FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
186 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I fidelity media forum Foto: © Chrisharvey | Dreamstime.com D ass die Welt des deutschen Finanzbe- raters aus den Fugen geraten und der Neuorientierungsprozess längst nicht abgeschlossen ist, hat Ende 2014 nicht mehr sehr viel Newswert. Nach wie vor steht die gesamte Finanzindustrie im Kreuzfeuer der Kritik von Verbraucherschützern, Politikern und vielen Medien. Und das dürfte vorläufig auch so bleiben, prophezeite Jon Skillman, Geschäftsführer von Fidelity Kontinentaleu- ropa, anlässlich einer Veranstaltung für Jour- nalisten in London. Für ihn heißen die bren- nenden Themen der Branche: Regulierung, Technologie und Altersvorsorge. Müsste man diese drei Schlagworte mit Adjektiven verse- hen, könnten diese „ärgerlich“, „spannend“ und „erfreulich“ lauten. Auf der einen Seite wird der Geldbranche das Leben schwer ge- macht, indem man ihr ständig neue und dabei keineswegs nur vernünftige Regeln aufbürdet, und das ist unerfreulich. Um aber trotz dieser Vorgaben ertragreich und effizient arbeiten zu können, müssen vor allem im IT-Bereich Lösungen entwickelt werden – das hat aber auch positive Auswirkungen auf Themen ab- seits der Regulierung. Und schließlich blicken all jene Unternehmen, die diese Herausforde- rungen meistern, in eine goldene Zukunft, denn ein Blick auf die „kopfstehende Bevöl- kerungspyramide“ in Europa macht klar, dass hier riesige Geschäftsmöglichkeiten warten. Zwei Geschwindigkeiten In Deutschland bekommt man davon zwar noch nicht so viel mit wie in anderen Län- dern, aber das wird sich mittelfristig ändern. Wie Richard Parkin, Leiter für Retirement- Produkte bei Fidelity, anlässlich einer Präsen- tation Mitte Oktober in London erklärte, ent- wickelt sich die Welt vor allem beim Thema betriebliche Altersvorsorge derzeit mit zwei Geschwindigkeiten: „Die Märkte USA, Aus- tralien, Japan und Großbritannien sind hier weit fortgeschritten.“ Die Progressivität der Briten bei der Förde- rung der betrieblichen Vorsorge ist fast schon spektakulär – nicht zuletzt deshalb, weil es da- bei gelingt, den Bürgern auch noch ein hohes Maß an eigener Entscheidungsfähigkeit zu lassen. „Es gibt zwar in Großbritannien die Möglichkeit des Opting-out, aber nach drei Jahren wird man wieder automatisch ins System geholt. Wer dann immer noch nicht mitmachen möchte, muss erneut von seiner Opt-out-Möglichkeit Gebrauch machen“, er- klärt Parkin, was bislang eher selten passiere. Jenseits des Ärmelkanals dürfen Steuerzahler während ihres Arbeitslebens jährlich bis zu acht Prozent ihres Bruttoeinkommens steuer- frei auf ihr persönliches Altersvorsorgekonto legen, pro Jahr sind das maximal 40.000 und über das gesamte Berufsleben hinweg 1,25 Millionen Pfund (Vergleichswerte der Riester- Rente: vier Prozent vom Bruttoeinkommen, höchstens 2.100 Euro pro Jahr). Pensionsfreiheit Für die Briten ist damit aber längst nicht Schluss, wenn es darum geht, Altersvorsorge attraktiv zu machen. Das nächste Stichwort zu dem Thema heißt „Pension Freedom“, und der dazugehörige Stichtag ist der 1. April 2015. Ab dann können britische Bürger be- reits mit 55 Jahren auf ihr Pensionsvermögen zugreifen. Gleich zu Beginn ihres Rentnerda- seins dürfen sie sich 25 Prozent ihres Alters- vermögens steuerfrei auszahlen lassen. Bei Bedarf kann man auch mehr realisieren, dann müssen die Entnahmen allerdings versteuert werden. Britische Bürger werden dabei auch nicht gezwungen, Leibrenten abzuschließen, sondern können sich das Alterseinkommen auch beliebig in anderer Form zufließen las- sen. Der Pensionsminister Steve Webb erklärt: „Es ist Sache der Rentner, wenn sie sich ihre Altersvorsorge auszahlen lassen und davon ei- nen Lamborghini kaufen.“ Angesichts solcher Aussichten machen die Briten eifrig mit. Webb ergänzte seine Aussage später in einem BBC-Interview: „Die Altersvorsorge ist das Geld der Bürger. Wir bieten ihnen Beratung und Information. Aber wenn die Leute ihr Geld lieber früher als später ausgeben möch- ten, behandeln wir sie wie Erwachsene.“ Neue Produktlösungen Wenn sich die Fondsindustrie intensiver mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt, trifft man auf ein ungewöhnliches Phänomen – sie hat noch längst nicht alle nötigen Bausteine dafür entwickelt. Hinsichtlich der Produktent- wicklung sieht Skillman insbesondere Bedarf bei geeigneten Produkten für die Zeit nach dem Ende der aktiven Laufbahn. „Unsere Ein Blick nach Großbritannien zeigt, was im Bereich der privaten und betrieblichen Altersvorsorge möglich wäre. Ein Besuch bei Fidelity in London. Altersvorsorge fängt erst an Großbritannien spielt hinsichtlich betrieblicher Altersvorsorge in Europa eine Vorreiterrolle. Attraktivität und Flexibilität der angebotenen Lösungen sind beispiellos.
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