FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
151 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 durch die Entwicklung der Schwellenländer in Asien, Indien, Osteuropa und Südamerika, wo die Bevölkerung schnell wächst. In erster Linie werden sie auch dafür sorgen, glaubt der Flugzeughersteller Airbus, dass sich der Luft- verkehr in den kommenden 15 Jahren verdop- peln wird. Der Konzern rechnet damit, dass im Jahr 2033 zwei Drittel der Bevölkerung in den Schwellenländern mindestens einmal jährlich fliegen werden, während diese Zahl gegenwärtig bei einem Drittel liegt. Auch eine Rückkehr der Wirtschaftskrise, die viele Ex- perten befürchten, dürfte dem langfristigen Wachstumstrend keinen Abbruch tun. Mehr Flugzeuge für die Welt Von den allgemeinen Wachstumsprognosen ausgehend erwarten die Flugzeughersteller einen entsprechend hohen Bedarf an neuem Fluggerät. 2013 waren weltweit rund 17.000 Passagierflugzeuge im Einsatz. Airbus geht von einer Verdoppelung der Weltflotte in den nächsten 20 Jahren auf 34.800 Verkehrsflug- zeuge aus. Unter Berücksichtigung von not- wendigen Ersatzbeschaffungen werden die Airlines 30.600 neue Maschinen (mit hundert und mehr Sitzen) benötigen, prognostiziert Airbus im „Global Market Forecast 2014–2033“. Davon sind 70 Prozent „Nar- rowbodies“, also Flugzeuge mit einem Stan- dardrumpf und nur einem Gang. Insgesamt geht es um Investitionen in Höhe von 4,4 Bil- lionen Dollar (ohne Frachtflugzeuge). Konkurrent Boeing schlägt ähnliche Töne an und bezeichnet die Narrowbodies als das „Herz des Marktes“. Um die Gunst der Air- lines matchen sich Boeing mit der B737 und Airbus mit der A320-Familie. Der US-Kon- zern geht in seiner aktuellen Marktvorschau sogar von einem größeren Bedarf und von notwendigen Investitionen in Höhe von 5,2 Billionen Dollar aus. Auch die Hersteller der kleineren Verkehrsmaschinen und Business- jets, Embraer und Bombardier, sind optimis- tisch. Beispielsweise erwartet Bombardier bis ins Jahr 2033 einen Bedarf von 13.100 Flug- zeugen mit 20 bis 149 Sitzplätzen. In allen Prognosen geht es um dreistellige Milliarden- beträge, die Airlines weltweit in ihre Flotten investieren müssen. Deshalb ist es nicht ver- wunderlich, dass der japanische Konzern Mitsubishi Heavy Industries in die Flugzeug- produktion eingestiegen ist. Im Jahr 2017 soll ein neuer Regionaljet mit 70 und 90 Plätzen ausgeliefert und in Dienst gestellt werden. Bewährungsproben Vom zunehmenden Verkehrsaufkommen profitieren die Fluggesellschaften nicht auto- matisch. Für die gesamte Branche belastend sind die im langfristigen Vergleich sehr hohen Spritkosten. Die sind zwar im Herbst wieder gesunken, allerdings profitierten die Airlines davon nicht, weil sie in der Regel das Kerosin über längerfristige Kontrakte im Voraus ge- kauft haben, um sich gegen Preissteigerungen abzusichern („Fuel Hedging“). Neben den Treibstoffkosten und Währungsschwankungen fordern hohe Investitions- und Betriebskosten, Gebühren, Abgaben und Steuern die Branche heraus (siehe Tabelle). Insbesondere europäi- sche Airlines sind gegenüber der Konkurrenz aus dem Nahen Osten und aus Asien im Hin- tertreffen. Sie gehören zu den am wenigsten