FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
178 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I haftungsdächer Foto: © GSAM + Spee D ie Honorarberatung ist in aller Munde, doch die Zahl der Anbieter hält sich nach wie vor in Grenzen – zumindest wenn es um eine Honorar-Anlageberatung im Sinne des neuen Gesetzes geht. In der entspre- chenden BaFin-Datenbank waren Mitte No- vember nur elf Institute zu finden, die diese Dienstleistung anbieten dürfen. Eines davon ist NFS Netfonds Financial Service, das Haf- tungsdach der Hamburger Netfonds-Gruppe. Noch ist NFS das einzige Haftungsdach im Honoraranlageberaterregister der Finanzauf- sicht. Doch das wird nicht so bleiben. GSAM + Spee aus Düsseldorf und die Honorarfinanz AG aus Karlsruhe wollen bald folgen. Ein spezialisiertes Haftungsdach unter der Marke „Honorarberater VDH“ bietet außerdem der Amberger Maklerpool VDH in Zusammen- arbeit mit dem Luxemburger Vermögensver- walter Baumann & Partners an. Weil es sich dabei um ein ausländisches Institut handelt, kann es nicht in das entsprechende BaFin- Register eingetragen werden. Dennoch erbrin- gen die angeschlossenen Partner Honorar- Anlageberatung nach dem deutschen Gesetz, betont VDH-Geschäftsführer Dieter Rauch. Die Wachstumspläne der vier aktuellen beziehungsweise künftigen Honorarberater- haftungsdächer sind eher bescheiden. Nie- mand möchte schnell möglichst viele Partner anbinden, die Dienstleistung soll vielmehr stetig und beständig ausgebaut werden. In der Honorarberatung gilt offensichtlich tatsächlich das Motto „Klasse statt Masse“. Potenzial für bis zu 50 Berater „Derzeit haben wir an das Haftungsdach ‚Honorarberater VDH‘ vier Partner angebun- den“, sagt Rauch. Zum Jahreswechsel würden aller Voraussicht nach acht Berater folgen, am 1. März dann weitere neun. „Zum Teil sind diese künftigen Partner noch bei anderen Haftungsdächern unter Vertrag und müssen entsprechende Kündigungsfristen beachten“, erläutert Rauch. Auf Sicht von einem Jahr sieht er Potenzial für bis zu 50 Berater. „Wichtiger als die Zahl der Partner ist uns allerdings deren Qualität, auch mit Blick auf das betreute Volumen. Uns geht es nicht darum, schnell ein großes Geschäft aufzu- bauen, sondern wir wollen nachhaltig wach- sen.“ Rund fünf Millionen Euro Bestand soll- te ein Berater schon mitbringen, bevor er sich für dieses Modell entscheidet, so Rauch. Bleibt die Frage, warum der VDH mit einem Luxemburger Vermögensverwalter kooperiert, statt ein eigenes Haftungsdach aufzubauen. „Das hätte viel Zeit und Ressour- cen gekostet, was für unsere angebundenen Partner letztlich mit höheren Kosten verbun- den gewesen wäre“, sagt Rauch. „Baumann & Partners dagegen hält die gesamte Infra- struktur schon vor. Diese Lösung ist daher deutlich effizienter und stellt dennoch sicher, dass unsere Partner ihren Kunden Honorar- Anlageberatung nach dem deutschen Gesetz bieten können.“ „Reine Lehre“ Bei NFS haben sich bislang sieben der ins- gesamt 275 Partner für die Honorarberatung entschieden. Geschäftsführer Christian Ham- mer erwartet, dass in den kommenden zwölf Monaten rund zehn bis 15 Partner dazukom- men werden. „Wir bekommen zahlreiche Anfragen von angebundenen Partnern, die sich für die Honorar-Anlageberatung inter- essieren“, sagt er. Doch nicht für alle komme das Modell in Frage. „Einige von ihnen bieten heute Mischmodelle an – im Honorarberater- haftungsdach wird das allerdings nicht mög- lich sein. Dort gilt die reine Lehre.“ Während sich ein Berater nur für oder gegen die Hono- rar-Anlageberatung entscheiden kann, dürfen ein Haftungsdach oder eine Bank durchaus beide Modelle parallel anbieten. In diesem Fall schreibt das Gesetz jedoch vor, dass beide Bereiche organisatorisch strikt voneinander zu trennen sind. NFS ist neben der Direktbank Cortal Consors aus Nürnberg bislang das einzige deutsche Institut, das sich zu diesem Schritt entschieden hat. Auch wenn das große Geschäft auf sich warten lässt, investiert Netfonds kräftig in die- ses Segment. „Wir bauen die Dienstleistungen für Honorarberater weiter aus, insbesondere was die Abrechnungstechnik anbelangt“, sagt Hammer. Wer sein Telefon an den PC ange- schlossen habe, könne dann beispielsweise minutengenau Gespräche abrechnen – mit verschiedenen Stundensätzen. BaFin-Erlaubnis steht noch aus „Wir möchten zum Jahresbeginn 2015 auf Honorar-Anlageberatung umstellen“, sagt GSAM-Vorstand André Spee. Rund 25 ver- traglich gebundene Vermittler würden diese Dienstleistung dann unter dem Dach der GSAM anbieten. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren sollen es etwa 40 bis 50 Partner wer- den, erläutert Spee. Bei der Honorarfinanz dagegen steht noch nicht fest, wann der Eintrag ins BaFin-Regis- ter erfolgen kann, denn der Antrag für eine KWG-Lizenz liegt noch bei der Finanzauf- sicht. Das Karlsruher Start-up zieht eine Art Franchisesystem für Honorarberater hoch (siehe auch den ausführlichen Bericht in FONDS professionell 3/2014). Bislang haben sich acht Berater angeschlossen. Solange die KWG-Lizenz fehlt, arbeiten sie mit Gewer- beerlaubnis und müssen sich in der Beratung daher auf das Fondsgeschäft beschränken. „Im nächsten Jahr sollen zehn bis 15 weitere Partner folgen“, sagt Honorarfinanz-Vorstand Davor Horvath. Zunächst ist für ihn jedoch wichtiger, die begehrte BaFin-Lizenz in den Händen zu halten. FP Noch bieten nur zwei Haftungsdächer Honorar-Anlageberatung an. Bald werden es wohl vier sein. Ihre Wachstumspläne sind eher bescheiden – Qualität geht vor. Klasse statt Masse André Spee, GSAM + Spee: „Wir möchten zum Jahres- beginn 2015 auf Honorar-Anlageberatung umstellen.“
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