FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

198 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 werden. Etwas Arbeit liegt also noch vor ihm. „Ziel ist es, eines Tages rund zehn solcher Por- tale zu haben und damit eine entsprechende Reichweite zu erlangen“, sagt er. „Auf einer solchen Seite lässt sich auch die Beratersuche von Censum.de einbinden. Letzten Endes geht es immer darum, den Kunden aus dem Inter- net zu holen und zum Berater zu bringen.“ Köche, Gärtner, Finanzberater Weitere Konkurrenten von Whofinance sind breit aufgestellte Portale, auf denen Nut- zer Dienstleister aller Art bewerten können – neben Restaurants, Gärtnern und Friseuren eben auch Versicherungsmakler oder Finanz- anlagenvermittler. Eine große Rolle spielen Finanzdienstleister auf diesen Seiten aller- dings meist nicht. Auf Yelp.de zum Beispiel wurde der Finanzberater im Raum Köln mit den meisten Kundenurteilen bislang fünfmal bewertet, bei den Pizzerien kommt die Num- mer eins dagegen auf 169 Bewertungen. Eine Ausnahme ist KennstDuEinen.de. In der Rubrik „Anlage und Finanzierung“ finden sich immerhin gut 1.900 bewertete Dienstleis- ter. Die Basisversion ist kostenlos. Wer sein Profil mit Fotos, Logos und Texten aufwerten und die Bewertungen auf der eigenen Website einbinden will, zahlt je nach Preismodell rund 50 Euro im Monat. „Eine besondere Stärke von KennstDuEinen sind klassische Papier- kärtchen zur Bewertung“, sagt Blau-direkt- Chef Pradetto. „Der Makler erhält die Emp- fehlungskarten kostenlos und kann sie seinen Kunden aushändigen oder per Infopost sen- den. Das Porto für die Einsendung übernimmt KennstDuEinen. Das ist sehr praktisch, um ausreichend Bewertungen einzuholen.“ Stefan Schießer, Honorarberater aus Frank- furt, bekommt ein bis zwei Anfragen im Monat über KennstDuEinen. Doch um die Neukundengewinnung geht es ihm in erster Linie gar nicht. Schießer war es vor allem wichtig, eine neutrale Instanz zu finden, auf der seine Kunden Bewertungen abgeben kön- nen, die er wiederum automatisch auf seiner Website einbinden kann. „Ich wollte ver- meiden, nach jeder neuen Kundenbewertung meine Homepage händisch aktualisieren zu müssen“, sagt Schießer. „Auf den ersten Blick wirkt es seltsam, auf einem Portal gemeinsam mit Friseuren zu stehen. So abwegig ist das aber nicht, denn ich verstehe meinen Beruf als normale Dienstleistung.“ Manche Vertriebe kooperieren Oft sind es einzelne Berater, die sich für eine Präsenz auf einem Bewertungsportal ent- scheiden. Doch auch einige Maklerpools, Ver- triebe und Banken betrachten die Portale als gutes Marketinginstrument. Kooperationsver- einbarungen mit Whofinance abgeschlossen haben zum Beispiel Quirin Bank, Targobank, Sparkasse Nürnberg, Postbank Finanzbera- tung und der mobile Vertrieb der Deutschen Bank. „Wir waren wahrscheinlich eine der ersten Banken in Deutschland, die die Chan- cen solcher Bewertungsportale erkannt haben“, sagt Quirin-Chef Karl Matthäus Schmidt. Mehr als jeder zweite Quirin-Berater ist auf Whofinance aktiv. „Die Bewertungen motivieren, man strengt sich an – ich finde das gut“, sagt Schmidt. „Außerdem bin ich davon überzeugt, dass man sich im Zeitalter des Internets nicht verstecken kann, sondern die von den Kunden erwartete Transparenz zeigen muss.“ Außerdem sei es gerade im Private Banking wichtig, dass Berater und Kunde zusammenpassen. „Da ist es ein gro- ßer Vorteil, wenn sich die Kunden vorher schon im Internet ein Bild von ihrem Ansprechpartner machen können.“ Auch der Marburger Maklerpool Finet kooperiert mit Whofinance, die angeschlosse- nen Partner erhalten deshalb Sonderkonditio- nen. „Onlinekanäle und Social Media werden aus Kundensicht immer häufiger bevorzugt, wenn es um den Kontakt zum Versicherer oder Vermittler geht“, sagt Finet-Vertriebslei- ter Bernhard Bahr. „Daher wird es für Makler immer wichtiger, mit Kunden oder neuen Zielgruppen verstärkt auch über soziale Netz- werke und Bewertungsplattformen in Kontakt zu treten.“ Die Onlinemedien könnten den persönlichen Kontakt freilich nur ergänzen, ihn aber nicht ersetzen. Andere Marktteilnehmer halten sich mit Kooperationen zurück – bislang jedenfalls. „Wir kooperieren bisher nicht mit Whofi- nance oder anderen Bewertungsportalen“, sagt Axel Rohr, Vorstand des Haftungsdachs BN & Partners Deutschland. „Wir warten die wei- tere Entwicklung ab, inwieweit sich die Por- tale am Markt durchsetzen.“ Als Schwachstel- le solcher Portale sieht Rohr die Frage, welche Motive hinter einer Bewertung stecken. Immer am Ball bleiben Berater, die sich auf einem Bewertungs- portal präsentieren, sollten eines wissen: Who- finance und Co. sind keine Selbstläufer. Wer davon profitieren will, muss Arbeit investie- ren. „Das Profil des Beraters sollte so voll- ständig und aktuell wie möglich sein“, sagt Finet-Vertriebsleiter Bahr. Enorm wichtig sei- en natürlich auch die Kundenbewertungen. Thorsten Scherer, Abteilungsleiter Vertriebs- und Onlinemarketing beim Wieslocher Fi- nanzvertrieb MLP, stimmt dem zu: „Es reicht nicht, nur ein Profil anzulegen – man muss es auch pflegen.“ Entscheidend sei, den Hinweis auf Whofinance in den Arbeitsablauf zu inte- grieren. „Ein Berater sollte seine Kunden nach dem Beratungsgespräch bitten, eine Bewer- tung abzugeben. Denn mit nur zwei oder drei Bewertungen hat man keine Chance, bei Whofinance im Ranking oben zu stehen – und so Interessenten wie Kunden ein aussa- gekräftiges Bild zu bieten.“ Es gilt außerdem, vertrieb & praxis I bewer tungspor tale Foto: © MLP, Censum Thorsten Scherer, MLP: „Es reicht nicht, nur ein Profil anzulegen – man muss es auch pflegen.“ Mark Möller, Censum: „Es geht immer darum, den Kunden aus dem Internet zum Berater zu bringen.“

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