FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

148 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 Air France kann den Mietvertrag mit dem Dr.-Peters-Fonds zur gleichen Höhe wie in der Grundlaufzeit zunächst um drei Jahre prolon- gieren. Danach stehen Verlängerungsoptionen über zweimal zwei Jahre zur Verfügung. In diesen Zeiträumen muss die Fluggesellschaft marktkonforme Mieten bezahlen, ohne dass ein Mindestbetrag vereinbart ist. Der Fonds- initiator geht davon aus, dass Air France von der ersten Option Gebrauch macht und das Flugzeug nach 13 Mietjahren verkauft wird. Dr. Peters betont, dass die Airline die Maschi- ne im Full-Life-Zustand zurückgeben muss. Das bedeutet: Das Flugzeug muss vollständig gewartet und auf die Betriebsstunde null ver- setzt werden. Stattdessen kann Air France Kompensationszahlungen leisten. „In unserer Prognoserechnung kalkulieren wir aber mit der Rückgabe im Half-Life-Zustand. Dadurch ha- ben wir eine nicht ausgewiesene Reserve von 30 Millionen Dollar“, betont Dr.-Peters-Ge- schäftsführer Anselm Gehling. Emirates muss den A380 in der „Half Life Condition“ an den Hannover-Leasing-Fonds zurückgeben. Eine Boeing zur Abwechslung So viele Details konnte die Commerzbank- Tochter Commerz Real für ihren neuen Flug- zeugfonds bis Redaktionsschluss nicht nen- nen. Denn der Prospekt für das Investment in eine Boeing 777-300ER lag bei der BaFin zur Genehmigung. Der Fondsinitiator gab daher lediglich bekannt, dass die Maschine an Emi- rates vermietet sei und der Leasingvertrag eine Grundlaufzeit von zehn Jahren habe. Das Angebot wurde als Single-Asset-Fonds kon- zipiert. Die geplante Mindestbeteiligung für den Anleger beträgt 30.000 Dollar. „Der Fonds soll zudem ein Darlehen aufnehmen, das zum Ende der Grundmietzeit vollständig getilgt sein soll“, teilte Commerz Real mit. In Branchenkreisen ist zu erfahren, dass das Flugzeug bereits Ende 2012 vom Hersteller Boeing ausgeliefert wurde. Käufer war da- mals die Leasinggesellschaft Novus Aviation Capital, die das Flugzeug im November 2012 für zwölf Jahre an Emirates vermietet hat. Dem Fondsanbieter Commerz Real war es nach eigenen Angaben wichtig, das Groß- raumflugzeug mit der „höchsten Fungibilität“ zu erwerben. „Bei der 777-Reihe handelt es sich um das weltweit am häufigsten gebaute Großraumflugzeug, das insgesamt von 35 Fluggesellschaften eingesetzt wird“, hieß es dazu. Boeing liefert diesen Flugzeugtyp seit dem Jahr 1995 aus und hat nach eigenen An- gaben bis Ende September 1.239 Maschinen übergeben. Der größte Kunde ist – wie beim A380 – Emirates. Die Airline hat an die 300 Exemplare in verschiedenen Ausführungen bestellt. Ende Oktober hat Emirates die 100. Boeing 777-300ER in Dienst gestellt. In der Wartehalle In den kommenden Monaten sind weitere Flugzeugfonds zu erwarten. Bei Hannover Leasing ist schon der nächste A380-Fonds in Arbeit. Weitere Fortsetzungen sind geplant. Mit Wealthcap wird ein weiterer Anbieter voraussichtlich im ersten Quartal 2015 einen Flugzeugfonds auf den Markt bringen. Der Fonds wird aus drei Maschinen von Airbus vom Typ A330-300 bestehen. Zwei davon hat der Manager nach eigenen Angaben schon im Dezember 2013 erworben, den dritten Airbus dann wie geplant im September. Die Flieger sind an Singapore Airlines vermietet. Das Emissionshaus HEH, das sich auf Tur- boprops und Regionaljets spezialisiert hat, ringt noch um