahl von Fragen zu den Kompetenzen, Hintergründen und Erfahrun- gen der Manager beantwortet werden muss. Darauf kann sich ein Anleger verlassen. Jamestown, ein Spezialist für US-Immobilien, zählt zu den erfolgreichsten Initiatoren geschlossener Fonds und hat auch die Krisen im Beteiligungsmarkt vergleichsweise gut bewältigt. Geschäftsführer Dr. Jürgen Gerber erklärt im Interview, wie sein Haus die Branchenregulierung und den US-Immobilienmarkt beurteilt. » Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Produkte durch die Regulierung besser werden. « Jürgen Gerber, Jamestown „Wir sehen keine Immobilien sachwerte I jürgen gerber | jamestown 4

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