FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
152 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 sachwerte I zweitmarkt Foto: ©Stefanschurr226 | Dreamstime.com I ch habe heute in der Anlageberatung ein ganz einfaches Grundprinzip: Ich vermitt- le nichts, was keinen täglichen Börsenkurs hat“, erklärt ein heimischer Berater, der nicht namentlich genannt werden will. Er sei auch nicht immer ein Gegner geschlossener Fonds gewesen, erst als eine Beteiligung Probleme bekam und seine Kunden festsaßen, fasste er diesen Entschluss. Ihn werden die Anbieter von Beteiligungen wohl nicht so schnell wie- der von ihrem Konzept überzeugen können. Die einzige Chance bestünde darin, das Ur- problem des geschlossenen Fonds zu lösen, indem man einen liquiden Zweitmarkt schafft. Es ist auch gar nicht so, dass die Emissions- häuser, Vertriebe und sogar eigens gegrün- dete Händler das nicht versucht hätten. Bis zur Finanzkrise entwickelt sich der Sekun- därhandel durchaus vielversprechend. Im Jahr 2007 wurden laut Feri für rund eine Milliarde Euro Anteile laufender Fonds ge- handelt. Doch mit dem schwindenden Ver- trauen der Anleger und Berater in die Bran- che fiel der Zweitmarkt auf das Niveau der Anfangsjahre zurück. Seit 2010 nehmen die Transaktionen wieder zu. Für die Zu- kunft haben die Akteure, nachdem nun auch die Branchenregulierung umgesetzt ist, viel vor. Dafür hat sich die Fondsbörse Deutsch- land in diesem Herbst verstärkt. Sie hat die Deutsche Zweitmarkt AG (DZAG) übernom- men und will deren Geschäft mittelfristig auf die Handelsplattform zweitmarkt.de überfüh- ren. Ihre Marke und die eigene Plattform darf die DZAG aber vorerst behalten. Die Unter- nehmen erhoffen sich durch den Zusammen- schluss einerseits eine Steigerung der Liqui- dität auf dem Zweitmarkt und eine erhöhte Abschlusswahrscheinlichkeit beim Handel der Fondsanteile. Andererseits sollen Kosten- ersparnisse vor allem durch die Zusammen- legung von skalierbaren Abwicklungsprozes- sen und IT-Strukturen sowie bei der Informa- tionsbeschaffung erzielt werden. „Der Zweit- markt zentralisiert sich. Mit einem Volumen von rund 90 Prozent der gehandelten Fonds bilden die Deutsche Zweitmarkt und die Fondsbörse dann gemeinsam eine zentrale Anlaufstelle für alle Marktteilnehmer“, kom- mentiert DZAG-Vorstand Jan-Peter Schmidt die Fusion. Gemeinsame Wege Das Zweitmarktgeschäft der Fondsbörse ist traditionell auf Banken und Sparkassen aus- gerichtet. Die Deutsche Zweitmarkt wendet sich auch an die freien Vermittler. Daran soll sich nichts ändern, erklärten beide Unterneh- men. Sie suchen aber mit vereinten Kräften einen besseren Anschluss an die Berater. Alex Gadeberg, Vorstand der Fondsbörse, fordert: „Wir wollen, dass die freien Berater und die Vertriebspools den Zweitmarkt stärker in ihr Tagesgeschäft integrieren. Viele haben sich damit noch gar nicht richtig beschäftigt.“ Bei der Fondsbörse wurden im ersten Halb- jahr 2014 rund 2.200 Anteile mit einem nominalen Handelsvolumen von 74 Millionen Euro verkauft. 2013 wurden insgesamt 5.000 Anteile für nominal 187 Millionen Euro gehandelt. Die DZAG hat in den ersten drei Quartalen 2014 etwas mehr als 4.000 Fonds- anteile gehandelt. Dabei wurde ein nominales Eigenkapitalvolumen von 160 Millionen Euro bewegt. Im vergangenen Jahr wechselten rund 6.000 Fondsbeteiligungen mit einem kumu- lierten Nominalvolumen von 225 Millionen Euro den Besitzer. Im Vergleich zum Bestandsvolumen, das die Emissionshäuser verwalten, sind die Zweitmarktumsätze Peanuts. Nach den Branchenzahlen des BSI Sachwerteverban- des verwalteten die Fondsmanager Ende vergangenen Jahres 100 Milliarden Euro Eigenkapital. Davon entfallen allein 41 Milliarden Euro auf Immobilienfonds. Bis kurz nach der Finanzkrise spielten am Zweitmarkt die Zweitmarktplattformen der Emissionshäuser, die Zweitmarktfonds und die börsenähnlichen Handelsplattfor- men sowie institutionelle Player mit. Die Zweitmarktfonds und die institutionellen Investoren hatten insgesamt ein Umsatz- gewicht von 70 bis 80 Prozent. Von den Die Finanzkrise hat den Zweitmarkt für geschlossene Fonds ausgebremst. Nun arbeiten die Akteure erneut daran, Beteiligungen handelbar zu machen. Zweiter Versuch DIe Akteure am Zweitmarkt für geschlossene Fonds haben für die Zukunft viel vor. Beim ersten Versuch, Beteiligungen handelbar zu machen, kam die Finanzkrise dazwischen, erst seit 2010 erholt sich das Marktsegment. Entwicklung des Zweitmarktes Die Preise für gebrauchte Fondsanteile sind deutlich gesunken. Hier sind die langfristigen kumulierten Kaufpreise abgebildet. Quelle: Feri 0 200 400 600 800 1.000 Mio. Euro 2000 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 Gemeldeter Umsatz ohne Dunkelziffer Gesamtumsatz mit Dunkelziffer
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