profitablen Fluggesellschaften der Welt. Starre Systeme und hohe Kosten vor allem für das Personal belasten die Gesellschaften, die mit Restrukturierungs- und Sparprogrammen über die Runden kommen müssen. Starke Gewerk- schaften, die mit großflächigen Streikaktionen Millioneneinbußen verursachen, machen den Unternehmen das Leben zusätzlich schwer. Viele kleinere Airlines mussten in den vergan- genen Jahren aufgeben, während größere Li- nien wie auch die Marktführer ihr Heil in Fu- sionen und mit neuen Investoren suchen. Geringe Margen Der US-amerikanische Markt hat sich viel schneller als Europa erholt, obwohl es auch dort Probleme und Pleiten wie die von Ame- rican Airlines gab. Die Entwicklung der Aktien der US-Airlines zeigt aber, dass sie den Turnaround geschafft und die europäische Konkurrenz überholt haben (siehe Chart). Ebenso beeindruckend: Das Geschäft hat sich weltweit seit 2011 sehr stark erholt. Der Bran- chenverband IATA erwartet sogar, dass die Fluggesellschaften in diesem Jahr zusammen einen Nettogewinn von 18 Milliarden Dollar erwirtschaften werden. „Das klingt nach einer großen Nummer, aber bei einem Umsatz von 746 Milliarden Dollar beträgt die Gewinn- marge nur 2,4 Prozent. Das sind weniger als sechs Dollar pro Passagier“, warnt Tyler vor Euphorie. Er weiß, wovon er redet, er war auch Vorstandschef von Cathay Pacific Airways. Der größte Luftfahrtverband wartete aber auch mit einer „guten Nachricht“ auf. 2008 lagen die durchschnittlichen Erträge auf das investierte Kapital bei nur 1,4 Prozent. In diesem Jahr sollen es erwartungsgemäß 5,4 Prozent sein. Der Weg zu den sieben bis acht Prozent, die Investoren laut IATA in dieser „wettbewerbsintensiven Industrie“ erwarten, scheint also gangbar zu sein. FP Tony Tyler, IATA: „Die Gewinnmarge beträgt nur 2,4 Pro- zent. Das sind weniger als sechs Dollar pro Passagier.“ Geschäftsjahre der Airlines im Vergleich Air France/KLM Easyjet Emirates Flybe Singapore Geschäftsjahr 1.1.–31.12.2013 1.10.12–30.9.13 1.4.13–31.3.14 1.4.13–31.3.14 1.4.13–31.3.14 Umsatzerlöse 25,53 Mrd. Euro 4,26 Mrd. £ 17,34 Mrd. Euro 868 Mio. £ 11,95 Mrd. $ Spritkosten 6,90 Mrd. Euro 1,18 Mrd. £ 6,59 Mrd. Euro 120 Mio. £ 4,48 Mrd. $ Personalkosten 7,48 Mrd. Euro 454 Mio. £ 2,20 Mrd. Euro 108 Mio. £ 1,83 Mrd. $ Operatives Ergebnis 130 Mio. Euro 497 Mio. £ 915 Mio. Euro 1 Mio. £ 2013 Mio. $ Konzernergebnis* -1,83 Mrd. Euro 301 Mio. £ 699 Mio. Euro -5 Mio. £ 333 Mio. $ Eigenkapital 2,29 Mrd. Euro 1,46 Mrd. £ 5,47 Mrd. Euro 194 Mio. £ 10,64 Mrd. $ Verbindlichkeiten 23,13 Mrd. Euro 2,40 Mrd. £ 16,35 Mrd. Euro 354 Mio. £ 4,94 Mrd. $ Mitarbeiter 96.417 8.945 52.516 2.650 23.716 Flotte (total) 577 217 217 98 135 Eigene Flugzeuge 210 134 15 9 n.a. Passagiere 77,3 Mio. 60,8 Mio. 44,5 Mio. 7,7 Mio. 22 ,0 Mio. Sitzplatzauslastung 83,80 % 89,30 % 79,40 % 69,50 % 74,30 % Dargestellt sind die konsolidierten Konzernergebnisse. *Konzernergebnis nach Steuern | Ergebnisse von Emirates in der Redaktion von Dirham auf Euro umgerechnet. Bei Singapore Airlines erfolgte die Umrechnung von Singapur- Dollar in US-Dollar. Quelle: Geschäftsberichte der Fluggesellschaften
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