FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
210 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I verwahrstellenmarkt Foto: © Joingate | Dreamstime.com F ondsinitiatoren, die in Deutschland eine Partnerbank für die Verwahrung eines Investmentvermögens suchen, haben die Qual der Wahl. Der Bundesverband In- vestment und Asset Management (BVI) weist in seiner jüngsten Statistik die Zahl von 47 Anbietern aus, die für mittlerweile 6.000 In- vestmentfonds mit einem Gesamtvolumen von knapp 1.500 Milliarden Euro die gesetz- lich geregelte Verwahr- und Kontrollfunktion ausüben. Dieses große Angebot an Dienstleis- tern täuscht allerdings darüber hinweg, dass die Branche seit Jahren zunehmend Züge eines Oligopols aufweist. Im mit Abstand wichtigsten Segment der Wertpapierfonds (Volumen: 1.365 Milliarden Euro) vereinen allein die fünf großen Anbieter 60 Prozent des Marktes auf sich, ein Anstieg um vier Prozent gegenüber 2012. Die Top 10 kommen aktuell auf einen Marktanteil von etwas mehr als 83 Prozent. Im Umkehrschluss entfällt damit auf die 36 kleineren Verwahrstellen weniger als ein Fünftel des Gesamtvolumens – rund 226 Milliarden Euro. Bei zehn Banken liegt das verwahrte Vermögen gar unter der Marke von einer Milliarde Euro (siehe Übersicht Seite 214). Doch anders als etwa im Oligopol der Tankstellenketten, wo eine Handvoll Ölkon- zerne die Benzinpreise diktieren, ist die Preis- macht der führenden Verwahrstellen begrenzt beziehungsweise nicht existent. Schon seit Jahren beklagt die Branche einen fortschrei- tenden Preisverfall und sinkende Margen, trotz steigender Fondsauflagen und kräftiger Zuwächse bei den verwahrten Vermögen. Vor diesem Hintergrund wird seit Jahren eine gro- ße Konsolidierungswelle unter den Verwahr- stellen angekündigt – insbesondere wegen der Flut an neuen Gesetzen und Verordnungen. Bisher ist die Welle allerdings ausgeblieben. Offenbar schaffen es also selbst die kleineren Häuser, ihre spezialisierten Serviceleistungen zu wirtschaftlichen Konditionen anzubieten. Dass der Markt, der von außen betrachtet nach Masse und Skaleneffekten strebt, sich nicht stärker konsolidiert, liegt vor allem da- ran, dass er keinesfalls so homogen ist, wie man vermuten könnte. Das heißt allerdings auch nicht, dass die Branche keine Umbruch- phase erlebt – einige Anbieter haben die Segel bereits gestrichen. Den bisher größten Deal markiert der Über- gang der Wertpapier- und offenen Immobi- lienfonds der Commerzbank auf den Markt- führer BNP Paribas Securities Services. Zum Zeitpunkt der Ankündigung im Juli vergange- nen Jahres belief sich das von der Commerz- bank verwahrte Fondsvermögen auf rund 93 Milliarden Euro, wovon ein Großteil auf den wichtigsten Kunden Allianz Global Investors entfiel. In der aktuellen Statistik des BVI ist der Verkauf jedoch noch nicht vollständig be- rücksichtigt. Der 9,3 Milliarden Euro schwere Immobilienfonds hausinvest wurde etwa erst vor wenigen Wochen an BNP Paribas über- tragen. Und durch die in Abwicklung befind- lichen offenen Immobilienfonds der Degi wird die Commerzbank ohnehin noch einige Jahre als Verwahrer aktiv bleiben. Mit der Ab- wicklung von gut 20 Milliarden Euro Fonds- volumen in offenen Immobilienfonds ist für die Verwahrstellen in den letzten Jahren eine weitere Herausforderung hinzugekommen, die diese nicht gesucht haben. Global Custodians profitieren Nicht weniger prominent ist in diesem Zusammenhang der Abschied der Kölner Pri- vatbank Sal. Oppenheim. Im Zuge der Über- nahme durch die Deutsche Bank wurden rund 200 Publikums- und Spezialfonds im Volu- men von knapp zehn Milliarden Euro auf die Tochter Deutsche Asset & Wealth Manage- ment (DeAWM) migriert, wovon in erster Linie die State Street Bank als bevorzugter Verwahrstellenpartner der DeAWM profitiert haben dürfte. Hingegen wird für die zwölf Milliarden Euro schwere Sparte der offenen und geschlossenen Immobilien- und Sach- wertefonds künftig die zur Crédit Agricole gehörende Bankengruppe Caceis die Ver- wahrstellenfunktion übernehmen, darunter der AXA Immoselect und TMW Weltfonds. In Teilen zurückgezogen hat sich auch die SEB AG. Bis Ende des Jahres werden 26 Wertpapierfonds in der Größenordung von 2,5 Milliarden Euro auf Hauck & Aufhäuser Privatbankiers übergehen. Auch wenn die offenen Immobilienfonds der SEB von der Transaktion noch nicht betroffen sind, der Umbruch unter den in Deutschland aktiven Verwahrstellen schreitet Stück für Stück fort. Profitiert haben davon in den letzten beiden Die große Konsolidierungswelle unter Deutschlands Verwahrstellen lässt weiter auf sich warten. Dennoch befindet sich die Branche im Umbruch. Stabiles Oligopol Die Annahme, dass kleinere Depotbanken aus Kostengründen mittelfristig verschwinden werden, hat sich bisher nicht bestätigt. Der Markt ist inhomogen, und mithilfe von Spezialisierung halten sich auch weniger große Häuser.
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