FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
        
 154 www.fondsprofessionell.de  | 4/2014 institutionellen Investoren sind „nur“ die Zweitmarktfonds geblieben, während Invest- mentfirmen wie Madison und Tivoli das Wei- te gesucht haben. Die Zweitmarktfonds sind von den Händlern aber nicht abhängig. „Auf- grund unseres seit Jahrzehnten aufgebauten Netzwerks hat der Anteil unserer Ankäufe von Zweitmarktplattformen stetig auf nur noch rund 25 Prozent abgenommen“, berichtet Dietmar Schloz, Geschäftsführer des Emis- sionshauses Asuco. Beim HTB Fondshaus erfolgen laut Prokurist Patrick Brinker „mehr als 50 Prozent der Ankäufe über andere Kanäle“. Und die Real Invest, immerhin Schwestergesellschaft der DZAG, gibt eben- falls an, dass die Zusammenarbeit mit freien Maklern, Treuhandgesellschaften, Emissions- häusern, Vertriebsgesellschaften und Kom- manditisten an Bedeutung gewonnen hat. Bleibt die Frage: Wer braucht eigentlich den öffentlichen Zweitmarkt? Gut laufende Fonds sind teuer, mittelmäßig bis schlecht laufende Fonds sind günstig, aber unbeliebt. Gute Kaufgelegenheiten kommen sehr oft gar nicht auf den Markt, weil sie von professio- nellen Käufern über deren eigenen Netzwerke aufgesogen werden. Berater auf der Bremse Fondsbörse-Chef Gadeberg bestätigt auf Nachfrage, dass die Zweitmarktfonds keine tragende Rolle im Plattformhandel spielen. Zwei Drittel des Umsatzes entstehen durch pri- vate Käufer. Allerdings hätten die Zweitmarkt- fonds bis Juli 2013 zu „Rekordumsätzen“ bei- getragen. Die Unklarheiten aus der AIFM-Re- gulierung hätten den Zweitmarktfonds eine „Zwangspause“ beschert. „Erst jetzt werden die ersten Zweitmarktfonds nach der Anpas- sung an die regulatorischen Vorgaben wieder langsam aktiv“, berichtet Gadeberg. Die Regulierung der Sachwertbranche hat den Zweitmarkt doppelt getroffen. Einerseits dürfen regulierte alternative Investmentfonds (AIF) nicht in unregulierte Altfonds investie- ren. Andererseits war zunächst unklar, ob Anlageberater und Anlagevermittler für das Zweitmarktgeschäft eine Lizenz nach § 32 KWG benötigen. Das ist inzwischen geklärt, und die freien Berater müssen nur eine Er- laubnis nach § 34f GewO haben und damit die gleichen Voraussetzungen wie die Vermitt- lung neu aufgelegter Fonds erfüllen. eFonds-Chef Alexander Betz glaubt, dass die Unsicherheiten aus der Regulierung den Vertrieb verunsichert haben. HTB-Prokurist Brinker sieht hingegen „keine allzu großen Auswirkungen der Branchenkrise oder der Re- gulierung für den Zweitmarkt“. Es sei indes zu beobachten, dass sich immer mehr gut in- formierte Privatanleger in Ermangelung neuer Fondsangebote dem Zweitmarkt widmeten. Finanzberater tun sich mit dem Zweit- markthandel offenbar schwer. Denn eFonds hat zwar die Plattform der Fondsbörse in das eigene System integriert und die Berater er- halten eine Tippgebergebühr oder einen Teil der offen ausgewiesenen Vermittlungsprovi- sion. „Die Umsätze sind aber übersichtlich“, erklärt Betz auf Nachfrage und nennt einen weiteren Grund für die Zurückhaltung: „Die Kurse liegen sehr niedrig, und das führt dazu, dass die Anleger nur im Notfall verkaufen und dass die Berater nicht allzu aktiv auf ihre Anleger zugehen.“ Zukunftsperspektiven In jedem Zweitmarkt ist die Preisfindung ein kritischer Punkt. Auch im öffentlichen Handel geschlossener Fonds gelten die Geset- ze der Marktwirtschaft. „Es kommen viele von der Krise betroffene Fonds auf den Zweitmarkt. Diese entsprechen jedoch in der Regel nicht unseren konservativen Ankaufs- kriterien“, betont Jens Müller, Geschäftsführer von Real Invest. Fonds mit einer schwachen Performance erzielen üblicherweise keine Höchstpreise. Schloz dazu: „Hier sind Erst- zeichner leider überfordert und häufig nicht bereit zu akzeptieren, dass beim Verkauf in der Regel nicht mehr der Zeichnungsbetrag zu erzielen ist.“ Aus Investorensicht ist die Branchenkrise unter Umständen gut für den Zweitmarkt gewesen. Die Zahl der Anleger, die ihre Fondsbeteiligungen verkaufen wollen oder müssen, nimmt zu. Damit sinken tendenziell die Preise. Das ist gut für die Käufer, unter denen sich zunehmend auch Private finden. Der Zweitmarkt hat sich in den vergange- nen Jahren auch dahingehend entwickelt, dass nicht mehr nur Immobilien- und Schiffsfonds gehandelt werden. Die Handelsplattformen verzeichnen einen zunehmenden Umsatz mit Flugzeug- und Energiefonds. „Diese Fonds weisen eine stabile Kursentwicklung auf. Auch die sonstigen Assets haben sich als feste Größe im Zweitmarkt etabliert und in Summe mittlerweile ein ähnliches Handelsvolumen wie Schiffsfonds“, berichtet Schmidt. Inwieweit Finanzberater am Zweitmarkt größeren Gefallen finden und aktiv ins Ge- schehen einsteigen, bleibt abzuwarten. Ein positives Signal sendet der Vertriebspool Fonds Finanz Maklerservice GmbH, der nach eigenen Angaben bisher nicht in diesem Segment aktiv war. „Wir planen aber einen Einstieg in den Zweitmarkt für den Januar 2015“, kündigte Pressesprecher Thorsten Jess an. Details dazu wollte er bei Redaktions- schluss jedoch nicht nennen. FP Foto: © Fondsbörse Alex Gadeberg, Fondsbörse: „Die freien Berater sollen den Zweitmarkt in ihr Tagesgeschäft integrieren.“ Zweitmarkt der Fondsbörse Deutschland Der Handel auf dem Zweitmarkt hat sich von der Krise 2008/09 offenbar erholt. Dargestellt ist die Entwicklung von Nominalumsatz und Durchschnittskursen von 2001 bis September 2014. Quelle: Fondsbörse Deutschland 0 10 20 30 40 50 60 70 80 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 2001 ’02 ’03 ’04 2005 ’06 ’07 ’08 ’09 2010 ’11 ’12 ’13 2014 Durchschnittskurs in % Nominaler Umsatz in Mio. Nominaler Umsatz Sonstige Nominaler Umsatz Schiff Nominaler Umsatz Immobilen Durchschnittskurs Gesamt (in %) sachwerte I zweitmarkt
        
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