FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014

ten. Zudem widmen wir rund 15 Prozent der Lehrinhalte dem Thema Kapitalmarktethik. MBA und CFA schließen sich gegenseitig nicht aus. Beide Programme zu meistern be- deutet jedoch erhebliche Selbstdisziplin und zeitlichen Aufwand. Für eine Topkarriere in der Finanzindustrie dürften die meisten Marktteilnehmer erst den CFA und dann den MBA empfehlen. Worauf sollten Kandidaten bei derWahl einer postgradualen Ausbildung achten? Neben MBA und CFA gibt es zum Beispiel den Certified International Investment Analyst oder den Certified Financial Planner. Die Mo- delle unterscheiden sich mit Blick auf Renom- mee, Inhalte, Dauer und Kosten der Aus- bildung merklich. Bei MBA-Programmen würde ich vor allem aufpassen: Der eigentliche Wert liegt oft nicht im Titel, sondern in der Schule beziehungsweise der Fakultät, an der er erworben wurde. Dies ist ein Vorteil des CFA, dessen Curriculum und Prüfungen rund um den Erdball dek- kungsgleich sind. Grundsätzlich würde ich bei allen Anbietern auch immer darauf ach- ten, wie die sogenannten „Placement“- oder „Employment“-Statistiken ausfallen. Denn diese sind ein guter Indikator dafür, inwieweit Absolventen nach dem Ab- schluss tatsächlich entsprechende Stellen erfolgreich besetzen. Die Bestehensquoten in den drei CFA- Levels sind seit dem Jahr 2000 konti- nuierlich gesunken – von 52, 54 und 64 Prozent auf 38, 43 sowie 48 Prozent. Wird die Ausbildung schwieriger, oder werden die Kandidaten schwächer? Das muss man vor dem Hintergrund des größeren Teilnehmerkreises des CFA-Pro- gramms einordnen. Der CFA war zu Beginn wirklich nur einer sehr ausgewählten und spe- zialisierten Klientel aus Finanzexperten be- kannt. Mit den Jahren haben sich die berufli- chen Hintergründe der Kandidaten verbreitert und auch die geografische Verteilung. Um Ihre Zahl noch zu konkretisieren: Beim CFA- Programm hält durchschnittlich nur jeder fünfte Teilnehmer bis zum Ende durch. Ich bewerte es aber als überaus positiv, dass viele Marktteilnehmer ein Interesse an professio- nellen Standards zeigen. Mit dem „Claritas“-Programm bieten Sie seit Mai 2013 auch Nichtfinanz- experten eine abgespeckte Weiterbil- dungsmöglichkeit im Finanzbereich. Was genau verbirgt sich dahinter? Das Claritas-Programm ist das Pendant zum wesentlich anspruchsvolleren CFA und richtet sich in erster Linie an Mitarbeiter aus Verwaltung, Marketing, Vertrieb, Buchhaltung und Kundenservice sowie den Rechts-, IT- und Personalabteilungen von Banken, Fonds- häusern, Versicherungen und anderen Un- ternehmen, die mit Investmentthemen täg- lich in Berührung kommen, jedoch nicht selbst in die Finanzanalyse oder in Investitionsentscheidungen eingebunden sind. Das Programm besteht aus insgesamt sieben Modulen zum Selbststudium, für die rund 100 Lernstunden über einen Zeitraum von sechs Monaten eingeplant werden müssen. Weltweit haben im vergangenen Jahr erstmals 2.408 Kandidaten von 70 Un- ternehmen aus 50 Ländern die Prüfung zum Claritas Investment Certificate bestan- den. Die Erfolgsquote lag bei 82 Prozent. Vielen Dank für das Gespräch. FP vertrieb & praxis I harald bareit | cfa society germany 224 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 Foto: © CFA Society Germany Harald Bareit Harald Bareit, Jahrgang 1969, ist seit 2012 ehrenamtlicher Präsident der CFA Society Germany und Geschäftsführer und Gesellschafter der QC Partners GmbH in Frankfurt am Main, einer eigentümergeführten Asset-Manage- ment-Gesellschaft mit Schwerpunkt auf alternativen Investmentstrategien. Zu seinen früheren beruflichen Stationen gehörten unter anderem Kepler Capital Markets (Head of Asset Management), Lupus alpha Alternative Solutions und DZ Capital Management. Bareit absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Gießen. Die CFA-Prüfung legte er 2003 ab. Harald Bareit: Präsident CFA Society Germany Der CFA-Abschluss im Überblick Das internationale CFA Institute, weltweiter Berufsverband der Chartered Financial Analysts (CFAs) mit Sitz in Char- lottesville, Virginia, zählt seit der Einführung des CFA-Pro- gramms im Jahr 1963 weltweit über eine Million Prüfun- gen. In Deutschland wird der CFA seit 1994 angeboten. Hierzulande gibt es derzeit rund 2.000 CFAs, weltweit sind es etwa 120.000 in 142 Ländern. Dabei hat sich die Nachfrage nach einem CFA-Abschluss in den vergange- nen 20 Jahren fast verzehnfacht. In der Regel rekrutieren sich die Interessenten aus dem Mitarbeiterkreis von Ban- ken, Investmentfirmen, Versicherungen, Private-Equity- Häusern und verwandten Bereichen wie Wirtschafts- prüfung und Immobilienwirtschaft (siehe Grafiken). Die Ausbildungsdauer für den CFA beträgt drei bis fünf Jahre, insgesamt müssen dabei drei Examensstufen mit jeweils sechsstündigen Prüfungen absolviert werden. Alle Materialien und auch die Prüfungen sind ausschließlich in englischer Sprache. Der Lernaufwand wird mit rund 900 Vorbereitungsstunden und 17.000 Seiten Übungsmaterial ange- setzt. Die Kosten für das Gesamtprogramm liegen bei etwa 3.500 US-Dollar, Prüfungs- orte in Deutschland sind München und Frankfurt am Main. Das Curriculum deckt zehn wesentliche Themenfelder ab: Neben „ethischen und professionellen Branchenstan- dards“ sind dies die „quantitative Finanzana- lyse“, „Volkswirtschaftslehre“, „Rechnungsle- gung und Berichtswesen“, „Corporate Finan- ce“, „Aktien“, „festverzinsliche Wertpapiere“, „Derivate“ und „Alternative Investments“ sowie „Portfoliomanagement & Vermögensplanung“. Die Voraussetzung für das Tragen des CFA-Titels sind die erfolgreiche Absolvierung der CFA-Levels I–III, vier Jahre relevante Berufserfahrung, die Mitgliedschaft im CFA Institute und die jährliche Anerkennung der internationalen Ethik- und Branchenstandards des Verbandes. CFA-Kandidaten weltweit Mitglieder der German CFA Society nach Berufsgruppen 2014 2010 2005 2001 1994 211.691 Portfoliomanager | 23,5 % Consultant | 11,9 % Research Analyst | 9,3 % Corporate Financial Analyst | 8,9 % Risikomanager | 7,3 % 6,7 % Investment Banking Analyst Relationship Manager Finanzberater Chief Executive Strategist 5,8 % 5,0 % 4,2 % 4,2 % Private Banker | 0,9 % Sonstige | 12,3 % 202.500 110.747 86.227 23.772

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