FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
202 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I managementberatungen Foto: © Alain Lacroix | Dreamstime.com E s ist nur eine kleine Meldung, ganz un- interessant ist sie dennoch nicht: Casey Quirk gab Anfang November bekannt, ein Büro in London zu eröffnen. Casey wer? Diese Firma dürfte vielen aus der Investment- branche zunächst nichts sagen. Ganz oben in den Führungsetagen der Fondsanbieter ist der Name jedoch präsent. Casey Quirk ist die größte ausschließlich auf die Asset-Manage- ment-Branche spezialisierte Unternehmens- beratung der Welt – und zählt nach eigenen Angaben 70 Prozent der 25 weltgrößten Fonds- anbieter zu ihren Kunden. Auch für deutsche Investmenthäuser hat das Unternehmen aus Darien im US-Bundesstaat Connecticut schon häufiger gearbeitet. Mit der Londoner Nieder- lassung rücken die Consultants nun deutlich näher an die hiesige Kundschaft heran. Casey- Quirk-Chef Yariv Itah betonte zur Büroeröff- nung denn auch, auf dem europäischen Markt „rapide“ expandieren zu wollen. Casey Quirk ist bei Weitem nicht das ein- zige Consultinghaus, das der Fondsindustrie mit Rat und Tat zur Seite steht. FONDS pro- fessionell hat sich bei Marktteilnehmern um- gehört, welche Strategieberater ihrer Meinung nach mit besonderem Know-how für die Asset-Management- und Finanzvertriebs- branche punkten können. Häufiger genannt werden bekannte Namen wie McKinsey, Oliver Wyman, Boston Consulting Group (BCG), PricewaterhouseCoopers oder A.T. Kearney. Doch auch die anderen international tätigen Consultants beschäftigen teils große Teams, die oft für Fondsanbieter oder Vermö- gensverwalter arbeiten. Eine Übersicht über die Aufstellung und Beratungsschwerpunkte dieser Unternehmen findet sich auf Seite 204. Dort fehlen nur BCG und A.T. Kearney, die sich nicht an der Umfrage unserer Redaktion beteiligen wollten. Daneben gibt es eine Reihe spezialisierter Beratungsboutiquen aus Deutschland, die teils für sehr enge Zielgruppen arbeiten. Die Ta- belle auf Seite 206 erhebt nicht den Anspruch, den gesamten Markt abzubilden, sollte aber einen ersten Eindruck über einige der aktivs- ten Unternehmen dieser Nische bieten. Gute Gründe für fremden Rat In der Belegschaft löst es oft Unbehagen aus, wenn die Geschäftsführung verkündet, Unternehmensberater angeheuert zu haben. Dann kommt schnell die Angst auf, es stün- den Sparmaßnahmen und die nächste Ent- lassungswelle an. Doch es gibt viele andere gute Gründe, sich fremden Rat einzuholen. „Berater können herangezogen werden, wenn fachbereichs- übergreifende Themen neutral und gleich- zeitig fachlich fundiert moderiert oder erar- beitet werden müssen“, sagt Franz Feldmann, Head of Product Management & Marketing bei Pioneer Investments. Auch mit Blick auf eine neue Aufstellung des Unternehmens sei externe Hilfe oft hilf- reich. „Ein Beispiel hierfür ist die Erarbeitung einer neuen Positionierungs- oder Kommuni- kationsstrategie“, so Feldmann. Regulierung dominiert Spricht man mit verschiedenen Consultants, so zeigt sich schnell, wo die Asset Manager- derzeit der Schuh drückt. Ganz oben auf der Liste steht – natürlich – die Regulierung. „Bei fast allen aktuellen Mandaten spielen neue Vorgaben aus Berlin oder Brüssel eine we- sentliche Rolle – die Regulierung produziert laufend neue Projekte“, sagt Clemens Schuerhoff, Vorstand der auf institutionelle Asset Manager spezialisierten Beratungs- boutique Kommalpha aus Hannover. Silvio Struebi, Senior Consultant bei Si- mon-Kucher & Partners in Zürich, nennt da- für ein konkretes Beispiel: „In der Schweiz, aber auch in Großbritannien haben wir Ban- ken und Asset Manager beraten, wie sie ihre Erlösmodelle mit Blick auf das Retrozes- sionsverbot neu ausrichten können. Ähnliche Ansätze werden bald auch in Deutschland gefragt sein – es dauert nicht mehr so lange, bis die MiFID-II-Richtlinie in Kraft tritt.“ Das Thema Regulierung sei so dominant, dass andere Baustellen darüber in Verges- senheit geraten könnten, warnt Stefan Kopp von Capco, einem auf die Finanzbranche spe- zialisierten international tätigen Consulting- haus, das in Deutschland ein rasantes Wachs- tum hinter sich hat – von 15 auf 330 Berater Zahlreiche Managementberater bieten der Fondsindustrie ihre Dienste an – vom internationalen Allround-Consultant bis zur spezialisierten Boutique. Ein Überblick. Von Rat und Tat Beratung hat viele Facetten: Mal geht es um eine neue Firmenstrategie, mal um bessere Prozesse. In der Fondsbranche diktiert die Regulierung derzeit das Geschehen. Auch Fragen rund um den Vertrieb sind ein Dauerbrenner.
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