FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

192 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I bewer tungspor tale W er in Berlin vom S-Bahnhof Bota- nischer Garten kommt und den Asternplatz sucht, zückt für gewöhn- lich das Smartphone. Doch dort, wo Haus- nummer 2 laut Google Maps liegen müsste, ist nur ein Getränkemarkt zu finden. Egal ob rechts oder links davon – das Gebäude, in dem Whofinance sei- nen Sitz haben müsste, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Erst ein Anruf im Büro des Internetunternehmens hilft weiter: Bitte einmal über die vier- spurige B1 auf die andere Straßenseite gehen. Weil Google Maps die korrekte Lage seines Büros nicht kennt, bestellt Whofinance-Gründer Mustafa Behan ein Taxi immer schon zur Haus- nummer 1. Ein schönes Bei- spiel dafür, wie das Inter- net längst das reale Leben beeinflusst. Aus dem All- tag eines Fi- nanzberaters ist das Internet ohnehin nicht mehr wegzudenken. Dass Fondstransaktionen per Mausklick abgewickelt und Kunden über verschiedene Onlinekanäle kontaktiert wer- den, ist eine Selbstverständlichkeit. Doch auch das Empfehlungsmarketing und die Neukun- dengewinnung finden zunehmend im Netz statt. Noch vor wenigen Jahren galt als mutig, wer sich dem Urteil seiner Kunden auf Por- talen wie Whofinance stellte. Inzwischen ha- ben sich die Verhältnisse wohl umgekehrt: Sich nicht um seine Reputation im Internet zu kümmern ist durch- aus ein Wagnis. Deshalb hat FONDS professio- nell hinter die Kulis- sen von Whofinance geschaut, mit ande- ren Dienstleistern in diesem Segment gesprochen sowie Branchenkenner gefragt, was sie von den Bewertungsportalen halten – und was Berater beachten müssen, wenn sie deren Potenzial ausschöpfen wollen. Urteile stärken das Selbstvertrauen „Finanzberater und Makler müssen online auffindbar sein, sonst haben sie kei- ne Chance. Die Gelben Seiten nehmen schließlich nur noch die wenigsten in die Hand“, sagt Martin Müller, der nicht nur als Finanzmakler in Köln arbeitet, son- dern auch Social-Media-Schulungen an- bietet. Früher habe er für viel Geld Leads ge- kauft, berichtet Müller. „Da war jede Menge Schrott dabei. Wenn ich aus zehn Leads einen Ab- schluss generieren konnte, war das schon viel. Bei den Bewer- tungsportalen ist das Ver- hältnis ganz anders: Aus neun von zehn Interessenten werden Kunden.“ Er bekomme über Whofinance sicherlich zwei bis drei Anfragen pro Monat. „Da schlummert Poten- zial ohne Ende“, sagt Müller. Deshalb stört es ihn auch nicht, dass er bis zu 99 Euro im Mo- nat an Behans Firma nach Berlin überweist. Um einfach nur im Internet gefunden zu werden, ist eine Präsenz auf einem Bewer- tungsportal überflüssig. Doch was genau spricht dafür, sich dem Urteil seiner Kunden zu stellen? „Studien zufolge vertrauen nur 14 Prozent der Werbung, aber 90 Prozent den Empfehlungen aus ihrem sozialen Umfeld“, sagt Oliver Pradetto, Geschäftsführer des Lü- becker Maklerpools Blau direkt. „Dieses Prin- zip kann sich der Handel über Bewertungen zunutze machen. Wer auf Ebay steigert, sieht sich vorher die Händlerbewertung an, denn andere Käufer werden ähnliche Interes- sen gehabt haben. Auf Amazon sehe ich mir die Bewertungen zu Produkten aus den gleichen Gründen an.“ Das alles sei ein klares Indiz dafür, dass auch Vermittler und Makler gut fahren, wenn sie sich bewerten lassen und diese Urteile als öffentliche Refe- renz nutzen. Pradetto nennt noch zwei wei- tere Effekte: „Die meisten Bewertungen fallen positiv aus. Es wirkt motivie- rend auf einen selbst und das ganze Team, die Bewertungen zu lesen.“ Schon deshalb sollten sich gerade Einzel- kämpfer regelmäßig bewerten lassen, denn das stärke das Selbstvertrauen und führe zu mehr Kundenorientierung. „Außerdem legt Richtig eingesetzt können Bewertungsportale wie Whofinance dabei helfen, die Reputation zu stärken und Kunden zu gewinnen. Was Berater wissen sollten. Hilfreiches Feedback Foto: © Ijdema | Dreamstime.com

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