FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
den erinnern muss, auch noch die Rückfragen zu beantworten. Dafür ist die Qualität der Be- wertungen deutlich höher.“ Bleibt die Frage, ob die Kunden überhaupt in der Lage sind, die Leistung ihres Finanz- beraters substanziell zu beurteilen – ob ein Investment oder die Altersvorsorge erfolgreich war, steht schließlich erst nach vielen Jahren fest. „Der durchschnittliche Anleger kann nicht bewerten, ob sein Berater im Ergebnis eine gute Dienstleistung erbracht hat“, räumt Behan ein. „Darum stellen wir auch Fragen nach einfacher Ja-Nein-Logik, zum Beispiel ob sich der Berater über die finanzielle Aus- gangslage informiert und ob er die Kosten transparent offengelegt hat. So klären wir zumindest, ob Schritte vernünftigen Beratens eingehalten wurden.“ Eine exakte Wissen- schaft seien solche Urteile natürlich immer noch nicht. „Wir sind allerdings davon über- zeugt, dass viele gute Bewertungen über einen längeren Zeitraum ein Indikator für eine gute Beratung sind.“ Bewertungen für Filialen So wichtig aussagekräftige Bewertungen sind, so wertlos sind sie, wenn sie nicht gefunden werden. Darum beschäftigt Who- finance zwei Mitarbeiter, die sich nur um Suchmaschinenmarketing und -optimierung kümmern, damit die Website bei Google möglichst weit oben auftaucht. Wer das Schlagwort „Finanzberater“ in Verbindung mit einer Stadt sucht, stößt tatsächlich fast immer sofort auf ein entsprechendes Who- finance-Ranking. Selbst wer den Namen eines konkreten Beraters googelt, findet das Who- finance-Profil oft schneller als die persönliche Website. Die Registrierung bei Whofinance ist für Berater kostenlos. Wer sein Profil aufpeppen und die Kundenbewertungen auf seiner eige- nen Website einbinden will, muss aber zahlen. Etwa 3.000 Berater haben sich schon dafür entschieden. Eine stolze Zahl – die sich frei- lich relativiert, wenn man bedenkt, wie viele Menschen in der Branche arbeiten: Bei der BaFin sind rund 165.000 Anlageberater aus Banken und weiteren Finanzinstituten regis- triert, dazu kommen gut 240.000 Versiche- rungs- und 41.000 Finanzanlagenvermittler. Selbst im siebten Jahr nach der Gründung steht Whofinance also ziemlich amAnfang. Auch deshalb hat das Unternehmen im No- vember begonnen, neben einzelnen Beratern auch Filialen bewerten zu lassen. Für den Start ließ Whofinance 150.000 Bewertungen vor Ort einholen, allein für die Deutsche Bank liegen nun 14.100 Kundenurteile vor. „Die Bewertung eines konkreten Beraters ist immer aussagekräftiger als die einer Zweigstelle“, sagt Behan. „Wenn das allerdings nicht möglich ist, ist die Filialbewertung für Kun- den zumindest eine hilfreiche Krücke.“ Man- che Banken sehen es nicht gern, wenn sich ihre Berater auf solchen Portalen präsentieren. Ein oft gehörtes Argument ist, dass sich der Betriebsrat gegen Einzelbewertungen von Angestellten sperren würde. Neben Whofinance versuchen auch andere Unternehmen, Bewertungsportale für Finanz- berater aufzuziehen. Wirklich erfolgreich ist bislang niemand. Beim Ende 2012 gestarteten Angebot Wunschberater.de kommt der Mak- ler mit den meisten Kundenurteilen auf gerade mal 13 Bewertungen, die aktuellste davon stammt aus dem Mai 2013. Das Portal Bera- terlandkarte.de wird derzeit überarbeitet, und Vote4u, eine Seite, auf der sich in erster Linie Ausschließlichkeitsvertreter bewerten lassen sollten, ist gar nicht mehr aufzufinden. Auf Finanzheld.de finden sich zwar viele Berater, auf mehr als fünf Bewertungen kommen aber nur wenige. Außerdem konzentriert sich das Portal auf Versicherungen, für das Investment- geschäft ist es daher uninteressant. Kunden zum Berater bringen Bleibt Censum.de, ein im Sommer 2010 gestartetes Portal. Die Seite ist ansprechend aufgemacht, immerhin gut 800 Berater haben sich bislang registrieren lassen, was kostenlos ist. Geld bezahlen muss ein Makler erst, wenn er die Kontaktdaten eines interessierten Kun- den haben möchte – je Lead werden 99 Euro fällig. Wirklich viel los ist auf dem Portal allerdings nicht. Bei drei der fünf Topberater mit den besten Bewertungen, die auf der Homepage präsentiert wurden, stammt das jüngste Kundenurteil aus dem Jahr 2012. „Wir müssten viel Geld in die Hand nehmen, um die Website bekannter zu machen. Daher setzen wir unsere Prioritäten derzeit an ande- rer Stelle, um später auch wieder Censum.de zu stärken“, sagt Censum-Gründer Mark Möller. Er sei in den vergangenen Jahren zu der Erkenntnis gelangt, dass der Einstieg über die Beratersuche nicht ausreicht. „Die Frage ist doch, was der Kunde tatsächlich will. Er sucht in erster Linie ja keinen Finanzberater, sondern er hat einen Bedarf, etwa mit Blick auf die Risikovorsorge. Diesen Informations- bedarf wollen wir stillen und den Kunden im zweiten Schritt dann mit einem Berater zusammenbringen.“ Was abstrakt klingt, sieht in der Praxis zum Beispiel so aus: Möllers Team hat die Website www.berufsunfaehigkeitsversicherung-tipps.de gestartet, auf der Ratgebertexte zur Berufsun- fähigkeitsversicherung stehen. Dort sind An- zeigen von drei Versicherern eingebunden, die Anfragen von Kunden wiederum an ihre an- gebundenen Partner weiterleiten. „Zehn Mo- nate nach dem Start sind wir bei Google bei vielen Stichwörtern rund um die BU schon auf der zweiten oder dritten Ergebnisseite zu fin- den – kein schlechtes Ergebnis für den An- fang“, meint Möller. Er weiß, dass fast nur die Links auf der ersten Ergebnisseite angeklickt Stefan Schießer, Frankfurter Honorarberatung: „Auf den ersten Blick wirkt es seltsam, auf einem Portal gemeinsam mit Friseuren zu stehen. So abwegig ist das aber nicht, denn ich verstehe meinen Beruf als normale Dienstleistung.“ 196 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I bewer tungspor tale Foto: © Axel Gaube
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