FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
208 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I die fondsfrauen Foto: © Morningstar D as Thema der Frauengleichberech- tigung mag nicht jeder interessant finden. Wenn aber eine europäische Gesetzesinitiative wie MiFID II vorschreibt, dass lizenzierte Institute ab 1. 1. 2017 ihre Gremien nach „Diversity“ besetzen müssen, wird man sich demnächst mit dem Thema auseinandersetzen müssen – andernfalls ist die Lizenz gefährdet. Passend dazu wurde im November das Frauennetzwerk „Fondsfrauen“ ins Leben gerufen. Initiatorin ist die seit 2001 für das Fondsresearchunternehmen tätige Anne Connelly, Marketingdirektorin EMEA für Morningstar Europe und früher Geschäfts- führerin für Morningstar Deutschland. Die beiden weiteren Gründungsmitglieder sind Manuela Fröhlich, Geschäftsführerin und Ver- triebsleiterin Deutschland bei Aquila Capital, und die Finanzjournalistin Anke Dembowski. Ihr Anliegen: „Wir wollen uns zum Aus- tausch und zur Förderung von Frauen in der Fondsbranche vernetzen. Ein besonderes Anliegen ist uns die Ermutigung zur indivi- duellen Karriereplanung“ so Connelly. Dabei wollen die Fondsfrauen auch im Denkschema etwas bewegen. „Wir wollen Frauen – sowohl bei den Gesellschaften als auch im Vertrieb – zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Unternehmenskultur werden lassen“, ergänzt Fröhlich, „unsere Initiative richtet sich nicht gegen Männer, sondern wir wollen Frauen dazu ermutigen, ihre Chancen zu nutzen.“ Dabei ist der Anteil der Frauen in der Fi- nanzbranche auf den ersten Blick hoch. So weist der Arbeitgeber- verband des privaten Bankgewer- bes einen Frauenanteil unter den Beschäftigten von 50,1 Prozent aus. Schaut man aber in die obe- ren Ränge, öffnet sich die Schere: 30,7 Prozent der Führungsposi- tionen im privaten Bankgewerbe hatten 2013 Frauen inne. 1990 lag diese Quote noch bei unter zehn Prozent, es tut sich also schon etwas. Allerdings zeigen diese Zahlen noch nicht die Top- führungspositionen, sondern be- ziehen sich auf den Frauenanteil unter den außertariflich Beschäftigten, die im privaten Bankgewerbe rund 45 Prozent aus- machen. „Wir wollen untersuchen, warum es so ist, dass es in unserer Branche immer noch so wenig Frauen in Top-Positionen gibt, auch wenn sich viele Unternehmen offiziell für die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen“, meint Connelly. „Mor- ningstar hat für mich in dieser Hinsicht Vor- bildcharakter und kann ein Beispiel sein, wie man die Herausforderung von Karriere und Familie meistern kann.“ Die Fondsfrauen haben die Fondsmanager für die in Deutschland zugelassenen Invest- mentfonds analysiert und fanden heraus, dass aktuell von 1.021 Fondsmanagern nur 86 (8,42 Prozent) weiblich sind. In Österreich sind 56 der 553 Fondsmanager Frauen (10,12 Prozent). „Unser Ziel ist es, diese Quote bis 2019 – also in fünf Jahren – auf 30 Prozent zu steigern“, erklärt Connelly. Dieser Prozent- satz entspricht der zu erwartenden gesetz- lichen Frauenquote in Aufsichtsräten und dient somit als Benchmark. Dabei sind männliche Fondsmanager kei- neswegs besser als weibliche oder gemischte Teams. In Österreich wiesen die Fonds, bei denen mindestens eine Frau im Management- team war, im Schnitt sogar ein leicht höheres Morningstar-Rating auf – 3,14 versus 2,96. Auch im Fondsvertrieb sieht es nicht anders aus. Am FoNDS professionell KoNGRESS in Mannheim waren 2014 von den 8.309 Teil- nehmern gerade einmal 937 Frauen (11,3 %). In Österreich zeigt sich ein etwas höherer Wert: Beim Kongress 2014 in Wien waren von 2.819 Teilnehmern 630 Frauen (22,3 %). offenbar haben die Fondsfrauen ein Betä- tigungsfeld. Mitglied können sowohl Frauen als auch Männer werden, zunächst kostenlos. „Willkommen sind alle Frauen, unabhängig von ihrem Tätigkeitsfeld in der Fondsbranche und der Hierarchieebene.“ Die Mitglieder können die Veranstaltungen besuchen, die von den Fondsfrauen ab 2015 geplant sind. Als besondere Maßnahme, um jüngeren Kollegin- nen den Einstieg auch in gehobene Positionen zu ermöglichen, wollen die Fondsfrauen ein Mentoring-Programm organisieren. Hier sol- len erfolgreiche Frauen aus der Praxis Berufsanfängerinnen oder Wieder- einsteigerinnen zur Seite und als Sparringspartner zur Verfügung ste- hen. Am FoNDS professionell KoN- GRESS in Mannheim laden die Fondsfrauen am 28. Januar zwischen Kongressende und Galaabend zu einem Kennenlernen am Stand von Aquila Capital ein. Vorab informieren können sich Interessierte im Internet unter www.fondsfrauen.de . FP Ein neu gegründetes Frauennetzwerk will sich für bessere berufliche Chancen von Frauen in der Fondsbranche einsetzen. Initiative gegen Frauenmangel Anne Connelly, Morningstar: „Es zählt schließlich das Ergebnis – nicht, wie lange man dafür im Büro saß.“ Geringer Anteil weiblicher Fondsmanager Die Fondsfrauen wollen, dass der Anteil der Frauen unter den Fondsmanagern bis 2019 auf 30 Prozent steigt. Quelle: Morningstar 553 gesamt in Österreich 1.021 FondsmanagerInnen gesamt in Deutschland Österreich: 2,96 Deutschland: 3,07 AT: 3,15 DE: 3,01 56 Fondsmanagerinnen (10,12 %) 86 Fondsmanagerinnen (8,42 %) 491 (88,79 %) in Österreich 935 (91,58 %) in Deutschland Durchschnittl. Morningstar-Rating weibli- cher oder gemischter Management-Teams Durchschnittliches Morningstar-Rating rein männlicher Management-Teams Anzahl männlicher Fondsmanager Anzahl weiblicher Fondsmanager Anzahl der namentlich bekannten ManagerInnen ♀ + ♂ ♂ ♀ + ♂ ♂ ♀
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