FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

vertrieb & praxis I harald bareit | cfa society germany 222 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 Foto: © CFA Society Germany I n der Finanzwirtschaft zählen Zusatz- qualifikationen und postgraduale Stu- dien zu den beliebtesten Mitteln, um die Karriere anzukurbeln, wobei der Trend eindeutig in Richtung fundiertes und spezialisiertes Wissen geht. Eine der in dieser Hinsicht anerkanntesten und zu- gleich anspruchsvollsten Weiterbildungs- möglichkeiten bietet das internationale Programm Chartered Financial Analyst (CFA), das seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Mit 2.000 Mitgliedern ist die CFASociety Germany hierzulande bereits der größte Berufsverband für institu- tionelle Investoren, Portfoliomanager, Finanzanalysten und Investmentconsul- tants und nach Großbritannien und der Schweiz der drittgrößte CFA-Landes- verband in Europa. Seit 2012 ist Harald Bareit ehrenamtlicher Präsident des deut- schen CFA-Ablegers. Herr Bareit, CFAs arbeiten in der Regel für Fondsgesellschaften und Banken. Hat sich das Selbstverständ- nis von CFAs seit Beginn der Finanz- krise Ihrer Einschätzung nach ver- ändert? Ein Blick in die Stellenanzeigen für Positio- nen im Banking und im Portfoliomanagement sowie in der Hedgefonds- und Private-Equi- ty-Industrie zeigt: Für diese spezialisierten Finanzbereiche wird heute von den Arbeit- gebern zumeist ein CFA verlangt. Allerdings hat sich das Interesse am CFA in den letzten Jahren branchen- und funktionsübergreifend durchaus verbreitert. So gehören beispiels- weise auch Wirtschaftsprüfer und Consultants zu den Berufsgruppen, die den CFA an- streben. Der von der Finanzkrise ausgelöste Imageverlust für die gesamte Finanzin- dustrie hat sich auf die Nachfrage nach CFA-Ausbildungen nicht ausgewirkt? Studien des CFA Institute bestätigen den von Ihnen angesprochenen Vertrauensverlust. Mit- arbeiter, die heute aktiv eine weitere Profes- sionalisierung anstreben, senden daher positi- ve Signale in den Markt und an die Arbeitge- ber. Gerade in Post-Krisenzeiten, etwa nach dem Platzen der Dotcom-Blase und im Nach- gang der Subprime-Krise, stiegen die weltwei- ten Prüfungsanmeldungen oft überproportio- nal um 25 Prozent und mehr an. Seit 2008 hat sich das Aufkommen der Prü- fungen auf einem hohen Niveau gehalten. Zur letzten CFA-Prüfung im Juni 2014 haben sich weltweit 211.691 Kandidaten angemeldet, davon 2.677 in Deutschland. Träger des Titels sind verpflichtet, sich jedes Jahr aufs Neue einem strengen Ethikkodex zu unterwerfen, dessen Einhaltung – theoretisch – durch das CFA Institute kontrolliert wird. Ver- stöße können auch geahndet werden – ist Ihnen ein Fall bekannt, in dem das tatsächlich passiert ist? Bei Nichteinhaltung der von Ihnen ge- nannten Regeln beziehungsweise bei gro- ben Vergehen gegen diese Richtlinien können eine Reihe von Maßnahmen ein- geleitet werden – das reicht von der ver- traulichen Ermahnung bis hin zur öffent- lichen Rüge oder vollständigen Aberken- nung des CFA-Titels. Insgesamt wurden im letzten Jahr 394 Fälle geprüft. In über 300 dieser Fälle ergab die Untersuchung, dass keine Maßnahmen erforderlich wa- ren. Nur einem Charterholder wurde der Titel dauerhaft aberkannt. Positiv ist: Zwei Drittel der geprüften Fälle sind „Selbst- anzeigen“. Dies zeigt, wie sehr die Mitglieder für professionelle und ethische Standards sensibilisiert sind. Der Erfolg von passiven Anlageproduk- ten legt nahe, dass immer weniger – pro- fessionelle – Investoren an die Leistungs- fähigkeit von aktiver Vermögensverwal- tung und damit an die Arbeit von CFAs glauben. Hat diese Entwicklung Einfluss auf die Ausbildung und die berufliche Praxis von CFAs? Ich denke, die Unterscheidung zwischen akti- ven und passiven Anlageinstrumenten greift als Parameter für oder gegen den CFA zu kurz. Der CFA steht in erster Linie für Profes- sionalisierung und für sehr versiertes Know- how verschiedener Assetklassen und Anlage- Die Ausbildung zum Chartered Financial Analyst (CFA) zählt zu den anspruchsvollsten Weiterbildungsmöglichkeiten in der Finanzbranche. Im Interview mit FONDS professionell spricht Harald Bareit , Präsident der CFA Society Ger- many, über die stark wachsende Nachfrage, sinkende Bestehensquoten und mögliche Weiterbildungsalternativen. Harald Bareit: „Unsere Erfahrung ist, dass der CFA von zahlreichen Arbeitgebern in Deutschland verstärkt nachgefragt wird.“ „Nur jeder fünfte Teilnehmer » Gerade in Post-Krisenzeiten sind die weltweiten Prüfungsanmeldungen oft überproportional um 25 Prozent und mehr angestiegen. « Harald Bareit, CFA Society Deutschland

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