ein neues Angebot. Die Anbin- dung einer Maschine ist nämlich nicht so ein- fach. „Wir verfolgen zurzeit zwar sechs Pro- jekte im Regionalflugzeugbereich, keines ist aber so weit gediehen, dass ich schon Fakten nennen kann. Wir hatten ein Projekt fast umsetzungsreif, das dann doch leider nichts geworden ist“, erklärte Geschäftsführer Gunnar Dittmann bei Redaktionsschluss. Der Flugzeugspezialist Doric arbeit zurzeit an keinem konkreten Publikumsfonds. In den vergangenen Jahren hat der Manager das Pri- vatkundengeschäft gemeinsam mit Hansa Treuhand betrieben und vier A380 für Emi- rates finanziert. Von dem Hamburger Emis- sionshaus gab es bei Redaktionsschluss noch kein klares Signal für einen neuen Flugzeug- fonds. Die Unternehmensgruppe des Reeders Hermann Ebel konzentriert sich zunächst auf die BaFin-Lizenz für die Kapitalverwaltungs- gesellschaft, hieß es auf Anfrage. Fazit Der Airbus A380 hat die Flugzeugfonds in den vergangenen Jahren dominiert und tut das vorerst weiter. Aus diesem Grund müssen Berater überlegen, ob sie erneut den doppel- stöckigen Jumbo in ihr Programm aufneh- men. Denn für die Anleger spielt die Diversi- fikation eine wichtige Rolle: Wer schon zwei oder drei A380-Beteiligungen in seinem Port- folio hält, dürfte mit einem alternativen Ange- bot gut beraten sein. Die marktgängigen Ma- schinen von Boeing (B777) undAirbus (A340) sind dafür grundsätzlich gut geeignet. FP sachwerte I flugzeugfonds Foto: © Dr. Peters Christian Mailly, Dr. Peters: „Die Basis potenzieller A380- Kunden wird sich verbreitern.“ Emirates und der Airbus A380 Emirates ist mit Abstand der größte Airbus-Kunde für den A380. Von insgesamt 318 Maschinen, die bis Ende Sep- tember 2014 bestellt waren, entfallen 140 auf den Golf- carrier. 53 Stück des Großraumfliegers betreibt Emirates derzeit; weltweit sind 143 im Einsatz. Der A380 ist seit 2007 im kommerziellen Liniendienst, Vorreiter war damals Singapore Airlines. Die ersten beiden Maschinen haben die Dr. Peters Flugzeugfonds IV und V erworben. Nach technischen Problemen und entspre- chend negativer Berichterstattung hat sich der Super- jumbo in der Luftfahrt etabliert. Trotzdem haben erst 19 Gesellschaften den A380 bestellt, und in den vergange- nen drei Jahren kam nur ein Neukunde hinzu. Derzeit fliegen auch nur 12 Airlines mit dem A380. Im Vergleich dazu ist der neue Langstreckenjet Airbus A350 XWB ein Überflieger: Bei Redaktionsschluss sollte die neu entwickelte Maschine erst Ende dieses Jahres an den ersten Kunden Qatar Airways ausgeliefert werden. Trotzdem hatte Airbus im Orderbuch bereits 750 Bestel- lungen von 39 Gesellschaften stehen. Emirates selbst gehört nicht zu den Bestellern. Die Airline aus dem Emirat Dubai hat in den vergangenen Jahren unzählige Male erklärt, dass sie mit dem A380 zufrieden sei und er zur Profitabilität des Geschäfts beitrage. Trotz- dem bemängelte Emirates-Präsident Tim Clark mehrfach Schwächen. Die Performance der Triebwerke sei nicht so gut wie erwartet. Clark hat Airbus daher aufgefordert, bis zum Jahr 2020 eine aktualisierte Version des Airbus A380 auf den Markt zu bringen. Neue Triebwerke und technische Modifikationen könnten die Betriebskosten um acht bis zehn Prozent senken, gab Clark an. Von dem verbesserten „A380neo“ würde die Gesellschaft nach eigenen Angaben 60 bis 80 Exemplare bestellen.

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