FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

157 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 in eine neue Gesellschaft einbringen (siehe Infokasten). Dabei ließ der Fondsmanager die guten Gründe, die früher für die Zeichnung geschlossener Fonds gesprochen haben sollen, nicht mehr gelten, und begründete die Trans- aktion mit entgegengesetzten Argumenten. Doch woher kommt der Sinneswandel? Nicht so stabil wie erwartet Solar- und Windfonds liefern theoretisch sehr stabile Einnahmen und Erträge, weil die Technologien mittlerweile erprobt und die Stromproduktion relativ gut kalkulierbar sind. Außerdem sind die Vergütungen für den in die Stromnetze eingespeisten Strom durch staatliche Fördersysteme langfristig gesichert. Soweit die Theorie. Praktisch läuft es etwas anders: Die Parameter in den Prognosen sind in der Realität nicht so konsistent wie ange- nommen. Denn die Stromerträge sind nicht so stabil wie erhofft, Kosten können höher aus- fallen, und auch die Einspeisevergütungen sind nicht in Stein gemeißelt. In mehreren Staaten wurden die Stromtarife direkt oder indirekt nicht nur für neue Energieanlagen, sondern auch rückwirkend für bestehende Projekte ge- senkt (siehe Ausgabe 3/2014). Davon betroffen sind nicht nur die Chorus- Investments, sondern alle Branchenteilnehmer. Der bayerische Fondsmanager Chorus hat aber mit einem radikalen Konzept reagiert, das die früheren Verkaufsargumente außer Kraft setzt. Denn im September, also nach der im Sommer in Kraft getretenen Gesetzesänderung in Italien, stellte Chorus die Risiken der typischerweise eng fokus- sierten Energiefonds wie folgt dar: „Grundsätzlich gilt, dass regional konzentrierte meteoro- logische Einflüsse oder anla- genspezifische Probleme die Rendite einer Fondsgesellschaft maßgeblich beeinträchtigen können, wenn diese in nur we- nige homogene Erneuerbare- Energien-Anlagen in nur einem geografischen Bereich investiert ist. Das trifft umso mehr zu, wenn Änderungen von gesetzli- chen Rahmenbedingungen oder behördlichen Regelungen hinzu- kommen.“ Chorus versucht damit auszu- drücken, dass die Fonds, die nur auf ein Pferd gesetz haben, ho- hen Risiken ausgesetzt sind. Die Novelle bei den Einspeisevergü- tungen in Italien wirke sich unmittelbar auf die Italien-Solarfonds von Chorus aus. „Unter an- derem aufgrund der Tarifänderung kann der Fonds in den nächsten Jahren voraussichtlich keine Ausschüttungen mehr leisten“ , heißt es beispielsweise in den Erläuterungen für dieAb- stimmung im Cleantech Solarfonds 1. Gruppenvorteile In der Clean Energy AG sind alle Invest- ments gebündelt. Das bringe den Anlegern Stabilität, argumentierte Chorus in der Be- schlussvorlage für den Umwandlungsvor- schlag, weil ihr Erfolg nicht mehr vom Ergeb- nis eines Einzelfonds abhängig sei. Vor allem aber sind die laufenden Kosten in der Aktien- gesellschaft geringer, da die Verwaltung von 21 Fondsgesellschaften wegfällt. Für die An- leger bedeutet der Deal, dass sie einerseits je nach Fondsbeteiligung Gewinne oder Verluste realisieren. Andererseits sind sie fortan nicht mehr unternehmerischer Miteigentümer von Solar- und Windenergieanlagen, sondern Aktionäre einer neuen Energiegesellschaft. Die Anleger haben nun zwei Möglichkei- ten: Entweder