FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2014
232 www.fondsprofessionell.de | 4/2014 vertrieb & praxis I deka Foto: © Dekabank D er 7. September wird einigen Deka- Managern noch in guter Erinnerung sein. „Viele Deka-Fonds sind schlecht“, titelte an jenem Tag die „Frank- furter Allgemeine Sonntagszeitung“. Da kann einem schon mal der Appetit aufs Familien- frühstück vergehen. Die renommierte Zeitung beruft sich auf eine Auswertung der Rating- agentur Morningstar, laut der die Deka in puncto Fondsqualität nur Rang 37 unter 50 Anbietern erreicht – und damit klar hinter den anderen großen deutschen Anbietern Deutsche AWM, Allianz Global Investors und Union Investment liegt. „Schaut man allein auf Aktien, rutscht die Gesellschaft im Morningstar-Vergleich sogar noch weiter ab: Sie erreicht dort gerade einmal Rang 46 von 50“, so die FAZ. Das ruft gleich andere Statistiken ins Ge- dächtnis: Als Einzige der großen vier musste die Deka im Geschäft mit Wert- papierpublikumsfonds in jedem einzelnen Jahr seit der Finanzkrise milliardenschwere Mittelabflüsse hinnehmen, geht aus Zahlen des Branchenverbandes BVI hervor (siehe auch die Auswertung in FONDS professio- nell 1/2014). Von Ende 2007 bis Ende 2013 schrumpfte das Volumen der Fonds um ein Viertel. Zum Vergleich: Trotz Lehman- Pleite und Börsencrash legte der DAx in die- ser Zeit um 20 Prozent zu. Schlechte Fonds, hohe Abflüsse – was liegt näher, als die Deka abzuschreiben? Die Ver- suchung ist groß, und es gibt nicht wenige in der Branche, die für die Sparkassen-Tochter nur ein müdes Lächeln übrig haben. Doch das ist zu kurz gegriffen. Vielmehr ist die Wahr- scheinlichkeit gar nicht so gering, dass im „Trianon“-Hochaus nahe der Frankfurter Oper eine Turnaround-Story geschrieben wird. Denn die Deka erfindet sich gerade ein Stück weit neu. Das Institut startet die wohl größte Vertriebsinitiative, die der deutsche Invest- mentmarkt seit Langem gesehen hat. Und auch die Fonds holen, wenn auch langsam, wieder auf. Milliardenabflüsse Um die Misere, in der die Deka steckte, zu verstehen, bietet sich ein Blick in die Ge- schäftsberichte an. Demnach zogen Anleger seit dem Lehman-Jahr 2008 bis zum ersten Halbjahr 2014 fast 24 Milliarden Euro aus Wertpapierpublikumsfonds und Vermögens- verwaltungen der Deka ab. Um die Zahl ein- zuordnen: Nur neun BVI-Mitglieder verwal- ten überhaupt mehr als zehn Milliarden Euro in Publikumsfonds. Mit Spezialfonds und Mandaten sammelte die Deka im gleichen Zeitraum zwar 16,2 Milliarden Euro bei insti- tutionellen Investoren ein, doch das macht die Abflüsse lange nicht wett (Grafik unten). Nur an der Zurückhaltung der konserva- tiven Sparkassen-Kunden kann das kaum liegen. Denn Union Investment, der Wettbe- werber aus dem Lager der Genossenschafts- banken, schlug sich deutlich besser, obwohl er eine ähnliche Klientel anspricht. Die Fonds- Genossen, die in einem schmucklosen Klotz nahe dem Frankfurter Hauptbahnhof arbeiten, haben in den letzten Jahren offensichtlich eini- ges richtig gemacht. Die Union-Fonds pro- fitieren zum Beispiel vom starken Riester-Ge- schäft, das auch in schlechten Zeiten für Mit- telzuflüsse sorgt: Fast zehn Milliarden Euro liegen inzwischen in diesen Verträgen. Die Deka dagegen muss hilflos mit an- sehen, wie ein Fondssparplan mit vermö- genswirksamen Leistungen (VL) nach dem anderen ausläuft. Vielen Sparkassen gelingt es nicht, die VL-Sparer davon zu überzeu- gen, das fällige Geld wieder in Wertpapiere zu investieren. Das ist ein Grund dafür, warum die Zahl der Dekabank-Depots seit Jahren sinkt (siehe Grafik nächste Seite). Zwar verwaltet die Deka noch immer 3,9 Millionen Depots, bei 50 Millionen Spar- kassen-Kunden darf das aber nicht als großer Erfolg gelten. Hohe Mittelabflüsse, schwache Fonds – die Deka kämpft seit Jahren mit Problemen. Doch langsam deutet sich der Turnaround an. Zeit, dass sich was dreht Die Deka-Zentrale sitzt im „Trianon“, einem 186 Meter hohen Wolkenkratzer in Frankfurt. Der neue Vorstandschef Michael Rüdiger baut die Bank seit rund zwei Jahren vom Fondsanbieter zum Wertpapierhaus der Sparkassen um. Nettovertriebsleistung Wertpapiere Die Zuflüsse von institutionellen Investoren konnten die Abflüsse aus Wertpapierpublikumsfonds nicht ausgleichen. Quelle: Deka 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 1. HJ 2014 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 0 Publikumsfonds und fondsbasiertes Vermögensmanagement Spezialfonds und Mandate Mrd. Euro
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