FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
        
 188 www.fondsprofessionell.de  | 4/2014 Branche hat wunderbare Produkte für die An- sparphase, aber die eigentliche Herausforde- rung stellen die Umschichtungs- und die Ent- sparphase dar. Daher werden Multi-Asset- Lösungen für die Branche immer wichtiger.“ Rolle der Berater Auch wenn man dem Thema Altersvor- sorge in Europa reichlich Potenzial beschei- nigen darf, ist nicht völlig klar, welche Rolle der unabhängige Vertrieb dabei spielen wird. Fidelity zählt zu jenen Fondsanbietern, die sich hier alle Optionen offen lassen und alle zur Verfügung stehenden Vertriebskanäle be- spielen. Via Internet wird Direktgeschäft mit gut informierten Privatkunden abgewickelt, denen man alle benötigten Informationen online  bereitstellt. Andere Zielgruppen, die nicht selbst entscheiden können, werden weiterhin mithilfe von unabhängigen Beratern und Banken versorgt. Besonders interessant gerade für heimische Berater sind die Erfahrungen der Briten mit dem Thema Provisionsverbot. In Großbritan- nien mussten Finanzanlagenberater ihre Ge- schäftsmodelle wegen der Retail Distribution Review (RDR), die am 31. Dezember 2012 eingeführt wurde, überarbeiten, wie Philip Warland, Head of Public Policy bei Fidelity, erläutert: „In Großbritannien mussten sich die Vermittler weiter qualifizieren, und für Neu- geschäft dürfen sie keine Provisionen mehr annehmen – die Provisionen für Bestands- geschäft fließen jedoch weiter“, so Warland. Die höhere Kostentransparenz – insbesondere die „Entbündelung“ der Kostenstruktur – habe bereits dazu geführt, dass die Gesamtkosten im Fondsbereich gefallen sind (siehe Chart). Auch die britische Presse habe die Kosten bei Kapitalanlageprodukten stark im Fokus. Schließlich müssen seit Einführung der RDR die Kosten für das Portfoliomanage- ment, die Plattform- und Kontoführungsge- bühr und die Bestandsprovisionen separat ausgewiesen werden. Dies habe zu einer Reduktion der durchschnittlichen Fondskosten von 2,5 auf 1,75 Prozent geführt. „Insbeson- dere die Managementkosten und die Konto- führungsgebühren sind zurückgegangen, wäh- rend die Berater ihre Fees sogar steigern konnten“, so Warland. Er ergänzt: „Allerdings gehen wir davon aus, dass die Beratungskos- ten mit der Zeit ebenfalls sinken werden, schon allein durch die Konkurrenzsituation.“ „Auto-Enrollment-System“ Die befürchtete Vernachlässigung des unte- ren Kundensegments durch die Abschaffung der Provisionsberatung sei in Großbritannien eingetreten, denn die Banken hätten sich aus dem Massenmarkt der Anlageberatung zu- rückgezogen. Allerdings werde dies aufgefan- gen durch das gleichzeitig eingeführte „Auto- Enrollment-System“ bei der bAV. „Dadurch bedienen breite Bevölkerungskreise jetzt ihren betrieblichen Vorsorgeplan. Außerdem wird bei den Auto-Enrollment-Produkten ab April 2015 eine gesetzliche Obergrenze für die Ge- samtkosten von 0,75 Prozent eingeführt“, er- gänzt Warland. So will man in Großbritannien der Altersvorsorge auf die Sprünge helfen. Execution-only-Geschäft legt zu Der Leiter für Business Development, Ed Dymott, zeigt auf, welche weiteren Konse- quenzen die RDR auf den britischen Markt hat: „Derzeit beobachten wir drei Trends im Produktvertrieb: Zum einen nimmt das reine Ausführungsgeschäft zu. Unserer Meinung nach wird der Marktanteil für Execution only in den kommenden Jahren von zehn auf 50 Prozent steigen. Als Zweites sehen wir erheb- liches Wachstum bei Multi-Asset-Produkten, die zielgerichtete Lösungen für Kunden dar- stellen. Und als Drittes gibt es einen Trend zur digitalen Beratung.“ Tat- sächlich finden sich in Großbritannien eine Rei- he von Start-up-Unter- nehmen, deren Geschäfts- modell auf die digitale Anlageberatung und die Zusammenstellung von geeigneten Fondsportfo- lios ausgerichtet ist. Bei- spiele sind Parmenion, lovemoney.com  und nut- meg.com , an denen sich kürzlich der Asset Mana- ger Schroders beteiligt hat. Und Onlineanbieter wie Hargreaves Lans- down lehren die Berater auf der Insel schon län- ger das Fürchten. FP Foto: © Fidelity Jon Skillman, Fidelity: „Die eigentliche Herausforderung stellen die Umschichtungs- und die Entsparphase dar.“ Die Änderungen in Großbritannien verändern die Wertschöpfungskette Beratung, Vertrieb, Abschluss Transaktionen und Konto- führung, steuerliches Vehikel Schnüren von Produktpaketen Investment Management 75 bps -25 bps -5 bps -35 bps -10 bps -75 bps = = 25 bps 75 bps 75 bps 250 bps 175 bps Verstärkte Nutzung passiver Produkte Größere Verhandlungs- macht für Vertrieb Konsolidierung bei Plattformen, Plattform- geschäft wird zur „Commodity“ Kunden sind sensibel gegenüber Beratungskosten Pre-RDR Post-RDR Abschluss Beratung Steuerliches Vehikel Transaktionen und Kontoführung Schnüren von Produktpaketen Investment Management 50 bps 20 bps 25 bps 15 bps 50-75 bps 15 bps 2015 l 70 bps berücksichtigen den erwarteten Gebüh- renrückgang für das Fondsmanagement und ähneln den Preisen im institutionellen Geschäft. l Einfluss der Plattformen- Technologie reduziert Kosten der Administration. l Kurzfristig steigen die Bera- tungskosten, aber mit der Zeit werden der Wettbewerb und die Veränderung der Wertschöpfungskette die Kosten nach unten bringen. l Die Beratung wird vom Abschluss abgekoppelt. Dies bietet die Möglich- keit, zirka 15 bps zu ver- einnahmen, wenn Kun- den direkt abschließen. Die Kostentransparenz und die „Entbündelung“ der Kosten haben in Großbritannien bereits zu einer Reduktion der Fondskosten um 75 bps geführt. 75-100 bps 2012 vertrieb & praxis I fidelity media forum Quelle: Fidelity
        
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