FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

156 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 sachwerte I chorus Foto: © Richard Schramm | Dreamstime.com, Chorus V iele Jahre lang pries der Vertrieb die Vorteile geschlossener Fonds gegen- über anderen Kapitalanlagen: Man in- vestiere in fokussierte und klar strukturierte Fonds, die Sachwerte finanzieren, die am Ende den Anlegern gehören. Die Fondsper- formance sei dabei nicht von kurzfristigen Marktschwankungen und der Volatilität an den Börsen abhängig, unterm Strich verspre- che das Sachwertinvestment eine Stabili- sierung von wertpapierlastigen Portfolios bei attraktiven Ertragschancen. Und schließlich konnte man dann noch mit Steuervorteilen und staatlicher Unterstützung werben. Die Argumente reichten von hohen steuerlichen Verlustzuweisungen über die Tonnagesteuer bei den Handelsschiffen, die Sonder-Afa Ost bei Immobilieninvestitionen in den neuen Bundesländern, den sozialen Wohnungsbau bis hin zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und der staatlichen Garantie der Ein- speisevergütungen. Obwohl nichts davon grundsätzlich falsch war, bekamen in den vergangenen 15 Jahren unzählige geschlossene Fonds Schwierigkei- ten, Anleger verloren Geld, und Anbieter ge- rieten unter Druck. Oft erwiesen sich die In- vestitionen als doch nicht werthaltig, Steuer- vorteile als nicht nachhaltig, staatlich gesetzte Rahmenbedingungen als riskant und die Fonds- struktur als unflexibel. Das zwingt dieAnbieter und deren Vertriebe zu neuen Strategien. Neue Argumentationslinie In der jüngeren Vergangenheit werden nun – auch wegen der Regulierung der Fonds- branche – verstärkt Zinspapiere und Nach- rangdarlehen angeboten, womit die alten Ver- kaufsargumente Makulatur sind. Im Vertrieb müssen Berater nun aber völlig anders argu- mentieren, denn mit Ausnahme der Direktin- vestments werden neuerdings Unternehmen und nicht mehr direkt Sachwerte finanziert. Die Sachwerte dienen allenfalls im Hinter- grund als Sicherheiten für Anleihen oder Genussrechte. Auch bei mehrstöckigen Kon- struktionen, etwa wenn Fonds Darlehen aus- geben oder Schuldverschreibungen und Wert- papiere erwerben, ist die frühere Vertriebsar- gumentation hinfällig. In den vergangenen Monaten sorgten dabei vor allem zwei Anbieter für Aufsehen, indem sie Fonds in Aktien aufgehen ließen. Die Fonds von Canada Gold Trust tauschten ihre Kreditforderungen gegen Aktien einer kana- dischen Goldminenfirma (siehe Ausgabe 3/2014). Und die Chorus-Gruppe überzeugte ihre Anleger davon, dass die Energiefonds ihre Energieanlagen im Tausch gegen Aktien Die Anleger der Chorus-Energiefonds haben ihre Assets in eine neue Chorus- Gesellschaft überführt. Dafür erhalten sie Aktien und mehr Volatilität im Portfolio. Umkehr der Verkaufsargumente Die Stromerträge bei Solarfonds sind nicht so stabil wie prognostiziert. In mehreren Staaten wurden die Stromtarife direkt oder indirekt nicht nur für neue Energieanlagen gesenkt, sondern auch rückwirkend für bestehende Projekte reduziert. Chorus-Fonds geben ihre Investments an neue Gesellschaft ab Im September 2014 hat Chorus 6.500 Anleger von 21 geschlossenen Energiefonds – sowohl öffentlich angebo- tene Beteiligungen als auch Private Placements – zu einer Abstimmung aufgerufen. Chorus schlug vor, dass die Fonds ihr Vermögen im Tausch gegen Aktien in die Chorus Clean Energy AG einbringen. 75 Solar- und Wind- energieanlagen in Deutschland und Italien sowie Anteile an Private-Equity-Fonds, die themenbezogen in saubere Technologie und grüne Energien investiert haben, sollten den Eigentümer wechseln. Mehr als die Hälfte der Ener- gieanlagen sind Photovoltaikanlagen in Deutschland; die italienischen Solarparks machen ein Viertel aus. Die Energieanlagen, die von den Fonds in die neue Gesellschaft überführt werden, wurden von der BDO AWT GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum 30. Juni 2014 bewertet. Dabei kam heraus, dass die Investitionen der Fonds unterschiedlich viel wert sind. Insbesondere die Solarfonds mit italienischen Anlagen und die beiden Private-Equity-Fonds waren zum Stichtag weniger wert als das von den Anlegern in die Fondsgesellschaften eingezahlte Eigenkapital. Für die betroffenen Anleger trat die bittere Realität zutage, dass die im Prospekt genannten Risiken, Verluste einzufahren, nicht nur theoretischer Natur sind. „Insgesamt haben 20 Fondsgesellschaften mit durch- schnittlich mehr als 80 Prozent der gültigen Stimmen für die Einbringung der Vermögenswerte in die Chorus Clean Energy AG gestimmt“, teilte das Unternehmen den An- legern im ersten Oktober-Drittel bereits einen Tag nach Abstimmungsende mit. Bis Anfang Dezember sollen die Fonds die Beteiligungs- objekte auf die Aktiengesellschaft übertragen und im Gegenzug die Aktien erhalten. In einem zweiten Schritt sollen die Anleger ihr Sonderkündigungsrecht in den Fonds ausüben und die Aktien auf ihr Depot buchen las- sen. Wer kein Depot besitzt oder die Aktien gar nicht erst haben möchte, kann sie laut Chorus beim Börsengang der Aktiengesellschaft, der im Frühjahr 2015 erfolgen soll, im Vorfeld platzieren. Das erklärte Ziel von Chorus ist, dass die Fondsge- sellschaften im Lauf des nächsten Jahres aufgelöst werden.

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