FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
I n diesen Tagen mit einem neuen Fondsprodukt an den Markt zu gehen, braucht vor allem Mut und den Glauben an die eigene Idee. Erstens weil nahezu jede Invest- mentidee längst in den unterschied- lichsten Varianten am Markt verfüg- bar ist. Und zweitens weil die Anleger erfahrener und vor allem skeptischer geworden sind. Die meisten suchen ihr Heil längst in Multi- Asset-Lösungen oder ver- mögensverwaltenden Fonds, statt auf ein vermeintliches Produktnovum zu setzen, von dem man noch nichts weiß. Ein Erfolg ist nur möglich, wenn man sich vor der Entwicklung eines neuen Produktes ernsthaft mit der Frage auseinander- setzt, was Anleger tatsächlich wollen und brauchen. Um sich genau dieser Fra- ge intensiv zu widmen, hat sich Rainer Fritzsche, seit vielen Jahren im Vertrieb für internationale Fondsgesellschaf- ten aktiv, zuletzt als Senior Rela- tionship Manager für Deutschland und Österreich bei Man Investments, deshalb mit seiner Dortmunder OvidPartner GmbH selbstständig gemacht, an der sich übrigens auch das Manage- ment des ebenfalls in Dort- mund ansässigen Alternative- Investment-Spezialisten apano finanziell beteiligt hat. Der Berliner kam zu dem Schluss, dass angesichts der aktuellen Situation an den Zins- und Aktienmärkten vor allem sta- bile und auskömmliche lau- fende Erträge in Form von Ausschüttungen bei kontrol- lierter Volatilität gesucht werden. Um das mit einigermaßen hoher Zuver- lässigkeit zu erreichen, kombiniert der von OvidPartner gemeinsam mit Universal Investment als KVG lan- cierte Fonds OVID Infrastructure HY Income UI die Anlagethemen Infrastruktur und High-Yield-Anlei- hen und bietet seinen Investoren als bisher erster Bondfonds dieser Art eine tägliche Verfügbarkeit. „Infrastruktur ist eben nicht nur Au- tobahn und Solarenergie“, zeigt sich Fritzsche von seinem neuen Produkt überzeugt. „Mit dem Fonds haben Anleger die Möglichkeit, über in- frastrukturbezogene Unterneh- mens- und Projektanleihen in das gesamte Spektrum, das ge- meinhin unter dem Stichwort Infrastruktur subsumiert wird, zu investieren, eine häufig nur schwer zugängliche, aber sehr attraktive Anlageklasse.“ Die Kundenzielgruppe ist laut Fritzsche groß, im Grun- de sei das jeder Anleger, der regelmäßige Einkünfte su- che, aber wissen wolle, wo- her diese Erträge kommen. Auch Anleger, die bereits in Infra- struktur investiert sind und diesen Portfoliobestandteil um ein Fremd- kapitalprodukt ergänzen wollen, soll- ten sich laut Fritzsche für den Fonds interessieren. „Im Prinzip trifft das vor allem auf die heute 45- bis 65- Jährigen zu, die wissen, dass sie noch bis zu 40 Jahre Lebenser- wartung haben und die aus ihrem Vermögen laufende Ausschüttungen benötigen, aber keine 25 Prozent Wertschwankung in Kauf nehmen können“, erklärt Fritzsche. Was durchaus für das Konzept des neuen Fonds spricht: Der Investitions- bedarf in Straßen, Brücken oder Flug- häfen ist in vielen wichtigen Indus- trienationen enorm groß. Allein für Deutschland müssten laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in den nächsten zehn Jahren rund 120 Milliarden Euro in die Infrastruktur fließen, damit Deutschland als Standort im globalen Wett- bewerb mithalten kann. „Unser Ziel, hier mit einem global anlegenden Fonds mit dabei zu sein und gleichzeitig Anlegern die Möglich- keit einer jährlichen Ausschüttung von vier bis fünf Prozent bei möglichst geringer Volatilität zu bieten, halten wir nicht nur für sinnvoll, sondern aktuell auch für notwendig.“ Daher erscheint es schlüssig, mit einem Rentenfonds einen neuen Impuls in einem Marktsegment zu setzen, das bisher von Eigenkapitalangeboten wie Beteiligungen oder geschlossenen Fonds dominiert wurde. Denn solche Formen sind für viele Anleger immer noch unattraktiv, weil damit meist hohe Mindestinvestitionen sowie lange Lauf- zeiten bei nur geringer Liquidität sowie ein fast immer vorhandenes Klumpenrisiko ver- bunden sind. Und im Bereich der offenen Fonds konzentrieren sich Infrastrukturanlagen bisher vor allem auf Aktien entsprechender Unternehmen. „Und deren Schicksal hängt erfahrungsgemäß stärker vom Gesamtaktien- markt ab als von der Entwicklung des Ge- schäftsgegenstands“, argumentiert Fritzsche, „oder anders gesagt: Wenn die Börsen cra- shen, stürzen auch Infrastrukturaktien ab.“ Schwerpunkt auf Europa Für die Strategie des Fonds zeichnet Michael Gollits vom Bankhaus von der Heydt verantwortlich. Er beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Assetklasse Infrastruktur und ist Experte auf diesem Gebiet. Regional legt Gollits derzeit das Hauptgewicht des Portfolios auf Europa. Hier werden Energie- erzeugung, Logistik und Infrastrukturdienst- leiter den ersten Sektorenschwerpunkt bilden. Das Mindestinvestment ist ein Fondsanteil zu 100 Euro, was den Fonds auch sparplanfähig macht. Die Privatanlegertranche weist eine Managementgebühr von 1,6 Prozent auf, wovon 0,5 Prozent an Vertriebspartner wei- tergegeben werden. Die Großanlegertranche ist bei 0,9 Prozent Verwaltungsgebühr ab 250.000 Euro investierbar. FP vertrieb & praxis I neue fondsboutique Foto: © Jens Braune Innovation: Die neue Fondsboutique OvidPartner GmbH aus Dortmund geht mit dem ersten Infrastrukturbondfonds mit täglicher Liquidität an den Markt. „Sinnvoll und notwendig “ Rainer Fritzsche, OvidPartner GmbH: „Infrastruktur ist eben nicht nur Autobahn und Solarenergie.“ 190 www.fondsprofessionell.de
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