sie verkaufen bei nächster Ge- legenheit die Aktien oder sie bleiben bei Chorus in der Hoffnung, dass der Aktienkurs steigt. Ein Börsengang ist schon im Frühjahr 2015 geplant. Für die Anleger, deren Fonds nicht die gewünschten Erfolge erreicht haben, ist das eine Chance, realisierte Verluste wieder aufzuholen. Laufende Erträge verspricht Cho- rus durch Dividendenzahlungen. „Die Projekt- renditen der Fonds, die im Durchschnitt bei sechs bis sieben Prozent lagen, landen jetzt in der Aktiengesellschaft. Die Dividenden wer- den aber geringer sein, weil die Gesellschaft nur Gewinne auszahlt“, erklärt Chorus- Geschäftsführer Peter Heidecker. Das Private Placement, das sich nicht in die Aktiengesellschaft eingliedert, und die Invest- ments der institutionellen Investoren, die Cho- rus in den vergangenen Jahren mit einem Ei- genkapitalvolumen von bisher 80 Millionen Euro platziert hat, werden ohne Änderungen fortgeführt. Es sollen weitere institutionelle Tranchen platziert und der Gesellschaft stei- gende Dienstleistungseinnahmen zufließen. Fazit Viele Privatanleger haben ge- schlossene Fonds gezeichnet, weil sie kein börsenvolatiles In- vestment eingehen wollten. Schließlich hat der Vertrieb die Börsenunabhängigkeit als Stär- ke der Sachwertfonds herausge- kehrt. „Davon müssen wir uns verabschieden, weil sich der ge- schlossene Fonds als das nicht immer beste Investitionsvehikel herausgestellt hat“, gibt Heidek- ker zu. Letztlich hat Chorus bei der Umstrukturierung alle we- sentlichen früheren Vertriebsar- gumente der Fonds ins Gegenteil verkehrt. Was also als quasi risi- kolos verkauft wurde, gilt heute nicht mehr. FP Peter Heidecker, Chorus: „Der geschlossene Fonds ist nicht immer das bessere Investitionsvehikel.“ So haben die Anleger abgestimmt Fonds Emission Eigenkapital* Zielland Return Zustimmung Cleantech 2007 6.256.000 Private Equity 16,50 % 57,33 % Cleantech II 2008 5.084.000 Private Equity 3,50 % 70,83 % Cleantech Portfolio 2011 1.476.000 ITA, FRA, D 0,00 % 92,56 % Cleantech Solar 2009 11.817.000 Italien 21,24 % 73,12 % Cleantech Solar 2 2009 11.550.000 Deutschland 27,00 % 77,15 % Cleantech Solar 3 2010 14.063.000 Italien 25,20 % 77,18 % Cleantech Solar 4 2010 5.910.000 Deutschland 21,00 % 58,74 % Cleantech Solar 5 2011 23.433.000 Italien 14,50 % 70,47 % Cleantech Solar 6 2010 14.001.000 Deutschland 21,50 % 73,73 % Cleantech Solar 7 2011 3.494.000 Italien 12,00 % 87,60 % Cleantech Solar 8 2011 24.517.000 Deutschland 13,00 % 61,06 % Cleantech Wind 10 2012 15.492.000 Deutschland 3,00 % 64,09 % Cleantech Wind 11 2012 5.090.000 Deutschland 2,50 % 96,17 % Cleantech Solar PP 3 2010 1.300.000 Deutschland 22,25 % 96,00 % Cleantech Solar PP 4 2011 2.350.000 Italien 18,00 % 94,38 % Cleantech Solar PP 5 2013 2.471.000 Italien 3,00 % 64,67 % Cleantech Solar PP 10 2011 2.200.000 Deutschland 13,00 % 35,90 % Cleantech Solar PP 12 2013 2.150.000 Italien 3,00 % 88,70 % Cleantech Wind PP 6 2011 1.200.000 Deutschland 6,00 % 100,00 % Cleantech Wind PP 7 2011 1.240.000 Deutschland 5,00 % 100,00 % Cleantech Wind PP 9 2011 1.415.000 Deutschland 5,00 % 100,00 % Der Return stellt bisherige Auszahlungen an die Anleger dar. *in Euro ohne Agio; Quelle: Chorus

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