FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
        
 212 www.fondsprofessionell.de  | 4/2014 Jahren vor allem die Global Custodians. Den Commerzbank-Effekt eingerechnet, ist ihr Marktanteil im Segment der Wertpapierfonds seit 2012 von 62 auf 71 Prozent gestiegen (siehe Grafik Seite 216). Mit der Migration der offenen Immobilienfonds auf BNP Pari- bas und Caceis wird sich der Anteil der inter- nationalen Häuser in diesem Segment  sogar in etwa verdoppeln. Regulierung frisst Produktivität Vor allem die weitreichenden Anforderun- gen durch das im Juli 2013 in Kraft getrete- nen Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) dürf- ten viele Anbieter an die Grenze ihrer wirt- schaftlichen Belastbarkeit geführt haben. „Der Anteil der Arbeit außerhalb des eigentli- chen Tagesgeschäfts ist auf 20 Prozent gestie- gen“, sagt Alexander Reschke von der Bera- tungsfirma Konsort, die im Herbst 2014 ihre nunmehr dritte Studie zum Status quo im deutschen Verwahrstellenmarkt veröffentlicht hat. Die Umsetzung der gesetzlichen Anfor- derungen und die Abstimmung der neuen Ver- träge und Service-Level-Agreements fressen in vielen Häusern die angestrebte Produktivi- tätssteigerung auf, lautet eines der Kernergeb- nisse der Umfrage. Ob sich weitere Anbieter durch die schärferen Rahmenbedingungen entmutigen lassen, sei laut Reschke jedoch nicht abschließend zu beantworten. Ihm zu- folge könnte das neue KAGB-Regime insbe- sondere durch die Erweiterung auf alternative Investments und geschlossene Fonds kurzfri- stig gar zu einer steigenden Zahl von alterna- tiven Verwahradressen führen. So können nun auch Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwaltskanzleien als Verwahrstelle agieren, die bislang statistisch nicht erfasst sind. Tobender Preiskampf Nachhaltig verändert hat die Regulierung des grauen Kapital- marktes den Verwahrstellenmarkt laut Reschke aber bislang noch nicht. „Das Emissionsvolumen der geschlossenen Fonds ist in ein Regulierungsloch gefallen. Erst wenige Fonds wurden nach neuem Recht aufgelegt. Im Ver- gleich mit dem Wertpapier- sektor wird das Volumen dieser Fonds bis auf Weiteres verschwin- dend gering bleiben“, glaubt Reschke. Weniger als die Hälfte der Verwahrstellen, die dieses Marktsegment 2012 interessiert verfolgt und die Erweiterung ihres Geschäftsfeldes geplant hätten, seien heute im Bereich der geschlosse- nen Fonds aktiv, so der Experte – auch weil sich das Segment der geschlossenen Fonds offenbar nicht wie erhofft als Eldorado der Verwahrstellen entpuppt. Laut Konsort-Stu- die übertrifft der Preiskampf im Bereich der Beteiligungen sogar jenen, der seit Jahren im Wertpapiersektor tobt. Unerwähnt bleibt in diesem Zusammenhang jedoch, dass sowohl die Emissionshäuser auf Kundenseite als auch die Banken als klassische Verwahrstel- len vielfach Bauchschmerzen mit der Thema- tik haben. Beide Seiten plagen Imageproble- me. Bedenken, eine Zusammenarbeit könnte jeweils negativ auf den Geschäftspartner ab- färben, belasten das Verhältnis, was letzten Endes den in den Markt drängenden alternati- ven Verwahrstellen in die Karten spielt. Sie haben in der Regel jahrelange Erfahrung mit geschlossenen Investmentvermögen und bes- te Kontakte zu den Emissionshäusern. Allein die komplexen Verwahrprozesse müssen sie sich erarbeiten. Andersherum fehlt den eta- blierten Banken die Produktexpertise im Be- teiligungssegment. Von 18 neuen Fondsman- daten wurden zuletzt die Hälfte an Caceis, zwei an Hauck undAufhäuser sowie ein Man- dat an State Street übertragen. Die restlichen sechs Mandate verteilen sich auf den Wirt- schaftsprüfer Cordes-Treuhand (4, alle Aqui- la/Alceda) und jeweils ein Mandat an BLS Revisions- und Treuhand (HTB Fonds) und Dehmel Rechtsanwaltsgesellschaft (Immac). Wachstumsmarkt mit Abstrichen Die neuen Wettbewerber treffen trotz des zunehmenden Konsolidierungsdrucks in der Verwahrbranche auf einen Wachstumsmarkt. Aufgrund der positiven Börsenentwicklungen der letzten Jahre ist das in Deutschland ver- wahrte Fondsvolumen seit 2012 um knapp 26 Prozent gewachsen. Die Zahl der dahinter lie- genden Fondsprodukte stieg im selben Zeit- raum um 3,5 Prozent. Die Häuser mit dem ab- solut größten Zuwachs seit 2012 sind wenig überraschend die größten fünf Verwahrstellen (siehe Grafik unten) – auch wenn drei der fünf „Großen“ nicht zuletzt durch Akquisitio- nen gewachsen sind. Laut Konsort-Studie lässt sich dennoch ein Muster für erfolgreiche Verwahrstellen erken- nen. So beschäftigen 86 Prozent von ihnen eine Vertriebsmannschaft. Unter allen Teil- nehmern der Studie, die 90 Prozent des Ge- samtmarktes abdecken, sind es nur 57 Prozent. „Hier lässt sich ein klarer Zusammenhang able- sen. Schon in den vergangenen Jahren waren regelmäßig jene Häuser erfolgreich, die über ein spezielles Sales-Team für die Depotbankfunktion verfügten“, sagt Reschke. Viele Mitbewerber hätten sich das inzwischen abge- schaut und ebenfalls erfolgreich Vertriebsteams aufgebaut. Wobei sich aber der Fokus insgesamt spürbar verlagert: Für nur noch 44 Prozent der Immobilienver- wahrstellen ist das Geschäftsfeld Immobilienfonds „sehr wichtig“. Vor zwei Jahren waren es laut Studie noch 80 Prozent. FP vertrieb & praxis I verwahrstellenmarkt Foto: ©  Konsort Die größten Gewinner zwischen 2012 und 2014 62.755,5 Mio. BNP Paribas ___________ + 38,0 % 47.537,4 Mio. State Street Bank _______________ + 30,9 % The Bank of N.Y. Mellon ____________________ + 35,0 % HSBC Trinkaus & Burkhardt _______________________ + 50,6 % J.P. Morgan __________ + 36,4 % Volumenszuwachs (relativ) Volumenszuwachs (absolut) Angaben in Euro Quelle: eigene Berechnungen, Datenbasis BVI-Verwahrstellenstatsitik per 30.6.2014 und 30.6.2012 39.477,9 Mio. 36.211,3 Mio. 35.961,5 Mio. Alexander Reschke, Konsort: „Der Anteil der Arbeit außer- halb des Tagesgeschäfts ist auf 20 Prozent gestiegen.“ 108,1 % Donner & Reuschel ________________ + 2.867,8 Mio. 82,6 % 62,0 % 50,6 % 49,2 % LB Hessen-Thüringen __________________ + 17.786,0 Mio. Südwestbank ___________ + 1.158,4 Mio. HSBC Trinkaus & Burkhardt _______________________ + 36.211,3 Mio. Nord/LB ___________ +9.641,6 Mio.
        
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